loose

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noel

Mitglied
casper zeichnete
augenglücke mir
deiner lippen purpur
begehrte ich
& sagte
ficken ist fein du
verlegtest dich mir
zu füßen
der teppich
zu rot
versuchte mich
nicht
du warst es

loose yourself
empty space filled me

so suchte ich pfützen
im asphalt
des löwens zahn
hier nur hier
wollte ich das erste grün
das ins auge
mir sprang
den atemrhythmus bezwang
wollt ich farbe
leihen um sattsam
außer furcht
zu sein
 
Hallo noel,

ein eindrucksvolles Gedicht, wie ich finde. Vor allem gelingt es dir, Diametrales zusammenzufügen, also zwischen Augenglücke bis ficken. Das Gedicht hält das. Dafür büßt es auch etwas Leichtigkeit ein, es hat seine Gefügtheiten, die Spuren des Gemachten kann man (und frau auch) erkennen, aber das bleibt nicht aus, alles Moderne ist gemacht, Gedichte sind künstlich. Nicht künstlerisch. Künstlerisch ist heute schnell biedermeierisch. In diesem Sinne ist deins für mich NICHT Biedermeier und der heutigen Kunst nahe, ein sehr, sehr interessantes Gedicht,

liebe Grüße

Monfou
 

Walther

Mitglied
Lieber Noel!

Dieser Eintrag ist in der Tat aller Ehren wert, daher auch die höchstmögliche Lupenstrafe für gute Texte, die Zehn. Diese vergebe ich sehr selten.

Allerdings ist zum Kommentar Einiges zu bemerken:

(1) Was "Biedermeier" ist und was nicht, ist Endpunkt einer literaturwissenschaftlichen Auseinandersetzung mit einem Text. Ich sehe hier weniger Biedermeier-Texte als Gebrauchs- und Alltagslyrik. Und diese hat ihren berechtigten Platz, weil sie - Autoren und denen, für sie geschrieben wurde - Freude schenkt. Das eine oder andere davon ist durchaus auch vom Können her interessant genug, aufmerksam betrachtet werden.

Schließlich ist Volksmusik ebenfalls nicht jedermanns Geschmack, nachdenklich machen sollte jedoch, dass sie allemal mehr Kundschaft hat und mehr Zustimmung erfährt als moderne Zwölftonmusik. Und wenn wir alle auch ein wenig für's Publikum schreiben, dann sollten wir ein wenig bescheidener werden angesichts der Wirklichkeit und uns nicht in unserer manchmal fast unverständlichen Schreiberei, die man ohne ein Sprachenstudium kaum mehr entschlüsseln kann, zu sehr über Volkes Stimme und den Geschmack erheben. Wer studiert hat, ist deshalb noch lang kein besserer Mensch.

(2) Es ist nachdenklich stimmend, wie wenig moderne Lyrik rezipiert wird und wie wenig sie außerhalb eingeweihter Kreise Zuspruch und Leserschaft erfährt. Vielmehr ist es so, dass eine Lyrik breite Kreise - und die jungen Menschen - erreicht, die hier wahrscheinlich unter Biedermeier und nicht künstlerisch wertvoll eingeordnet würde.

In der Tat zeigt sich, dass gereimte und rhythmisch unterlegte Verse, mit Musik unterlegt, daher kommt unsere Lyrik, die ihre Wurzeln im Liedtext hat, in deutscher Sprache auf einmal junge Menschen an das Spiel mit derselben heranführen, dass Poetry Slams, ebenfalls zumeist in Reimen, klassisch also, die Zuhörer begeistern und die im Bachmann-Wettbewerb Ausgezeichneten am Tage nach der Ehrung in der Versenkung verschwinden.

Wer sich mit den Lyrikbeständen der deutschen Durchschnittsbuchhandlung beschäftigt, der wird feststellen, dass außer Klassikern und den üblichen Verdächtigen nichts in der Auslage liegt, Ausnahmen bestätigen die Regel. Es besteht also kein Anlass, die eigene Künstlichkeit in die Himmel zu erheben, den Schlüssel zur Dechiffrierung wegzuwerfen und dann den Konsumstreik zu beklagen.

