kunst- und weltsicht

M

margot

Gast
musik – literatur – bildende kunst
bilden ein dreieck, das je nach
projektionsebene
als drei seiten in unterschiedlichen
winkelkonstellationen abgebildet wird
sonderfälle zeigen die gleichseitigkeit
dieses daches der kunst
oder die deckungsgleichheit der
3 seiten
einem einzelnen dieser schenkel
können wir uns nur zuwenden
wenn wir uns mitten hinein begeben
als auge
und wenn wir lange genug an diesem
magischen ort verharren, nehmen wir
das dreieck als kreis wahr
wir wundern uns, dass wir jemals
eckpunkte sahen
wir werden die kunst, als das
erkennen, was sie ist
eine ganzheit wie unsere seele
wie die welt
das wird der zeitpunkt sein, da
wir weiter keine kunst produzieren
weil alles schon kunst ist
 

soleil

Mitglied
Guten Abend Ralph,

glaubst du, dass François Villon an "Kunstsicht" gedacht hat, als er beispielsweise die "ballade des contradictions" geschrieben hat?
Resigniert? Sag' mir, dass mich mein Eindruck täuscht?

wir werden die kunst, als das
erkennen, was sie ist
eine ganzheit wie unsere seele
wie die welt
das wird der zeitpunkt sein, da
wir weiter keine kunst produzieren
weil alles schon kunst ist


Ja, Kunst ist wie die Ganzheit unserer Seele, ABER wann erkennen wir wann, womit wir diese Ganzheit erreicht haben, ausdrücken haben können - wann haben wir die Ganzheit unserer Seele erreicht, erlitten, erstritten, erkämpft und erkennen somit kunst?

Soleil
 
M

margot

Gast
soleil

villons text müßte ich erst nachlesen, den du
da erwähnst. ich habe nicht mal meine eigenen
sachen im gedächtnis - also überfordere mich nicht.
wann wir das spüren? rimbeaud hat es vielleicht
ziemlich früh gespürt. ein anderer spürt es, aber
kann damit nicht umgehen und schießt sich den kopf
weg, etc, etc. ich kann dir deine frage nicht beantworten,
sowenig wie ich die frage nach gott beantworten kann.
ich wünsche mir persönlich, daß ich irgendwann den
frieden finde mit dieser weltsicht. momentan streite
ich noch. vielleicht werde auch ich die letzte lösung
wählen. der zeitpunkt dafür ist noch nicht da.
mein herz ist noch nicht ausgeblutet.

gruß
ralph
 

soleil

Mitglied
Hallo Ralph,

ich wollte dich nicht überfordern. Hier ist die Ballade:

Vor vollen Schüsseln muß ich Hungers sterben,
am heißen Ofen frier ich mich zu Tod,
wohin ich greife, fallen nichts als Scherben,
bis zu den Zähnen reicht mir schon der Kot.
Und wenn ich lache, dann habe ich geweint,
und wenn ich weine, bin ich froh,
daß mir zuweilen auch die Sonne scheint,
als könnte ich im Leben ebenso
zerknirscht wie in der Kirche niederknien...
ich, überall verehrt und angespien.

Nichts scheint mir sichrer als das nie Gewisse,
nichts sonnenklarer als die schwarze Nacht.
Nur das ist mein, was ich betrübt vermisse,
und was ich liebte, das hab ich umgebracht.
Selbst wo ich dachte, daß ich gestern war,
bin ich erst heute abend zugereist.
Da, von meinem Schädel ist das letzte Haar
zu einem blanken Mond vereist.
Ich habe nicht ein Hemd, es anzuziehn...
ich, überall verehrt und angespien.

Ich habe dennoch soviel Mut zu hoffen,
daß mir sehr bald die ganze Welt gehört,
und stehn mir wirklich alle Türen offen,
schlag ich sie wieder zu, weil es mich stört,
daß ich aus goldnen Schüsseln fressen soll...
Die Würmer sind schon toll nach meinem Bauch,
ich bin mit Unglück bis zum Halse voll.
Ich bleibe unter dem Holunderstrauch,
auf den noch nie ein Stern herniederschien,
François Villon, verehrt und angespien.

Gruß
Soleil
 
M

margot

Gast
soleil

kinsky las das wunderbar. ja, so liebe ich villon.
er liegt ganz auf meiner wellenlänge. wolltest du das
hören?
er war sicher stärker als ich und wortgewandter.
ich hätte als freund zu ihm hoch geschaut. ich wäre
mit ihm durch dick und dünn gegangen. naja.
ich werde auch ohne diese wunderbaren, toten dichter
mein leben versägen. ein glitzern schenkte mir das
universum, das reichte aus um die tanks meiner
schwermut aufzufüllen.

danke, daß du mir das gedicht gesendet hast.
ich vergaß fast, wie schön villon schreibt.

ralph
 

soleil

Mitglied
ralph

Kinski war wunderbar und Villon hat herrliche Zeilen geschrieben, aber ich wollte dir damit eigentlich nur eine Freude machen. Und genauso habe ich jetzt deine Antwort verstanden.

