mein name sei schegie

dallow

Mitglied
Die Welt des Schelk-
Was immer du suchest


Erster Tag, Montag:

Ich stelle mich langsam auf mein neues Leben ein; schon Stunden bevor ich zum Schegie werde fange ich an kleine Dinge in Richtung meiner neuen Identität zu verändern. Suche meinen Schlüssel, welchen ich sonst immer korrekt in der rechten Tasche meiner Hose trage. Auch mein Handy habe ich irgendwohin gelegt und vergessen. Ich rauche Tabak statt Kippen und harre der Dinge die da kommen.

Was zu dieser Zeit noch kaum jemand auf den zwei Beziehungsseiten des selben Spiels zweier, jetzt noch eindeutig voneinander zu unterscheidender Individualjournalisten weiß: (noch) ich als Lars, werde für eine Arbeitswoche zu meinem Kumpel Andreas alias Schegie. Derselbige wird meine Identität annehmen. Fünf Tage Rollentausch steht auf dem Plan. Schegie ist diplomierter Kommunikationspsychologistiker auf Jobsuche und ich stehe vor der Diplomarbeit in derselbigen Branche. Auch in anderen Bereichen haben wir einige Gemeinsamkeiten, was den Rollentausch letztendlich vereinfachen wird. Das ist prinzipiell für unser Vorhaben nicht so gut, wir wollten ja eigentlich die Wohlfühlecke verlassen, aber wir sind ja noch Anfänger…Um es vorwegzunehmen, wir werden danach bekannter sein- bekannter mit uns, ausgestattet mit neuen Freunden, einigen neuen Fremdbildern und ner Menge Vitamin B (äh).



Der noch Schegie hat schon früh angerufen, dass sich unser Rollentausch um einige Stunden verschiebt. Später ist er dann telefonisch nicht mehr erreichbar. Ich überlege was passiert sein könnte. Horrorszenarien natürlich. Als er mich dann endlich zurückruft stellen wir fest, dass wir beide aufeinander warten- an verschiedenen Orten. Schegie denkt wir machen den Tausch bei Ihm in der Emmerichstrasse- ich denke (ich weiß?) das wir das für die Blumenstrasse geplant haben. Egal. Also Emmerichstraße. Ich steige ein letztes Mal für diese Woche in mein noch Auto und fahre dadurch einmal sehr bewusst und genüsslich.

Es gibt ne kurze Begrüßung. Alles wie immer eigentlich. Wir treffen uns für ein Projekt. Ich sage noch ein paar Kleinigkeiten zu seinen Aufgaben als Lars, erweist mich ein, wie ich seine Bewerbungen schreiben soll, welches Dokument wo hin muß, was fürs Amt ausgefüllt werden soll. Ich beginne an meiner Kompetenz zu zweifeln - wie lang ist meine letzte Bewerbung her? Auf was soll ich mich eigentlich bewerben? Wo finde ich die Stellen? Scheiße, auf was hab ich mich da eingelassen. Danach zeigt er mir noch wie das Musikprogramm funktioniert- meine Aufgaben als Schegie sind vielfältig: nicht nur dass ich zwei Bewerbungen schreiben muß (im Prozess der Stellensuche und Bewerbung sind einige Stunden Solitär zocken Pflicht), nein ich muß in der Woche (man beachte: nur 5 Tage!)auch noch ein Musikstück komponieren. Jawohl: „komponieren“ hat er gesagt, nicht einfach etwas schreiben. Kompionieren kann man das wohl eher nennen! Das Musikprogramm hat ganz viele tolle Funktionen die mir Schegie alle zeigt, wohl um zu demonstrieren, dass ich es in der Woche nicht kapieren werde. Ich kontere ich mit dem erneuten Hinweis auf das von ihm zu absolvierende Kickboxtraining am Donnerstag. Oh Mann so ein Stress. Ich kann mein Nachmittagsschläfchen wohl vergessen. Keine Zeit dafür denn: der Schelksche Tag ist kurz! Aufgestanden wird spät, abends feiern ist Pflicht. Kennt man ja. Ich trinke also das gleiche Level am anderen Küchentisch.

