jesus loves you

Stefan_Senn

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Whoaah, war das eine Nacht. Jesus, der Mann, den sie Messias nannten, erhob sich aus seinem Nachtlager. Den ganzen Tag predigen, diese ungläubigen Massen, diese stupiden, einfachen Leute von seiner Idee überzeugen, immer in Gleichnissen reden und ab und zu ein Wunder, eine kleine Showeinlage fürs staunende Volk.
Ja, früh am Morgen war die Zeit, in der er von diesem Gefühl übermannt wurde, sein Handeln sei sinnlos. Öfters schon wollte er diese ganze Predigerscheisse aufgeben, sich irgendwo als Zimmermann niederlassen und mit seiner Frau eine Fussballmannschaft voll kleiner Bälger haben, auf die er stolz sein konnte, denen er die Welt erklären konnte.
Ja, alles könnte so einfach sein, wäre da nicht sein Daddy, sein alter Herr, der ihm immer wieder im nacken sass und ihn ermahnte:"Junge, DU bist der Auserwählte, mit deinen Stories können wir Milliarden aufs Kreuz legen, wir können Reichtümer anhäufen, Macht haben, Frauen, gedünstete Schafe, Wein, was du willst. Mensch, alles liegt an dir. DU bist die Speerspitze der Revolution. Also Kleiner, enttäusch Daddy nicht und mach deinen Job gut!"
Ja, Jesus war ein folgsamer Junge-wenn auch wiederwillig, bisher hatte er sich immer Daddy´s Worten gefügt.
Seufzend blickte er zu seiner Linken, auf die schlafende Maria Magdalena. Stolz erfüllte ihn. Er war der Liebhaber dieses Teufelsweibes, hatte sie aus dem Sumpf der Prostitution geholt, sie beschützt vor den geifernden Mengen die sie steinigen wollten und sie auch jetzt noch ächteten und mieden.
Yeah Maria Magdalena-voll von Liebe und Zärtlichkeit und sie war sein.Sie gab ihm Kraft, dieses Leben zu überstehen, war sein Sonnenstrahl am regnerischen Himmel, sein rettungsanker im stürmischen Ozean des Alltags. Er küsste sie sanft auf die Stirn und erhob sich aus seinem Nachlager. Er blickte nochmals auf seine schlafende Geliebte. Wie süß, wie lieblich, kein Engel aus Daddy´s Lustgarten konnte mit ihr konkurrieren. Ja-sie war eine ganz besondere Frau.
Es klopfte an der Türe:"Jesus, Alter, schon wach?"
"Hmm ja-schon, komm rein!"
Die Türe öfnnete sich und Petrus betrat sein Schlafgemach. Mit einem Grinsen auf den Lippen wies er mit dem Kinn aufdie schlafende Maria:"Wiedermal die Botschaft der Liebe unter´s Volk gebracht, was??" Jesus konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen:"Sicher, du weisst ja: Liebe deinen Nächsten!"
Ja Petrus o petroV, der Mann, den sie "Fels" nannten, ein vollbärtiger Schrank von zwei Metern, mit Pranken wie Tennisschlägern, aber einem weichem Gemüt. Jesus´ bester Kumpel und eine Art Sekretär, seine rechte Hand sozusagen. "Hast du deine heutige Rede schon fertig?" "Logisch!" Jesus tippte gegen seinen Kopf:" Alles gespeichert, heute werden wir eine rhetorische Sternstunde erleben!" "Wow, ich freu mich!"
Nach einem kurzen Frühstück mit den 12 Jungs, in denen Iscey, wie sie ihren Judas Iscariot nannten die Stimmung mit ein paar Römerwitzen gehoben hatte, machten sich die 14, Jesus die Jungs und Maria Magdalena, auf den Weg. Und schon nach einigen Schritten kamen sie wieder auf ihn zu, diese stupiden Fans, erwachsene Männer, die sich vor Jesus auf die Knie warfen und seine Sandalen nassheulten, Frauen, die sich die Kleider vom Leib rissen und extatisch schrien:"Jesus, planz´ mir deinen heiligen Geist in den Leib!"
Die Jungs bemühten sich, Jesus die Spinner vom Hals zu halten, weil sie wussten, wie sehr er sie hasste. Er, der einsame Denker, der stets gezwungen war, sich in Menschenmassen zu begeben. Er hatte Maria, seine 12 Kumpels, mehr brauchte er eigentlich nicht zum Glücklichsein, dennoch: jeder tag war für ihn wie ein Dolchstoss, immer schwerer fielen ihm seine Reden, Vaters Worte zur Erde zu führen, seine verspulten Gedanken zu verkünden.
In Momenten wie diesen, in denen sich seine Lippen zu einem seligen Lächeln verzogen, war es am schlimmsten-schlimmer noch als am Morgen.
Die Jungs wussten dies, Daddy wusste es auch, doch von ihm kam keine hilfe, nicht der Hauch einer Unterstützung-nur monotone Durchhalteparolen.
"Ich kann nicht mehr, bitte Papa, hol mich raus aus dieser Scheisse!"
Im Momenten wie diesem kam ihm der innere Dialog mit seinem Pa wie Sissyphosarbeit vor-er wusste was Vater sinngemäß antworten würde: "Junge, Mann REISS dich zusammen, Mensch, du bist doch ein Mann, andere würden ihre nieren für ein bisschen Ruhm geben und du führst dich auf, als würden sie dir die Beine abhacken. Steh auf, verdammt und sag ihnen was sie hören wollen!"
Nach einem endlos scheinendem Fussmarsch hatten sie endlich Jerusalem erreicht. Jesus war müde, hatte auf dem ganzen Weg wie imer seine Pflicht getan: ein paar Aussätzige geheilt, ein paar Blinden das Augenlicht gegeben, Depressive getröstet und allen Vaters Gedanken eingehämmert.
Eine lange Schar begeisteter Anhänger waren den 14 gefolgt.
Heute sollte er wieder eine Rede halten, in der Hauptstadt-ein Großereignis. Lange vor seiner Ankunft hatten sie die Stadt mit Plakaten vollgepflastert.JESUS LIVE-heute in Jerusalem auf dem Stadtplatz. Das Podium, auf dem er sprechen sollte, war mit Palmblättern und Blüten dekoriert und von tausenden Menschen umringt, die bei Jesus´
Anblick in Begeisterung und Verzückung ausbrachen.
Sprechchöre schwollen an:"JESUS, DU BIST DER BESTE!
JESUS CHISTUS, DIE MESSAGE, BEI DER MAN MIT MUSS!"
Mit Hilfe der Jungs bahnte sich Jesus einen Weg durch die Menschen, bis er auf dem Podium stand. Mit einem Augenblick war es mucksmäuschenstill geworden.
Alles war gespannt, hing an seinen Lippen, in Erwartung einer bahnbrechenden Rede.
Tausende Augenpaare waren auf ihn gerichtet auf Jesus, den Messias. Seine Rede in der Hauptstadt-Ein Großereignis.
"Nein!" dachte er "ich kann nicht mehr!" Er erhob die Stimme:"Leute-wisst ihr was? Leckt mich am Arsch
 
