lamento

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nisavi

Mitglied
I

gefräßige krähen
aus der sonne gefallen
sie fanden dich
die mutter
den vater
im schlaf

II

überall fliegen
ihr seht mich
neunäugig
schreit stumm
mit blutigen mündern

III

ein schlehdorn wurzelt
neben meinen herzen
schwarze falter torkeln
hinter die lider
jede nacht liegen sie starr
auf meinen händen

IV

bruder, schau nicht nach süden
sieh in die augen des vaters
er findet dich dort
bruder, sei bei ihm
er hält dich im tod
und mich am leben
 

petrasmiles

Mitglied
Ich hätte schwören können, dass dies ein Mann geschrieben hat - und es ist ein junge Frau.
Meine Assoziationen treiben mich in archaische Kulturen, Bruderkriege, lassen mich Familienbande sehen, die Zeit und Raum nicht als Begrenzung akzeptieren.
Ich bin ratlos, und finde den Text in sich geschlossen, vollkommen, wenn ich das sagen dürfte, obwohl ich ihn nicht wirklich verstehe.
So kann das manchmal gehen.

Liebe Grüße
Petra
 

Walther

Mitglied
Hallo,

es ist schwez, Trauer und Klage in Worte zu fassen, die nicht schon schal schmecken. Diese Worte haben das geschafft.

Gruß W.
 

MarenS

Mitglied
Krieg, der Menschen im Schlafe tötet, von einer Familie beleibt ein abgerissner Zweig.

Manchmal schlagen solche Zweige Wurzeln aber selten.
Alles andere wurde schon geschrieben. Verbeugung!

Grüße von Maren
 
liebe nisavi,

das sind wirklich beeeindruckend-grausam-erschreckende bilder, die du hier mit deinen worten malst. ein text, der definitiv nachwirkt... respekt!

grüße von schnack.
 



 
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