Ich tue nun so, als ob ich jetzt alles wüßte, was so ein Schegie wissen muß um über die Woche zu kommen, und verweise auf die Notwendigkeit eines vernünftigen Kaffees.

Danach wird aus und eingerollt: wie vereinbart behalten wir aus unserer alten Identität nur unsere Ausweispapiere, nötiges Kleingeld und die Unterwäsche. Bedeutet: wir machen uns nackig und tauschen Klamotten, Schmuck, Schlüssel und Handys.

Ab jetzt meine ich wenn ich Schegie sage also mich. Die Sachen stehen mir schon mal. Etwas knapp aber Geschmack hab ich also. Dabei kommt meiner Meinung nach der jetzige Lars nicht ganz so gut weg. So laufe ex-ich also immer rum. Ein gewöhnungsbedürftiges Fremdbild.
Es gibt noch eine kurze Einweisung von mir, in welcher Tasche ich immer welches Utensil mit mir herumtrage. Etwas was es in der schelkschen Welt nicht gibt: genaue Plätze für die Dinge, die man mit sich herumträgt. Das führt dann zu andauerndem Suchen von irgendwas. Etwas was ich noch lernen muß. Deshalb stecke ich auch gleich seine, Verzeihung- meine, Sachen irgendwo hin und versuche zu vergessen wo sie sind. Etwas, was mir in den nächsten Tagen immer besser gelingen wird.

Meine erste Aufgabe ist es denn Müll wegzubringen und Kaffe zu kaufen. Der neue Lars hilft mir und weist mich ein. Dabei merke ich, dass wir uns nicht wirklich verändert haben. Wie auch, nur die Klamotten machens nicht. Es kommt immer wieder zu Komplikationen bezüglich der Namensgebung: wer meint mit welcher Anrede wen? Wir wechseln dauernd die Anrede. Letztendlich wird es dauern bis sich da einspielt.

Verblüffend ist: irgendwie denke ich, die Menschen sehen das wir anders rumlaufen als normal. Ich weiß das die das nicht können. Sie kennen uns nicht. Aber das Gefühl die `schegen `unsere Spinnerei ist irgendwie da. Dann treffen wir doch noch ein paar Bekannte: Bea und??? Bea weiß über unseren Identitätswechsel Bescheid und feiert gut über unsere Aufmachung. Nach dem Einkauf gehen wir zu Ramona, meiner neue beste Freundin, welche aber nicht zu Hause ist. Die süsse Frau mit dem Gespür für Blicke im Nacken kommt später zufällig vorbei. Wohnt im selben Haus. Lars erzählt von unserem Wechsel. Sie ist noch ganz schön verbimmelt von irgend ner Hochzeit und wir wollen auch los drum heißt es schnell tschüß und weg. Dann fahren wir erst mal zu Mannie `s Imbiß und erstehen ein paar Bier. Außer ein paar Witzchen über Schegies Klamotten (ich beginne über meine sonstigen Style nachzudenken) `scheggen` die dort nichts. Mit den Biers am Start cruisen wir zur Hochschule. Das erste Bier verlässt die Flasche noch im Auto. Allerdings nicht in unsere Hälse sondern auf die Fußmatte. Gut das ich die Woche nicht in dem Gestank fahren muß. Nun machen wir`s uns am Fluß gemütlich. Ein bisschen Diskussion über Konstruktivismus lässt mein eigentlich nicht mehr vorhanden sein solltendes, streitbares Ex-Ich hervortreten. Außerdem jongliere ich eigentlich nicht mit Stöcken, aber es ist ja noch der erste Tag. Also verzeihbar.