Gute Nacht
Soleil
 
M

margot

Gast
soleil

schönen dank für die freude.
nein, es war keine freude. es war eine minimale
anregung für mich an diesem abend. aber die
nehme ich freilich auch mit. nein, eigentlich
war`s auch keine anregung in dem sinne - es
war nette resonanz. wie ein flüchtiges lächeln
der supermarktverkäuferin. nein, das ist immer
noch zu wohlwollend. ich denke da jetzt eher
an einen vertreter, der mir irgendwas zwischen
tür und angel andrehen will. irgendwie hat er
spitz gekriegt, daß ich auf villon stehe, und
das nutzt er aus. und ich bin doch kein unhöflicher
mensch. es tut mir leid. ich kann mich nicht freuen,
aber wenn du nun schon im türrahmen stehst mit
villon unterm arm - außerdem habe ich wie immer
nichts vor. warum also dir nicht zuhören?
aber war`s das wirklich?

gute nacht
 
I

inken

Gast
....Gäääääääähn...!!!

Blutleere Kopfakrobatik .. ick gloob deine Viecher loofen immer noch über'n Desktop!!!

von Herzen Inken
 

Schakim

Mitglied
Kunst und Formenreichtum

Hi, margot!


Schon der Begriff "Kunst" ist Kunst! Das ganze Leben ist eine Kunst. Es fordert uns jeden Morgen frisch heraus. Die Schleimspur, die eine Schnecke hinterlässt, kann für des Betrachters Auge als Kunst erscheinen. Eine weggeworfene Milchtüte, aus der noch die letzten Tropfen Spuren über den Abfalleimer hinaus hinterlassen haben, kann Kunst bedeuten. Kaugummi am Boden zertreten... Ein Kind zu erziehen (verziehen) ist auch eine Kunst. Sich selber im Griff haben, auch das ist Kunst. Vogelgezwitscher in den überladenen Sommerbäumen bilden eine Form von Musik - auch Kunst. Kunst ist alles um uns herum. Du als Mensch in deinem ganzen Facettenreichtum bist Kunst... Kunst...Kunst...Kunst... Selbst Sterben ist Kunst. Tote begraben und verehren ist Kunst...


Gruss
Schakim
 
M

margot

Gast
gute nacht

inken - zu der kopffabrik stehe ich.
auch wenn ich hohlräume fabriziere und
käfer über meinen bildschirm laufen ...

schakim - kunst hat unendlich viele gesichter
wenn du sie von weltlichen aspekten aus
betrachtest
es besteht die paradoxe möglichkeit, in
der kunst ganz aufzugehen
was gleichzeitig auch das ende der kunst
bedeuten würde
diesen gedanken erörtert mein gedicht
abstrakt
 
B

Betty Blue

Gast
Absurd

Guten Morgen Ralph,

puh...hard stuff am frühen Morgen.
Ich stürze in Verwirrung und muss erst mal den Knoten in meinem Hirn lösen...lach.

So, jetzt gehts...glaube ich...hoffe ich!!!

Natürlich ist alles schon vorhanden...da hast du vollkommen recht, aber die eigentliche Kunst ist es doch, das Vorhandene mit dem individuellen zu verbinden um so einen anderes, einzigartiges und einmaliges Werk zu schaffen.

Zumindest ist das meine Interpretation. Kunst will nicht täglich neu erfunden werden....sie gibt mir die Möglichkeit zur Kommunikation mit mir selbst. Sie bietet mir die einmalige Chance, mich täglich neu zu entdecken.

Die Kunst hat mir die Absurdität des Lebens, aber auch des Todes deutlich gemacht....jetzt habe ich die Wahl...und ich wähle an jedem Tag aufs Neue...also hat die Kunst mich auch von der Last befreit "Leben ERTRAGEN ZU MÜSSEN".

Was bedeutet sie dir...die Kunst???

Ein Gruß von Betty
 

nally

Mitglied
hey ralph... ist es eigentlich arrogant, wenn man behauptet ein Künstler zu sein? Mir gefällt der Gedanke, nie ans Ende zu kommen... wer findet schon den Sinn in der Kunst, das Maximale?
 
M

margot

Gast
betty, nally

ich vergleiche die kunst und den künstler
mit dem meer, dem fernweh und dem seefahrer.
natürlich zu damaligen zeiten, zu melvilles
zeiten etwa. die verbindung zwischen der
ferne, dem meer und dem seefahrer kann sehr
intensiv werden. eine mystische verbundenheit
entsteht. das meer wird lebendig und tritt
in kommunikation mit dem seemann. dieser
erlebt auf seinen fahrten alle launen des
ozeans, manchmal gar tödliche. sein blick
ist oft auf die gerade linie des horizonts
gerichtet. er schaut nach land aus. aber im
hafen ist er auf dauer nicht glücklich. es
zieht ihn wieder hinaus auf die wasserwüste,
die sein schicksal bedeutet. an einem tag wird
er nicht zurückkehren.

nein, sich künstler zu nennen ist keine schande
und nicht nur elitären und berühmten geistern
vorbehalten. wir sind doch alle künstler.
es ist nur die frage, wie weit wir uns aufs
meer hinauswagen.

danke für eure inspirierenden kommentare
ralph
 
M

Monfou

Gast
Hi Ralph,

schönes sinniges und anregendes Gedicht.
Herzliche Grüße

Monfou

(PS: Einmal muss es "als kreis
wahr" statt "war" heißen. Aber vielleicht hat schon jemand darauf hingewiesen.)
 
M

margot

Gast
hi Monfou

anregend sollte es sein, um sich von den gedanken
über die kunst und ihre bedeutung für den menschen
treiben zu lassen.
danke für den fingerzeig auf meine rechtschreibliche
schlampigkeit. keine ahnung, wie mir solche fehler
immer wieder unterlaufen. selbst nach mehrmaligem
korrektur lesen ... wird verbessert.

nette grüße
ralph
 



 
Oben Unten