B

Bruno Bansen

Gast
Satire

Hi Stefan! Da offensichtlich der Erste, der Deinen Text gelesen hat, mit diesem nicht einverstanden war und diesen mit einer "1" , also schlecht bewertete, der Nächstet jedoch gegenteiliger Ansicht war und eine "10" vergab, kann man bereits hieran erkennen, daß da offensichtlich eine Kontroverse in's Haus steht.

Vorweg: Ich vergebe auch eine hohe Punktzahl, eine "9", weil Du das Thema ganz hervorragend, vor allem satirisch bis zum geht nicht mehr angefaßt hast und da wir uns hier innerhalb der Rubrik "Satire" befinden, kann nur das für eine Bewertung maßgeblich sein. Ich glaube nicht, daß ein Herr Jesus humorlos gewesen ist und ich bin sicher, daß er diese meisterhafte Satire von Dir ziemlich heftig grinsend sich zu Gemüte geführt hätte! Glückwunsch.

Viele Grüße.

Bruno
 

Zeder

Administrator
Teammitglied
Hallo Stefan,
wieso geht mir beim Lesen Deiner Geschichte dauernd ein Satz durch den Kopf:
"...und jeder bitte nur ein Kreuz!"
Wieso habe ich dauernd diese gepfiffene Melodie im Ohr?
...hmmm...

Eine ganz tolle Geschichte!
"...Daddy wusste es auch, doch von ihm kam keine Hilfe...nur diese Durchhalteparolen": Super!

Ganz kleine Anmerkung: Wenn Du noch den einen oder anderen Tippfehler ausradieren könntest, wäre es optimal!

Viele liebe Grüße
 



 
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