Auf dem Rückweg gehts noch mal bei Mannie vorbei um Bier für den Nachmittag zu holen. Fühl mich schon wie ein Stammgast- kein gutes Gefühl. Mit dem neuen Bier am Start geht’s „nach Hause“ in die Emmerichstrasse. Nach einigen weiteren Getränken und Diskussionen gehen wir dann doch noch in die Maus, dem Monopolstudentenclub unserer kleinen Stadt. Der Name ist Programm, man kennt sich namentlich! Und bis dahin auch noch laufenderweise. Ich will mein- sein Fahrrad zurück! Maus heißt für einen Schegie auch zu kickern. Arnie, der einzige dem Proletariat angehörende und eher inoffizielle Mitbewohner der Emmerichstr. Wg kümmert sich rührend um mich und wird mein Teampartner. Er ist zum Glück so gut das er meine nicht vorhandenen kickerkompetenzen (fast) ausgleicht. Ich freu mich also darüber, dass es Arnie gibt. Lars spielt auch mal- verblüffenderweise viel besser als ich. Wo hat er das so schnell gelernt?

Dann unterhalte ich mich lange mit nem Typ der irgendwie nur so durch die Stadt läuft um nachzudenken, sagt er. Ich stelle mich natürlich als Schegie vor und höre ihm lange zu, spiele mal wieder Psychologen (in Lars Art). Ich hoffe das war in dem Fall mal ganz gut so. Zumindest meint er, dass ihm das Gespräch was gebracht hat. Kitzelt schön mein nicht zu mir gehörendes Beraterego. Dann geht’s nach Hause. Unterwegs spiele ich mit dem Hund einer mir scheinbar lange bekannten blonden, großen Frau. Sie ist mir weder sympathisch noch unsympathisch aber ich mag den Hund. Der kommt zwar etwas dümmlich rüber, spielt aber leidenschaftlich gerne Fangen. Lars biegt dann auch bald ab und ich gehe heim. Ich glaube danach noch einige Stunden mit Arnie getrunken und geredet zu haben, bin mir aber nicht mehr sicher. Auf jeden Fall weiß ich von ihm, dass Schegie und er in den Morgenstunden oft diskutierend noch ne Weile sitzen…


Zweiter Tag, Dienstag:

Es klopft. Nicht an meiner Tür. Ich schegge: ich bin nicht ich. Meine Tür ist nicht meine Tür. Ok. Kein Problem. „Ja?“ Arnie kommt rein. Kaffeetasse in der Hand. Sagt irgendwas von aufstehen. „Komme gleich“. Schlafe wieder ein. Erneutes Aufwachen. Wie spät? Schaue auf mein Handgelenk, auf meine nicht mehr vorhandene Uhr. Okay…Es ist also nach Schelkscher Zeitrechnung genau irgendwann. Sicherlich schon Mittag und ich bin viel zu spät dran. Ärgere mich dass es gestern wieder so lange ging. Aber das ist Larsmanier. Drum beschließe ich auf Verdacht, das mein neues Ich sich nicht ärgert. Halbwegs gut gelaunt ziehe ich mir, gleichfalls auf Verdacht, irgendetwas an und betrete ein „morgen“ in die offene Küche rufend das Bad. Diese erste Morgenhandlung sollten wir gemeinsam haben. Dann gehe ich in die Küche und bin erfreut dass die anwesenden WG Mit- und Fastmitglieder (Susie, Arnold) mich sofort als Schegie (an-)erkennen und begrüßen. Im Folgenden werde ich feststellen, dass vor allem Arnie den personalen Wechsel sehr ernst nimmt- er wird mich wirklich nie mit Lars anreden. Außerdem sagt er mir wie ich mich im Allgemeinen verhalte.

Das sieht dann so aus (Zit. Arnie) „Du kommst normalerweise mit der Kippe im Mund in die Küche, und übrigens: du trinkst deinen Kaffee ohne Zucker und mit 2/3 Milch welche du vorher in der Microwelle erhitzt.“