Kurz: Ich mag diese Pauschalisierungen über Biedermeier, Kitsch und Banalität nicht mehr, die zumeist vom eigenen Unvermögen ablenken sollen, ein Publikum zu erreichen und die es damit ermöglichen, sich auf einen Podest zu stellen, der einem vielleicht gar nicht zusteht. Denn ungelesene Schreibkunst ist keine Kunst, sie ist für den Papierkorb geschrieben, da sie niemand ernsthaft zur Kenntnis nimmt.

(3) Wir sollten uns also den Standpunkt eigen machen, der Lyrik einmal leserzentriert begreift. Das könnte die Augen öffnen und manche Sprachspielerei als das entlarven, was sie ist: l’art pour l’art, geistige Onanie, Selbstbeweihräucherung, und das war’s dann auch schon. Auch diese Texte haben ihre Berechtigung, Gott bewahre. Der Künstler darf – und muss das wohl auch – sich stilisieren. Er darf – und muss das wohl auch – seine überlegenen Fähigkeiten vorführen, mit denen er seinen Werkstoff – in diesem Falle: die Sprache – beherrscht. Er darf sich nur sich zu ernst nehmen. Und meinen, er sei das – auf jeden Fall unerreicht tolle – Zentrum des – in diesem Falle: literarischen! - Universums.

So. Und jetzt geht’s mir schon viel besser. Denn das musste einmal gesagt sein. Wirklich.

Frohe Pfingsten und liebe Grüße

W.
 
I

IKT

Gast
Hi Noel,
für mich ist es einfach "nur" gut! Es ist lyrisch durch Worte wie Augenglücke oder die Lippen wie purpur, es "rutscht nicht ab" durch das (nicht immer glücklich gewählte Wort) "ficken", und das "Loose yourself..." gibt dem Ganzen noch etwas Besonderes. Hier ist auch die Verbindung zweier Sprachen in einem Werk prima geglückt.
Einfach eine 10 wert!
LG IKT ;)
 

noel

Mitglied
ola ihr's

überrascht bin ich, wahrlich.

denn

1. dachte ich, dass meine wortkonstrukte auf `naja's´ stoßen.

2. dass das f-wort eine umschreibung wie `geschmacklose einfügung´ erfährt (was ich an anderer stelle lesen durfte).

3. dachte ich, dass kritik wegen der englischen einfügung erfolgen würde ( mir ist diese mittelachse aber bedeutend).

so danke ich & verschwinde geneigten hauptes im OFF

noel
 
S

Sandra

Gast
ola noel,
Monfou war hier, meiner Erfahrung nach ist das oft ein Grund, dass die Leser sich die Mühe machen genauer hinzuschauen. Immer wieder eine Chance für gute Gedichte. Ansonsten hätte man dir 1,2,3 ´bestimmt mal eben so um die Ohren geschlagen und es wäre fatal gewesen, denn das Gedicht ist eins von dir, wie immer Sinn-Wortakrobatik pur und einfach nur gelungen. Mit den Pfützen tat ich mich kurz schwer, ich stolperte sozusagen, was mir in deinen Gedichten aber lediglich aufzeigt noch einmal zu lesen und besser aufzupassen. Ich finde es so leicht, deine Gedichte zu mögen.
Folge dir nun ins OFF und sende Grüße
Sandra
 

noel

Mitglied
werte sandra,

Ich finde es so leicht, deine Gedichte zu mögen.
freut mich

dass mit den forenspezifischen gepflogenheiten, war mir nicht bekannt & mir wär' auch nicht arg drum gewesen, dieses nicht durch dich zu erlesen.

denn w.orte sollten per se wirken.
wer sie nurmehr ausgedrückt hat & welche statusbewertung er genießt, ist mir einerlei.

um ehrlich zu sein, habe ich erst nach deinem posting genau hingesehen & moderator unter dem namen gelesen.

