leicht und schwer

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Tharsis

Mitglied
Leicht ist das Leben, wenn sein junges Gesicht sich zeigt,
leicht der erste Schritt, der erste Griff, der erste Fall: so leicht!
Leicht, sich heben zu lassen
und leicht einen Schmerz zu vergessen.

Nicht mehr dann, wenn der erste zweifelnde Gedanke sich reigt
in das jungfräuliche Hirn, einst so frei und seicht.
Keine helfenden Hände mehr dein Bäuchlein umfassen.
Quälende Fragen beginnen an der Schönheit des Tages zu fressen.

Irgendwann werden die Schritte schwer
und der Blick sich senkt,
weil die Augen die Leichtigkeit missen
auf dem Boden der Erkenntnisse.

Leider ist sie längst nicht mehr.
Das volle Hirn zu viel schon denkt,
selbst wenn gebettet in ein Ruhekissen.
Aus Leicht wird Schwer.
 
H

HFleiss

Gast
Liebe Tharsis,

du stellst leicht und schwer gegeneinander. So weit, so gut. Inhaltlich, in der Aussage, natürlich, stimmt jeder mit deinem Gedicht überein. Aber ich glaube, da ist der Haken, nämlich dass jeder sagen: Klar, so ist es. Ich kann, verarge es mir bitte nicht, nichts mit dem "Gesicht des Lebens" anfangen, wovon ist "reigt" abgeleitet (Reigen?), noch weniger kann ich mit der Erwähnung des Hirns beginnen, es ist mir zu prosaisch, da fehlt mir das Lyrische. Unglücklich empfinde ich die Zeile: "Quälende Fragen beginnen an der Schönheit des Tages zu fressen." Ich stell mir vor, dass die Fragen wie Tiger am Tag herumnagen, und da stimmt eben das Bild nicht mehr. Wie ich sowieso sagen muss, dass deine Bilder irgendwie keine sind, sie sind zu allgemein. Was soll ich mit dem "Boden der Erkenntnisse" beginnen? Was ist ein "volles Hirn"? Das sind so meine Fragen, und ich bitte dich, sie mir nicht zu verargen. Sie drängten sich mir eben auf, als ich dein Gedicht las.

Lieben Gruß
Hanna
 

Tharsis

Mitglied
stimmt

Du hast ja so Recht!

Diese Zeilen sind mir mit jugendlichen 16 Jahren entsprungen. Dennoch hatte ich Lust, sie der Öffentlichkeit vorzuwerfen.
Und für einen 16-jährigen "Festzeitungsschreiber" ist das wirklich nicht schlecht.

tschüsskes
 

Tharsis

Mitglied
Kleine Information

Noch ein kleiner Exkurs in die Etymologie:

Reigen ist ein veraltetes reihen, welches Anfang des 13. Jahrhunderts im Mittelhochdeutschen als höfisches Modewort aufkam.

Es kam gleichzeitig mit der Bezeichnung für die tänzerische Bewegungsform im Raum auf (der Tanzreigen) und kann durchaus auch im übertragenen Sinn verwendet werden.
 

Black Pearl

Mitglied
Hi Tharsis,

die ersten drei Strophen finde ich gut, die letzte klingt irgendwie zu abgehackt... vielleicht fällt dir da noch eine Umformulierung ein ?

CG, B. Pearl
 



 
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