Au Mann, was für ein Stress am Morgen. Scheiße, eine Woche lang Kaffee ohne Zucker. Ich stelle also die Tasse mit Milch in die Microwelle und vergesse sie. Bedeutet: die Milch ist zu heiß und hat diese dicke Schicht oben, welche ich so hasse. Das wird mir die Woche noch öfters passieren. Aber: toll, ich habe in schelkscher Art schon wieder was vergessen! Um dem noch einen draufzusetzen suche ich erst mal meinen Tabak. (Später werde ich feststellen, dass ein Schelk nicht überall alles vergisst. Aber: an der Stelle weiß ich das noch nicht, und bin noch stolz auf mich). Das frühmorgendliche Gespräch mit Susie und Arnie ist ganz witzig, obwohl ich mich noch sehr larslastig ausdrücke. Zwischendurch ruft eine andere Susie, die Mitbewohnerin von Lars aus der Blumenstrasse an. Sie will ein Buch abholen, zum lernen. Ich denke, dass sie bestimmt mit Lars lernt, was eigentlich mein Job wäre. Aber sie hat sich da wohl den besseren Mann ausgesucht. Der ist bei vielen Studieninhalten immer noch erstaunlich fit. Da bin ich etwas eifersüchtig…
Weiterhin versuche ich erfolglos die ex-Mitbewohnerinnen der Emmerichstraßen WG Tatie und Nicke anzurufen. Ich spreche ihnen nicht auf die Mailbox, was ein Schegie eigentlich macht. Hätte ich wissen müssen, aber die Automatismen…ich hasse Mailbox. Beide werden mich später zurückrufen. Beide werden mich als irgendwie anders wahrnehmen. Und beide werden nicht `scheggen` wer da wirklich dran ist. Tatie wird es nach Erklärung der Tatsachen sogar für einen Aprilscherz halten…

Jedenfalls beginne ich nach längerem Abhängen in der Küche langsam und heimlich meinen Tag zu planen. Insgeheim ärgere ich mich nun auch wieder, dass ich so spät aufgestanden bin. Es gibt so viel zu tun! Ich schleiche mich also zum Rechner, wobei ich nicht vorhabe Bewerbungen zu machen, sondern erst mal kurz Solitär zu spielen. Apropo: Zeit für ne Solitärpause…..

02.04. gegen halb fünf?: Fürs Protokoll- an dieser Stelle erfolgte eine kurze Solitärpause.

Weiter im Text:

Das gelingt mir auch ganz gut- ich bin eigentlich kein Computerspielefan, aber irgendwie hat es mich dann doch in seinen Bann gezogen und huch- ne Stunde ist um. Mist! Äh, gut so! Das wäre also erledigt. Nächstes Thema: Musik komponieren. Hm. Also Programm starten, Regler hoch, Micro an und…nichts passiert. Irgendwas funktioniert nicht. Nach ein paar Versuchen den Fehler zu finden, rufe ich Lars an. Der ist auch noch nicht so lange wach (war mir klar, der schläft sogar noch mehr als ich) und sagt wies geht. Dann nehme ich ein paar Sachen auf. Erst mal nur Gitarre. Es klingt schrecklich, und nach ner halben Stunde beschließe ich, das Projekt zu löschen und als Probelauf abzutun. Es ist ja noch Zeit bis Freitag. Also, denke ich, mache etwas, von was ich denke, dass ich dafür noch mit die Besten Voraussetzungen mitbringe: ich beschließe Rollerblades fahren zu gehen. Eine Seltenheit im Leben des Schegie aber im potentiellen Möglichkeitsraum schelkhaft vorhanden. Dazu muß ich allerdings erst mal aus der Stadt raus. Erstes Hindernis dafür: Ramonas Auto, welches mir zur Verfügung steht. Ich wußte es geht schwer auf, aber ich wusste nicht das es so schwer aufgeht. Nach 10 Minuten verzweifeltem Rumdrücken gebe ich erst mal auf und kaufe Tabak. Dabei vergesse ich die Filter zu kaufen und muß ein zweites mal in die Tanke rein. Jo! Dann rufe ich Ramona an, rede dabei aber irgendwie so, als wenn sie wüsste das ich mit Lars die Rollen getauscht habe. Als erstes verabrede ich mich mit ihr für Donnerstag zum Kaffee (mich befällt noch beim Telefonat die Angst, das ich den Termin vergessen könnte- ich habe ja kein Notizbuch dabei um es zu notieren), dann frage ich wie man ihr Auto aufkriegt. Da ist sie schon etwas überrascht, erklärt es mir aber ohne Umschweife. Es folgt noch die Bitte vorsichtig zu fahren ansonsten bleibt Erstaunen auf ihrer Seite und etwas Unbehagen bei mir, dass ich sie einfach so überfallen habe. Ich hoffe, sie verzeiht mir.