übrigens --> schöner nick

noel
 

Eraserhead

Mitglied
Ja noel, das ist wirklich ein gelungenes Gedicht, weil es die Berechtigung von Worten wie "Augenglück" oder "ficken" beweist. Die meisten anderen Gedichte, die diese Worte verwenden, verursachen in meinem Sprachzentrum Einblutungen. Das Gleiche gilt für die Einstreuung von Englisch.
Warum mir das Gedicht gefällt, ist für mich schwer zu sagen. Wahrscheinlich, weil die Bilder einfach schön sind. Wahrscheinlich, weil es gut zu verstehen ist, und dennoch vielschichtig bleibt.

Gruß

Eraserhead
 

Inu

Mitglied
hallo Noel

für mich ist das ein wie auf dem Reißbrett entworfener, hirnlastiger Text, in dessen Vordergrund hauptsächlich die Ambition steht, Einfaches möglichst kompliziert auszudrücken und etwas Auffallendes zu schaffen um unsichere Leser mit hochdiffizilen Wort- und Satzkonstrukten zu beeindrucken, die sie erst nach längerem Überlegen wirklich ( auch wieder im Kopf) begreifen.

Designer - Lyrik sozusagen. Passt ja in unsere Zeit. Gefällt mir aber nicht.


Übrigens Dein Einschub in Englisch ist auch so nötig wie ein Kropf, hier könntest Du auch deutsche Worte dafür finden, aber es hört sich halt gleich viel weltläufiger und moderner an, gell? Macht schon was daher.

Dann ist da noch ein kleiner Flüchtigkeitsfehler ('slip of the pen' :D: )
Ich glaube, es muss des Löwen Zahn heißen nicht des Löwens Zahn. Bin aber nicht ganz sicher


Gruß
Inu
 

noel

Mitglied
ola inu

danke für die kritik.
besonders nach den vielen pos. postings
finde ich es k.lasse, dass du schreibst, was du schreibst.

kopflastig ist der text aber nicht im geringsten

beste grüße
noel
 
Hallo noel, hallo Inu,

ich glaube auch, Inu könnte Recht haben, was die Beugung von "Löwen" betrifft. Es heißt regluär "des Löwen", aber in einem lyrischen Text gelten natürlich oft andere Gesetzmäßigkeiten. Falls das wirklich ein Versehen ist, müsste man das wohl korrigieren.

Liebe Grüße

Monfou
 
S

Sandra

Gast
um ehrlich zu sein, habe ich erst nach deinem posting genau hingesehen & moderator unter dem namen gelesen.

Ich meine weniger seinen Status (was für ein grausiges Wort), als vielmehr sein sicheres Gespür interessante Texte aufzufinden.
Worte wirken leider nicht immmer "per se". Gute Worte, treffende Worte u. Gedichte werden überlesen. Und das leider nicht selten aus dem Grund, weil der Leser sich scheut, sich mit einem etwas "komplizierteren" Text auseinander zu setzen. Vielleicht hast so etwas auch schon einmal beobachten können? Es ist schade, wenn es so ist, aber wohl nicht zu ändern.
Entschuldige Monfou, dass ich hier in der dritten Person über dich rede. Aber ich denke, du wirst es verschmerzen können.
Gruß Sandra
 

Montgelas

Mitglied
[ 8][ 8][ 8][ 8][ 8][ 8]Liebesgedicht

[ 8][ 8][ 8][ 8][ 8][ 8]Du warst die Blume Makellos
[ 8][ 8][ 8][ 8][ 8][ 8]und ich war wild und wach.
[ 8][ 8][ 8][ 8][ 8][ 8]Als deine Iris überfloß,
[ 8][ 8][ 8][ 8][ 8][ 8]da gabst du gebend nach.

[ 8][ 8][ 8][ 8][ 8][ 8]Ich war die Blume Schmerzenlos
[ 8][ 8][ 8][ 8][ 8][ 8]in deinem lichten Duft.
[ 8][ 8][ 8][ 8][ 8][ 8]Wir schenkten uns aus Grenzenlos,
[ 8][ 8][ 8][ 8][ 8][ 8]aus Erde, Leid und Gruft.

[ 8][ 8][ 8][ 8][ 8][ 8]Da wuchs die Blume Morgenrot
[ 8][ 8][ 8][ 8][ 8][ 8]an unserer Nächte Saum.
[ 8][ 8][ 8][ 8][ 8][ 8]Wir litten eine süße Not
[ 8][ 8][ 8][ 8][ 8][ 8]um einen süßen Traum.

