larifari

4,50 Stern(e) 4 Bewertungen

Milko

Mitglied
Larifari


ich rücke meine Stühle
meine Stühle rück ich mir zurecht

wie meinen Sonderzug nach Pankow
oder die Reise nach Jerusalem
stehen die Stühle
in Reihen und gegliedert
für deine Passagiere
hinter den Wolken
mag die Welt wohl grenzenlos sein
Rücken an Rücken

fehlt ein Stuhl

bleibt der Zug in Wedding stehen
gibt es keine Welt ohne Grenzen

plötzlich fehlt ein Mensch
verrückt

ist bin ich

larifari



















( oder fehlt nur ein Stuhl
oder sind wir alle
larifari )
 

Leise Wege

Mitglied
ist bin ich..
die Schlüsselzeile in einer definierten Ordnung
- entrückt. Plätze (für deine Passagiere - super!) geschaffen um zu dürfen - nicht festlegen müssen...
*leer - relativ
Immer wieder überraschend es finden, wenn man sich ein lässt.
Lg
Moni
 
H

Heidrun D.

Gast
Kein Larifari, dein Larifari,
sonder ein guter Text, Milko!

Konkret erinnert er mich an dieses grässliche Spiel, bei dem stets ein (meist) heulendes Kind übrig bleibt
oder an arme Mauerblümchen
oder an verpatzte Supervisionen *grins

Daneben gibt es natürlich andere Deutungen, die im Hintergrund lauern: die Austauschbarkeit von Mensch & Material, Hoffnungslosigkeit, monotone Arbeitswelt, der Nomade, der der Freiheit ein wenig überdrüssig ist, ach, vieles, vieles ist denkbar ...

Das macht dein Gedicht interessant & schön.

Liebe Grüße
Heidrun

Mir gefällt auch der Zusammenschnitt der verschiedenen Schlagertexte super!

Einzig:

( oder fehlt nur ein Stuhl
oder sind wir alle
larifari )
würde ich ersatzlos streichen ... brrrrrh ;)
 
H

Hakan Tezkan

Gast
es gibt immer das arme weinende kind. ich war nie verlierer, aber auch nie gewinner dieses spiels. immer nur irgendwo in der mitte, irgedwo in der bedeutungslosigkeit. als ich das gemerkt hatte, weigerte ich mich, das spiel noch ein mal zu spielen.

das gedicht ist schön, ist offen, ist milko. wer auch immer das wiederum ist. und welche stühle auch immer ihm gehören mögen, und auch wenn ich bezweifle, dass uns die stühle überhaupt gehören, sind es doch irgendwelche neutralen gegenstände, niemandem zugehörig, kein bezug...- mir wird kalt.

hakan
 
P

penelope

Gast
lieber milko,

woher diese annäherung an eine absolute wirklichkeit? oh, ja, der sonderzug nach pankow: da saß ich oft drin, nach der wende, leb ja einige meter davon entfernt: in wittenau: und doch sind deine worte nicht "larifari", wie du es gern haben möchtest, sind eben nicht banal und einfach (das hättest du wohl wirklich gern!)...
ich rede mal mit deiner stimme (ich habe sie inzwischen gut drauf, weil ich verrückt danach bin, weil es eine authentische sprache ist, eine echte stimme, die erleiden kann):
also: ein wort: dein gedicht:
beliebter betrieb, das gedächtnis.
auf abruf?
oder sind wir weniger maschine,

als

daß wir so von uns sprechen sollten

wenn wir es schon versuchen uns
in uns selbst einzuwickeln durch
sprache die sprache spricht

click

unclick

denn zurecht darf ich am ende lesen:

plötzlich fehlt ein Mensch
verrückt

ist bin ich

larifari



auf ewig fan, auch wenn die
andern nichts verstehen von
dem oder jenem...

lg penelope
 



 
Oben Unten