hinter den augen nistet

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noel

Mitglied
in die stadt gehe ich manchmal
um töne
zwischen den wOrtfragmenten
zu schauen
um zu fühlen
was an ungesagtem
hinter den augen nistet
lange dachte ich
am anfang war das wort
aber es muss das wort gewesen sein
dass den text diktierte
am anfang war klang
vielLeicht auch farbe
aber als das wort auftauchte
waren die ersten wellen schon verebbt
manchmal gehe ich
im stechschritt
in die stadt
nehme
zahle
gehe
 

rosste

Mitglied
Hallo noel,
gefällt mir gut bis auf:
aber es muss das wort gewesen sein
dass den text diktierte
- bedeutet ja: "das wort diktierte den text" - und das soll so nicht sein, nicht wahr?
der text soll das wort diktieren - o.k.
du dachtest am anfang war das wort. - jetzt denkst du aber nicht mehr so.
du denkst also "am anfang war der text"
"aber es muss das wort gewesen sein
dass den text diktierte" - du hoffst also, dass der text nicht durch das wort diktiert wurde, UND bist aber überzeugt, dass das wort den text diktierte. das ist ein widerspruch.

aber es muss das wort gewesen sein
dass den text diktierte
- ...das den text... muss es heißen.

lg
 

noel

Mitglied
ola rosste

dein rückschluss ist selektiv und textimmanant
erklärbar
aber nicht der einzig mögliche
& hier auch nicht der gemeint_geschriebene

lange dachte ich
am anfang war das wort
aber es muss das wort gewesen sein
dass den text diktierte
will meinen, das wort sprach sich selber in
form des textes dazu aus, aber eigentlich WAR & IST

am anfang war klang
vielLeicht auch farbe
aber als das wort auftauchte
waren die ersten wellen schon verebbt
es geht hier um die töne & klänge die zwischen den augen nisten, zwischen den wOrten
VOR den worten und um die überschätzung ( am anfang war das wort) der worte etc.

noel
 
S

Stoffel

Gast
Guten Morgen,

spontan würde ich eher sagen, "in" den Augen nistet, statt hinter.
Hinter den Augen passiert ja sehtechnisch einiges.

Man kann ja aus Augen eben einiges "lesen", drum dachte ich so.

Mehr kann ich grad nicht sagen, nur ein Gedanke.:)

lG
Sanne
 

Mirko Kussin

Foren-Redakteur
Hallo noel,
ein sehr schöner Text. Sehr schön finde ich die Gegenüberstellung manchmal - manchmal an Anfang und Ende des Textes, die gehetzen drei Worte nehme-zahle-gehe, setzen sich wunderbar zu den langsamen Gedanken im ersten Teil des Textes ab.
Vielleicht etwas zu unvermittelt der Übergang, aber auch das passt für mein Gefühl zumindest ganz gut zum Text.
Lyrik ist es allemal und sogar empfehlenswerte :)
Gruß
Mirko
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe noel,

diesen Text kann ich Dir gut nachempfinden. Das Wort und die Wörter sind nun einmal zweierlei Dinge. Das Wort wiederzufinden ist uns unmöglich, und so bleibt uns nichts Anderes als auf die Suche zu gehen, um hinter den Dingen auch hinter Sprache etwas Eigentliches zu entdecken.
Farben und Klänge haben ihren Ursprungsquell besser bewahren können als Wörter.
Den Schluss "übersetze" ich mir so: Manchmal ist das Lyri unterwegs,entdeckt etwas von dem Eigentlichen und gibt dafür etwas zurück innerhalb von Sprache.
Ein geglückter Versuch, ein Ungenügen an Welt zum Ausdruck zu bringen.

Also, so lese ich Deinen Text und er gefällt mir.
Liebe Grüße von Vera-Lena
 

Inu

Mitglied
Endlich mal etwas von Dir, das sogar ich nachfühlen kann :)

ein sehr gutes Gedicht, finde ich. Originell auch.

Gruß
Inu
 



 
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