[ 4][ 4][ 8][ 8][ 8][ 8][ 8][ 8](Wolfgang Borchert)



liebe noel,

deine zeilen könneten auch den untertitel
hommage á wolfgang borchert tragen.

was für eine aufregung um einen herzkaspar, das augenglück im Nu, im moment, im augenblick. welch zärtlichkeit im feinen nachklang, die in die zurückweisung des roten teppich mündet. im schwemmland der lust, blüht selbst im asphalt des harten lebens, wo so mancher zahn schon ausgebissen wurde, der löwenzahn. die borchertsche hundeblume, die immer hoffnung läßt...

des löwens zahn, des lebens tempo...

selten habe ich so einen authentischen text gelesen,
der liebe, lust, begehren und orgasmus im "englischen - engelischen" komprimiert.

loose yourself
empty space filled me.

dir eine gute zeit

montgelas

p.s. "des löwens" : das s würde ich stehen lassen, weil es
klanglich des lewwens , des lebens assoziiert.
 

Montgelas

Mitglied
lieber walther,

was ist "leserzentriertheit" ??

ich vermute, da haben wir einen großen dissens !!

wer bereits 1965 die protokolle der 11.plenartagung
des zk der sed verfolgt hat, fühlt beim lesen dieses
begriffes den schrecken wieder, den er als junger mann empfand.

ahoi

lutz
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe noel,

hier geht es um eine Begegnung bei der die Protagonistin Begehren und Einander- zutiefst- Begegnen auf einen Nenner bringen möchte.
Nicht die Purpurröte allein wird als das Verbindende gesucht, sondern auch der Biss, des Löwens Zahn, (Vom Klang her schnellte sich mir sofort "des Pudels Kern" entgegen) nicht nur der Teppich, sondern auch der Asphalt, ja mehr noch, das Lebendige auf dem Asphalt, die Pfütze darauf wird benötigt, um ein Lebendiges, Erfüllendes erwarten und erhoffen zu können.
Auch um frühere schmerzhafte Begegnungen, die das lebensspendende Grün dann doch vermissen ließen, verwinden zu können, das sagt mir Dein "sattsam außer Furcht zu sein", wird diese Begegnung nicht nur im Rot gesucht, sondern auch im lebensspendenden Grün.

Ich hatte keine Probleme mit diesem Text. Ähnlich wie Deine früheren Arbeiten finde ich auch diesen hier nicht extrem verschlüsselt.
Die englische Sprache ist heutzutage etwas derart Vertrautes, dass ich , da Dein Titel ja auch schon Englisch ist, diese zwei fremdsprachigen Zeilen überhaupt nicht als einen Fremdkörper sondern als etwas Natürliches empfunden habe.

Es macht mir immer Freude, Dich in Deinen Texten miterleben zu dürfen.

Liebe Grüße von Vera-Lena
 

Montgelas

Mitglied
nachtrag.

liebe noel,
ich wurde unterbrochen - sorry !

der schluss deines textes erinnert
mich an hölderlins zeile
"komm ins offene, freund",
denn nur da findet man den atem wieder,
der den kasper beruhigt,
nur im freien der natur kehrt ruhe ein
nach dieser aufregung.
das satte grün läßt rotes blut
zur ruhe fließen und verleiht
kraft furchtlos zu sein.

der anblick des ersten grün
hat eine doppelbödigkeit
ohnegleichen.

dir alles liebe

herzlich

lutz
 

Vera-Lena

Mitglied
Liebe Inu,

ich möchte nur auf das von Dir kreierte Wort "Designer-Lyrik" kurz eingehen. Design ist eine Kunstart wie jede andere Kunst auch. Design wird nicht ausschließlich mit dem Kopf zustande gebracht, vielmehr ruht der Schönheitssinn im Herzen und in der Seele.

Ich wollte das nur festgestellt wissen, damit ein solches Wort nicht plötzlich zum "Unwort" wird, das wäre doch wirklich schade. In solchen Dingen halte ich es für wichtig, auf Sprache acht zu geben.