Jedenfalls gehe ich zurück zum Auto und: es geht tatsächlich auf! Dabei Ruft Arnie von der Küche aus an, und sagt mir ich soll Essen mit vorbereiten. Mist. Eigentlich würde ich das gerne (ich will ja nicht nur als Nutznießer dastehen) aber jetzt bin ich schon so weit und das Auto ist auf. Ich erkläre ihm mein Vorhaben und darf weg. Soll aber spätestens in ner halben Stunde zum Essen zurück sein. Ich sage zu, im Wissen dass ich das zeitlich nie schaffen kann. Ich hoffe es passt auch zu meiner Rolle zum Essen zu spät zu kommen. Dann geht’s los. Zwischendurch noch Nicis Anruf. Dann am Stadtrand angekommen stehe ich das erste Mal auf Rollerblades. Dafür geht’s ganz gut. Nicht so geil wie Fahrrad aber: Fetzt!

Zurück zu Hause komme ich entweder doch noch rechtzeitig zum Essen, oder aber sie haben auf mich gewartet. Zwischendurch war Lars da, und hat sich über mein Kühlfach her gemacht. Kann mir denken warum- er hatte nach dem Joggen Knast, und sein Kühlfach gab nicht mehr so viel her! Das Essen jedenfalls war lecker, getrübt nur durch meine Schuldgefühle nichts dazu beigetragen zu haben. Die richtige Ansprache klappt immer besser, mein Verhalten nicht ganz- ich habe am Fenster geraucht als die anderen noch gegessen haben. Nach dem Essen machen Susie und Arnie los in Richtung Maus zu ner Krisensitzung. Jule bleibt noch und ich verspreche abzuwaschen. Mache ich dann auch und schaue mir danach die Aussicht vom Dach an. Anschließend beginne ich diesen Text, woran ich arbeite bis Lars und unser gemeinsamer Freund Peter zum Skat spielen kommen. Dabei kommt es immer wieder zu Verwechslungen der Namen- vor allem Lars und ich sprechen uns immer wieder falsch an. Nach einigen personalen Wechseln und guten Getränkegenuss gings dann gegen 3 Uhr doch noch zu ner privaten Motto-Party- psychische Störung ist angesagt. Lars geht als devoter Diener-Hund total ab. Wir sind natürlich, zusammen mit unserem gemeinsamen Bekannten Benny, wieder die letzten Gäste und man muß uns rauskehren. Anschließend geben wir uns bei mir noch ein paar Absacker mit philosophisch-psychologischer Laber- Untermauerung inclusive einer ordentlichen Prise Selbstmitleid. Gegen sieben wache ich kurz auf, als Lars sagt er fährt jetzt heim. Schleppe mich auch ins Bett….



Dritter Tag, Mittwoch:

Telefon klingelt. Aua. Nicht schon wieder. Und täglich grüßt das Murmeltier kommt mir sofort in den Sinn. Kein Versuch auf die Uhr zu schauen. Ich weiß ich trage keine. Es fühlt sich an wie Nachmittag und ich könnte kotzen. Katrin (Lars Affäre und gute Freundin von mir) ist dran, sagt sie möchte etwas vorbeibringen. In ein paar Minuten. Ok, ich muß raus. Die WG (diesmal anwesend: Susie und Jule- wo steckt Arnold?) ist an den Vorbereitungen zu kochen. Ich mache erst mal Kaffee (ohne Zucker, Milch in Microwelle vorgewärmt-leider immer noch zu lange- dicke hautschicht drauf, wiederlich). Katrin klingelt. Labern rum. Werden von meinen Mitbewohnerinnen zum Essen eingeladen. Erneutes klingeln. Man meldet sich als Peter. Ich denke Peter M. und mache auf. Aber Trugschluß- es ist verpeil-Peter. Und der scheggt es wirklich nicht. Nicht weil er es nicht könnte- er ist es nur gewohnt hin und wieder was nicht zu merken. Also spielen wir mit ihm… die Mädels sind da auch echt hart. Erst an der Stelle überlege ich, dass ich in dieser WG möglicherweise Peters erster Ansprechpartner bin, und er mich nicht erkennen kann.

