Hallo ihr,
ich melde mich bei derartigen Diskussionen so gut nie mehr zu Wort, weil es fast immer auf das Gleiche hinaus läuft. Schlagabtausch ohne Ende, unter hartnäckigem Festhalten an der eigenen Meinung bis dann... ja... bis dann irgendwann die Luft raus ist.
Das hält mich aber nicht davon ab, hin und wieder ein wenig zu lesen. Und wenn ich dann im Forum "allg. Diskussionen" den (wieder mal) laufenden Streit um's Kritisieren verfolge, komme ich zu der Ansicht, dass es nicht wenige Lupianer begrüßen würden, wenn die LL nun gänzlich zum Streichelzoo erklärt würde. Ja, da wird ernsthaft darüber diskutiert, ob es für sensible Autoren nicht lieber angebracht sei, von vorherein darauf aufmerksam zu machen, dass ihnen nichts an Kritik läge. Also, da geht mir dann doch der Hut hoch. Wozu sind wir denn hier? Genau das ist doch das Salz in der Suppe!
Auch ich habe etwas gegen völlig überzogene oder gar boshafte Kritik. Aber wenn, wie im vorliegende Falle, schon jemand ins Fettnäpfchen tritt, der eigentlich nur loben wollte - dann verstehe ich die Welt nicht mehr.
Da schreibt also jemand unter einen Text:
" Ich find das Gedicht ja richtig schön ... rührend. Aber - es tut mir leid - ich finde da keine Erotik.
Öffne mir die Augen."
Hier schließt sich also an ein wahnsinnig dickes Lob eine schlichte Frage an. (Ich konnte nicht mal die Spur von Ironie darin entdecken) Anstatt nun sachlich zu erklären, was sie unter Erotik versteht, versteigt sich die nicht einmal kritisierte Autorin dazu, ihre Antwort mit folgendem Satz zu beginnen:
"ich lese es, antworte Dir, weil ich fürchte,
alle anderen würden Dich verreißen."
Das ist für mein Verständnis nicht nur arrogant, sondern zeugt von einer fast schon peinlichen Selbstüberschätzung der Autorin.
Ich wage gar nicht, daran zu denken, wie sie reagiert hätte, wenn als erstes folgende Kritik unter ihr Werk gesetzt worden wäre.
< Ob erotisch oder nicht - das ist hier doch ziemlich nebensächlich. Inhaltlich finde ich das kleine Werk sehr ansprechend. Leise und sehr schöne Worte, die eine durchaus nachvollziehbare Stimmung vermitteln. Aber ein Gedicht? Da lasse ich mit Ach und Krach die ersten vier Zeilen gelten. Der Rest ist sehr schön geschriebene Prosa, die ziemlich willkürlich mit der Entertaste gnadenlos zerhackt wurde. Auch Lyrik (man sollte es nicht glauben) unterliegt einer gewissen Rhythmik. Wenn ich zum Beispiel die Zeilen:
"ich ein wenig zur Seite, er kommt zu
mir, und der große Kuschelbär hinter mir"
lese, empfinde ich kein lyrisches Schwingen, sondern ärgere mich nur über den störenden Zeilenumbruch.>
Das war mein völlig subjektiver Eindruck. Und wenn jetzt jemand sagt: "Ich sehe das ganz anders." Nun - dann ist das auch subjektiv. Bei Kritik ist das immer so. Aber soll man deshalb lieber darauf verzichten? Ich glaube - nein. Ersten steckt fast in jeder Kritik mindestens e i n Körnchen Wahrheit und zweites ist sie ein brauchbares Mittel, um mal die selbstverliebte Nabelschau zu unterbrechen und darüber nachzudenken, warum man mein Werk so beurteilt. Doch nicht aus Boshaftigkeit!!!
Kritik hilft weiter - auch wenn sie noch so harsch erscheint. Autoren, die dies nicht erkennen können oder wollen, sollten sich (falls nicht schon geschehen) eine HP basteln und mit glänzenden Augen das Zählwerk verfolgen.
Übrigens: Nach den 18 Monaten meines Lupendaseins wurden - Andrea
kolibri
mact
und jon
zu meinen Kritiker-Favoriten. Alle knallhart, meist voll ins Ziel treffend, aber sachlich und - höflich. Begegnungen mit ihnen haben mir nicht geschadet. Im Gegenteil!
Gruß Ralph