it`s war

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M

margot

Gast
der präsident wischte sich
die schweißnasse stirn
„we`re on the way to bagdad“,
sagte er vor dem generalstab
die kriegsmaschine wurde
wie durch knopfdruck
in gang gesetzt
die matrosen auf den schwimmenden
festungen raunten sich zu
„ ... it`s war ...“
hunderttausende vasallen des
krieges wie ein räuberisches
ameisenvolk
es funktionierte wie am schnürchen
der gegner wurde platt gemacht
rund um die uhr
verfolgten sie die kriegsszenarien
auf den bildschirmen
die nächte waren finsterer als sonst
es war unerträglich still
als hätte man den ton abgedreht
und sah doch die schreienden menschen
die blitze am himmel
die rauchenden ruinen
der präsident trat vor das volk und
verkündete, dass der feind
vernichtend geschlagen sei
die achse des bösen habe die stärke
der zivilisierten welt deutlich
zu spüren bekommen
der feindliche despot
getötet
der präsident wischte sich die
schweißnasse stirn
die eigenen verluste, so sagte er
seien unter dem ausgefallen, was man
hätte erwarten
können
 

Vera-Lena

Mitglied
Krieg

Hallo, margot,

jetzt hast Du Dich ja doch an das Thema herangewagt. Es ist Dir sehr gut gelungen. Ich wünsche mir nur sehnsüchtig, daß es nicht so kommen wird. Sehr schön ironisch die schweißnasse Stirn des Präsidenten.

Liebe Grüße Vera-Lena
 
M

margot

Gast
liebe vera, danke, daß du`s gelesen hast.
"die schweißnasse stirn" des präsidenten war durchaus
nicht ironisch gemeint. dazu ist diese scheiße zu ernst.
(zugegeben, man kann`s ironisch auslegen.)
auch ich habe noch ein fünkchen hoffnung, daß wir diesen
irrsinn nicht erleben müssen.
wenn ich an gott glauben würde, ich würde jetzt anfangen,
für alle an diesem krieg beteiligten zu beten.

ralph
 
@ margot

Dein Text ist so gelungen, (daß ich mich schon frage: Ist Dir das Bier ausgegangen?).
Die Bearbeitung des Themas hast Du ganz fein, neutral und elegant hingekriegt. Bravo!
(ich kann's nicht, hab' zuviel Wut im Bauch)
 
M

Moonfox

Gast
Hallo Margot,

ja, von diesen Texten braucht die Welt gerade jetzt mehr.
Wenigstens hast du dich mit einer klareren Sprache als ich diesem Thema gestellt. Ansonsten ging es mir wie Vera-Lena.
Danke für dieses Gedicht.

Moonfox
 
M

margot

Gast
moonfox, mir wäre es lieber gewesen, wenn ich das gedicht
nicht geschrieben hätte.
meine sprache will ich immer algemeinverständlich formulieren.
ich gehe da von mir aus. trotzdem versuche ich eine
inhaltliche tiefe sowie kunstfertigkeit zu vermitteln.

danke
ralph
 



 
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