Ich mache noch etwas Small-talk mit Katrin, was ich irgendwie auch in schelkisch-larsisch gemixt hinkriege. Katrin war glaube ich etwas enttäuscht, dass ich so stark auf Schelk mache. Das wird sie in meiner Wahrnehmung noch öfter sein. Sie lässt mir den Freiraum vorerst- ich werde ihn mir später selber nehmen, indem ich ihr nachgebe. Ich als irgendwie doch noch Lars werde dieses Nachgeben bereuen und nicht bereuen- kennt man ja.
Danach spiele ich erst mal wieder Solitär. Ramona ruft an und ich kläre sie erst mal auf was den Rollentausch betrifft. Quatschen dann ganz locker. Glaube das Spielchen ist für sie ganz ob. Wir verabreden uns gemeinsam zum Theaterspielen in die Hochschule zu gehen. Sie kommt leicht zu spät- ich bin trotzdem nicht fertig, weil ich mir noch den Bart abrasiert habe. Auf dem Weg zur HS kämme ich mir noch die Haare. Ramona feiert sich glaube ich. Find ich gut, denke im Nachhinein dass es die Situation entspannt hat. Angekommen, hab ich meine Karte für den Scanner der Hochschule vergessen und wir kommen nicht rein. Rufend (Ramona) und Steinewerfend (Ich ) hampeln wir vor dem Fenster rum um auf unser Dilemma aufmerksam zu machen. Schließlich steige ich aufs Geländer und sie hält mich an der Hand. Erste Gleichgewichtsübungen- sehr angenehmes Gefühl. Drinnen wird man auf uns aufmerksam- nun sind wir am Start. Lars ist schon da und ich überlege als wer er sich vorgestellt hat- muß man das hier? Mit welchen Namen mache ich das? Diese Überlegungen bleiben unrelevant- keinen interessiert hier mein Name. Nach ein paar echt tollen Übungen darf ich noch zum Schluß den Wolf spielen. Alle anderen Teilnehmer sind Schafe Ich bin stolz auf mich, dass ich die Rolle gewählt habe. Auch nicht nervös- ich weiß irgendwie das ich das kann. Mein erstes Opfer steht eigentlich fest- ich glaube sie hat es schon vor Beginn des Spiels erraten. Keine Ahnung warum sie es ist. Da ich noch nicht ganz in der Rolle bin nehme ich verblüffenderweise jemand anders. Komme dann doch sehr schnell in meine Rolle rein. Die Umgebung und Ansagen des Dozenten verblassen. Ich jage Schafe, und bin gar nicht mal so überrascht wie gut mir das gelingt. Ich sehe tatsächlich Angst in den Augen. Sie verhalten sich tatsächlich wie eine Herde. Ich bin kein Wolf (was keiner weiß) ich bin ein Panther. Ich finde meine Opfer mit den Augen und sie wissen dass sie verloren sind. Wahnsinn. Krasses Feeling. Als wir alle wieder sitzen, brauche ich auch etwas Zeit, um wieder aus der Rolle zu kommen. Der Panther wirkt noch etwas nach.
Ramona noch von ihrer vorigen Rolle geplättet erzählt mir später dass sie wirklich aus der Situation raus wollte und sich desshalb gern hat fressen lasen. Mich hat sehr überrascht, dass sie ihre Rolle so angestrengt hat. Sie wirkte so verdammt souverän. Aber dieses Spiel beherrscht sie auch außerhalb des Theaters ganz gut.
Wir sind dann noch ein bisschen gebummelt und haben gut gequatscht. Dann: ich gehe zur Stillen Post (Projektkneipe). Und: bin wieder zu einigen Anteilen mehr Schegie. Man begrüßt mich auch zu großen Teilen als derselbige. Lars ist schon da und im Gespräch mit seiner Ex vertieft. Habe das Gefühl zu stören und werde wieder etwas weniger schegisch. Kann das aber diesen Abend gut kontrollieren, da hilft die Rolle wirklich. Lars wird später lange mit einer Anika reden (flirten?) was mich sehr freut. Judith, die Frau mit dem guten Gefühl für Blicke in ihrem Rücken, ist auch da und wir quatschen etwas. Sehr schön. Sie wird sich allerdings nicht von mir verabschieden. Warum kriege ich kurz Panik als ich merke, das Tine da ist und Katrin auch? Tine spricht mich als Schegie an, meint aber Lars mit dem sie in der Katrinfreien Zeit was hatte. Tine schlaucht eine Kippe bei mir welche ich wiederum bei Katrin schlauchen muß- ich habe ja nunmehr nur Tabak. Schon komisch. Zumindest Tine muß Bescheid wissen. Bleibt aber Tine, angepasst wie immer- zumindest ich merke da gar nichts.

