luftkampf (haiku)

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Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo, Laudabilis,
an sich ist es schön. Aber du betrachtest es vom Standpunkt eines Beobachters, der es bewertet: Die Taube hat keine Chance.
Das ist ein vermenschlichendes Bild.

Möglichkeiten, Beispiele:
Die Taube flieht.
Fliehende Taube.

Das ist möglich, es zeigt, was sie tut, statt eine Einschätzung der Situation durch den Dichter zu geben.
 
A

Architheutis

Gast
Lieber laudabilis,

ich schließe mich Bernd an: Eine Bewertung ist dem Haiku wesensfremd; "ohne Chance" zu sein ist nunmal eben eine Chancenbewertung.

Dennoch halte ich den Satz für hoch interessant. Er taugt sicher für mehr, nur nicht für die strenge Form eines Haiku.

Zudem widersprechen sich in meinen Augen Text und Inhalt:

Luftkampf - ohne Chance

Einem Kampf ist die Chance inbegriffen, dass man obsiegen kann. Anderenfalls wäre es eine Hinrichtung.

Ich glaube auch nicht, dass die Taube ohne Chance ist. Eine Chance hat man immer, gerade in der Luft. Ein Entkommen ist nicht wahrscheinlich, aber eben nicht unmöglich.

Leider wird ein toller Gedanke in eine falsche Form gepresst und mit inkorrekten Begrifflichkeiten belegt. Das finde ich sehr schade.

Dennoch lieben Gruß,
Archi
 

laudabilis

Mitglied
hallo bernd,

danke für deine hinweise und die damit verbundene hilfe. ich habe den ersten deiner beiden vorschläge übernommen und finde selbst, dass es als haiku nun besser geworden ist.

lg,
eberhard
 

laudabilis

Mitglied
hallo archi,
ich habe den ersten von bernds änderungsvorschlägen übernommen und finde nun auch, dass der text als haiku damit besser geworden ist.
dir noch ein paar worte, weil du dich auch inhaltlich mit dem text auseinander gesetzt hast. ich lebe in magdeburg, einer stadt, die vor ein paar jahren von irgendeiner europäischen jury zu einer der drei grünsten städte europas gekürt wurde. hier gi bt es tatsächlich allenthalben symbiosen zwischen urbanität und natur.
die momentbeobachtung, die mein haiku beschreibt, kann ich in meinem lieblings-straßencafé in der innenstadt häufig beobachten. das café liegt am beginn der fußgängerzone. gegenüber liegt das karstadtgebäude, das durch eine verglaste brückenkonstruktion mit einem heute leer stehenden gebäudekomplex verbunden ist, in dem zu ddr-zeiten büros und wohnungen untergebracht waren. dieser komplex steht seit jahrzehnten leer und bietet tauben trefflichen wohnraum. und die bewohner sammeln sich regelmäßig auf dem dach des gebäudes. etwa 150 meter weiter südlich steht der historische magdeburger dom, der seinerzeit wiederum zahlreichen turmfalkenfamilien als wohnung dient.
es ist immer wieder faszinierend zu sehen, wie zwei turmfalken den ganzen taubenschwarm von dem gebäude aufscheuchen um dann sofort einen der vögel zu separieren und zu jagen. um es ehrlich zu sagen: diese taube hat keine chance mehr. in der regel treiben die falken ihre beute in richtung elbufer, das ebenfalls nur wenige hundert meter entfernt liegt. und dort greifen sie dann (natürlich nur im übertragenen sinn) zu messer und gabel. ich hab das selbst mal am ufer liegend beobachtet. insofern ist mein haiku ebenfalls gesetzwidrig, weil es zwei momentbeobachtungen miteinander kombiniert. aber deshalb weiß ich auch: die taube HAT keine chance.
liebe grüße,
eberhard
 
A

Architheutis

Gast
Hallo Eberhard,

die taube HAT keine chance.
Wenn du damit recht hättest, wäre der Titel halt unpassend. Ein Kampf setzt ein Mindestmaß an Chance voraus; 0,1 % reichte ja. Einen Luftkampf ist deinen Erläuterungen ja nicht zu entnehmen; eher ein Taubengemetzel. :)

Mir fiel zu den 2 Falken spontan ein gängiger Spruch aus dem Fußballerjargon ein: "Nimm du ihn (den Ball), ich hab ihn sicher."

Und unvergessen: Der Frank-Mill-Gedächtnisschuß. 2 m mit Ball vor dem Tor, nur noch den Luftwiderstand zwischen sich und dem sicher geglaubten Tor - und er setzt ihn vor den Pfosten (kann man bei Youtube anschauen).

Wer selber mal vor den Ball getreten hat, der weiß: Es ist absolut unmöglich, den Ball nicht ins Tor zu bugsieren. Und dennoch ist es passiert, und nicht einem bierbäuchigen Hobbykicker, sondern einem gestandenen Fußballprofi. Der war auch noch Nationalspieler! Dagegen haben eure Stadttauben ja geradezu blendende Aussichten.

Du siehst: Nichts ist unmöglich. Toyota. :)
 

laudabilis

Mitglied
danke archie,

für deinen beitrag. die taube hätte eine chance gehabt, nämlich und tatsächlich nur dann, wenn sie sich beim auffliegen des schwarms in dessen mitte begeben hätte. die jagenden turmfalken separieren stets nur eine taube vom rande des schwarms. die aber machen sie dann totsicher zu ihrer beute.

was ich dir hier aber eigentlich sagen will: ich habe lange nicht mehr so herzlich bei einem diskussionsbeitrag hier bei ll so herzlich gelacht, wie bei deinem jüngsten zu meinem text.

lg,
eberhard
 



 
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