Dir noch einen schönen Tag!

Liebe Grüße von Vera-Lena
 

Inu

Mitglied
Liebe Vera Lena

Du schreibst:
ich möchte nur auf das von Dir kreierte Wort "Designer-Lyrik" kurz eingehen. Design ist eine Kunstart wie jede andere Kunst auch. Design wird nicht ausschließlich mit dem Kopf zustande gebracht, vielmehr ruht der Schönheitssinn im Herzen und in der Seele.
Das stimmt

Ich wollte das nur festgestellt wissen, damit ein solches Wort nicht plötzlich zum "Unwort" wird, das wäre doch wirklich schade. In solchen Dingen halte ich es für wichtig, auf Sprache acht zu geben.
Nein als Unwort verstehe ich es überhaupt nicht.

Designer ... dinge. Sie haben etwas von kühler Eleganz, Stromlinienförmigkeit, Elitarität, auch 'Schönheit' und - das klingt jetzt boshaft - von ein bisschen Schaumschlägerei. All das haben viele solcher Gedichte ebenfalls.

Manche Leser ( Kommentatoren ) zwingen sich ein Pseudo-Verständnis und abenteuerliche Interpretationen ab, gerade weil diese Lyrik so chic klingt und so sehr 'in' ist und man gern dazugehören möchte zu dieser Strömung, denke ich mal.

Ich persönlich hab mich noch nicht allzuviel mit dieser Art Gedichten beschäftigt, würde mich gern durch leuchtende Beispiele zur 'Meinungsumkehr verführen lassen.


Dir liebe Grüße
Inu
 

Walther

Mitglied
Cher Montgelas!

Ursprünglich veröffentlicht von Montgelas
was ist "leserzentriertheit" ??
Ganz einfach: Gedichte müssen "verstanden" werden können. Sie sind eine Form der Kommunikation. Diese kennt einen Sender (den Dichter) und einen Empfänger (den Leser).
Ursprünglich veröffentlicht von Montgelas ich vermute, da haben wir einen großen dissens !!
Das mag sein, kann ich aber erst beurteilen, wenn ich Deine Meinung kenne.
Ursprünglich veröffentlicht von Montgelas wer bereits 1965 die protokolle der 11.plenartagung
des zk der sed verfolgt hat, fühlt beim lesen dieses
begriffes den schrecken wieder, den er als junger mann empfand.
Dass mit der SED ist doch sehr weit hergeholt. Wenn ich jetzt dünnhäutig wäre, würde ich alleine den Hinweis auf die Nähe zur SED als eine persönliche Beleidigung empfinden. Unter "leserzentriert" ist das gemeint, was ich oben gesagt habe. Der stimmt demokratisch durch seine Kaufentscheidung (Nachfrage) über das Angebot (Gedichtband) ab. Totalitarismus findet also nicht statt.

Niemand ist gezwungen, so zu schreiben, wie der Leser das gerne hätte, dieser aber ist glücklicherweise auch nicht gezwungen, das zu kaufen, was er angeboten bekommt. Beides umzukehren wäre übrigens in gleicher Weise undemokratisch. Dein Hinweis geht also völlig in die berüchtigte Leere und schafft nur ungute Gefühle. Darin liegt letztlich auch der Grund, warum die Lyrikszene innen und außen so gänzlich unterschiedlich erfahren wird. Weil nämlich der Anbieter nicht an die Bedürfnisse des Nachfragers denkt und der das mit Nichtbeachtung des Angebots "bestraft". Die wesentlichen Gründe habe ich in meinem Kommentar deutlich dargelegt.

Es gibt da noch ein paar weitere, die mit der zunehmend risikoscheuen und auf kurzfristigen wirtschaftlichen Erfolg ausgerichteten Geschäftspolitik der Verlage zu tun haben. Das will ich gar nicht verhehlen. Nur läßt sich eben ein Produkt, das am Konsumenten konsequent vorbeischreibt, auch nicht verkaufen, selbst wenn man das wollte. Daher ist die Haltung der Verlage auch eine Folge des Verhaltens der dichtenden Zunft.

Liebe Grüße

W.
 



 
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