letzte Fahrt

Ein weißer Dampfer
Fuhr den Mississippi hinunter

Bei New Orleans
Ertönte das Schiffshorn zum letzten mal

Der Rauch
Aus den Schornsteintürmen
War schwärzer als sonst

Im Delta hinter New Orleans
Gibt es keine Wendemöglichkeit

Vor einem Jahr
Musste er aus dem Delta geborgen werden
Mit Motorschaden und manövrierunfähig

Der Strom ging durch Mangrove
Die Mangrove wurden dünn
Wie eine Fahrbahnbegrenzung
Auf dem Meer

Ein letztes mal verdichtete sich die Mangrove
Zu einer Insel
Hier fuhr er hin
Und dann zur Mündung
Wo er raus fuhr
Aufs offene Meer

Hallo Tiger,
sei so gut und erkläre mir folgendes: was ist an diesem
Gedicht experimentell??????? LG revilo

hallo revilo,

ich bin zwar nicht tigerauge, aber ich antworte dir mal.
es ist eine form von dadaistischer erzähllyrik.
für den dadaismus gilt unter anderem:

"Es wird mit dem Kunstbegriff experimentiert und Alltagsgegenstände werden zu Kunstobjekten erklärt, zudem werden die Grenzen zwischen den Kunstgattungen fließend."

das gedicht erzählt eine geschichte über den weißen dampfer, ist aber nicht genau in prosa einzuordnen. die versform bestimmt seinen rhythmus beim lesen und es sind wiederholt alliterative verse zu erkennen. dieses stilmittel wird vorrangig der lyrik zugeordnet.
z.B.
Ertönte das Schiffshorn zum letzten mal

Der Rauch
Aus den Schornsteintürmen

es ist eine mischform, die laut der lelu-regeln im experimentellen erwünscht ist.

Hallo atoun,

danke für Deine Antwort.

Ich kann dem kaum etwas hinzufügen. Vielleicht das:
Es fehlt dem Gedicht an Rhythmus und Versmaß. Dafür hat man die Möglichkeit genauer zu schreiben und Luftblasen wegzulassen.
Ursprünglich war es ein Senryu oder Haiku von mir, den ich ausformuliert habe, weil die Mündung im unteren Delta des Mississippi eine sehr bizarre Landschaft ist. http://de.wikipedia.org/wiki/Mississippi_River , dann siehst Du die Mündung im Bild rechts oben.
Viele Grüße,
tigerauge