Ansonsten: massig Leute viele Bekannte. Es bleibt den ganzen Abend beim Schegie. Die Leute spielen ganz gut mit, wenn man sie auf ihre namentlichen Verwechslungen aufmerksam. Auf die Anrede „Lars“ reagiere ich höchstens noch mit Erstaunen und hochgezogenen Augenbrauen. Habe schon das Gefühl, dass ich mehrseitigen Kontakt über die Story des Rollentauschs kriege- oder war es das Theater spielen? Weiß nicht. Fühlt sich aber locker, angenehm an. Gen Ende des Abends überredet mich Katrin großteils durch Anstarren zusammen mit ihr Hause zu gehen. Ich spiele noch etwas Schegie, besser gesagt laber blöd über den Rollentausch und Konsequenzen. Ich glaube ich will sie ärgern, weil ich eigentlich nicht mitgehen wollte. Obwohl ich mit wollte. Aber das Angebot kam mir zu früh und war zu erdrückend- wohlbemerkt für den Lars in mir zu erdrückend. Ich bin da einfach zu sensibel wenn ich mich besetzt fühle. Ich weiß nicht ob das passiert, oder ob ich mir das einbilde. Jedenfalls breche ich meine Rolle und wir gehen zusammen ins Bett. Ich hoffe Lars (alt) würde, und schegie (alt) wird mir verzeihen. Ich weiß nicht wie heilig ihm sein Bett ist. Es war super schön, aber ich war auch nicht ich- in mehreren Bedeutungen.



Vierter Tag, Donnerstag:

Jetzt schon??? Sind doch gerade erst eingepennt. Katrins Weckton schockt in Minutenabständen. Dann steht sie endlich auf. Bin schon genervt. Ich bleibe trotz meiner Ansage mit aufzustehen einfach liegen. Als sie sich anzieht bemerkt sie das die Weckzeit zu früh eingestellt war. Sie legt sich noch mal hin und eine halbe Stunde später beginnt das Spiel erneut. Nachdem Sie sich noch nen Kaffeee gemacht hat, bekomme ich noch nen ungewollten Abschiedskuss, und bin endlich allein…Es klingelt ein Wecker…schon wieder??? Aus damit…Eine Stunde später? Ok. Ich spüre es wird Zeit. Wuchte mich aus dem Bett und ab ins Bad. In der Küche ist niemand. WG ausgeflogen. Nach dem Frühstück, nem Plausch mit Jule die irgendwo her kommt und nem Plausch mit Arnie der auch irgendwo her kommt (er sieht irgendwie krank aus und redet was von Plastiktüten für Menschenteile) und zwei - drei Kaffee fange ich dann irgendwann an mich um die Bewerbungen zu kümmern. Keine Ahnung wie ich suchen soll. Der alte Schegie hat mir zwar ein paar Tipps gegeben, aber das ist nicht viel. Nach dem ich erst mal den „Arbeitsmarkt“ durchforstet habe, stelle ich auf den letzten Seiten fest, das er schon gelesen wurde. Eine Stellenanzeige ist markiert. Ja. Außer der habe ich auch nichts passendes gefunden. Also weiter zu den Internetplattformen. Da gibt es echt ne Menge- ne Menge Schrott. Und das kostet Zeit. Ich bekomme schon wieder dieses Inkompetenzgefühl, wenn ich die gesuchten Profile sehe. Was soll aus mir (ich meine mein sonstiges ich) mal werden? Was kann ich eigentlich? Was wird das für ne Scheiße?
Ich drucke ein paar relevante Stellen aus, von denen ich dennoch nicht denke, dass „Ich“ mich darauf bewerben werde. Die meisten davon werde ich bei näherem Hinsehen entsorgen. Nach einigen Stunden vor dem Bildschirm habe ich zwei Stellen selektiert, auf die ich Bewerbungen schreiben werde- eine ist unterbezahlt, eine passt nicht zu mir. Aber: beide können per Mail erledigt werden, was enorm Zeit spart. Ich stelle fest: es ist kurz vor halb zwei und ich muß los. Um drei habe ich ein Date mit Ramona, welches mir sowohl als Schegie als auch als Lars wichtig ist und was ich nicht verpassen möchte.
Also schnell duschen. Es ist fünf vor drei als ich loskomme. Bin versucht Ramonas Auto zu nehmen, lasse es aber. Würde das sonst auch nicht tun. Da ich immer etwas zu spät bin, dürfte es Ramona eigentlich nicht stören. Aber ich weiß nicht in wie weit sie sich auf meine alte- neue Rolle eingestellt hat. Ich gehe schnell. Bin ca. 10 Min zu spät im Kaffee Kränzel. Sie ist nicht da. Sehr gut. Wir sind ein eingespieltes Team. Obwohl ich nicht denke, dass sie unser Treffen vergessen hat, kann ich es nicht lassen sie anzurufen- das ist Larsart. Kann halt nicht irgendwo allein unter Menschen sitzen. Sie wird mir später sagen, dass Scheggie so etwas normalerweise nicht tut.
Irgendwie habe ich (spätestens hier, an diesem Tag) während des Wartens auf Ramona meine Schelksche Identität abgelegt, und werde sie (außer namentlich) bis zum Abend nicht mehr anlegen. Das Kaffeekränz (el) chen wird wirklich schön. Ich bin dabei Lars. Haben für meine Verhältnisse ein gutes Gespräch gehabt. Dennoch, Ramona wird mir immer ein Rätsel bleiben. Als wir durch die Strassen gehen bremst sie mich immer wieder aus- ich gehe zu schnell. Ich weiß das, kann es aber nur schwer ändern. Zwischendurch gibt sie mir zu verstehen, dass wir vielleicht mehr Kontakt haben werden als vorher. Das freut mich echt, aber ich kann dass wohl nicht so recht rüber bringen. Abschied ist kurz aber nicht unherzlich. Ok. Ich eile zum nächsten Termin: Lars hat nach dem Squash mit Peter Konditionsprobleme und ich vertrete Ihn beim Kickboxen. Wir tauschen in der Emmerich die Autos. Ramonas Fahrzeug ist mir nach Larslogik ein zu großes Zeitrisiko. Ich brause los und bin 1/4 Stunde zu spät. Geht noch. Training ist gut anstrengend. Zurück daheim erst mal Kaffee-
Momenten, da war noch was: zwischendurch kaufe ich noch Abendbrot und treffe Renie (welche von nichts weiß), benehme mich aber zu 100 % wie Lars. Werde nachlässig in meiner Rolle, aber ich schreibe immerhin mit ihr zusammen meine Diplomarbeit. Reicht auch langsam. Mein Handy ist schon wieder in der linken Tasche der Hose. Verdammt! Zurück zu Hause eröffne ich mein Kochvorhaben der WG. Spaghetti soll es sein, aber wir müssen vorher abwaschen. Das dauert dann auch gut lange, letztendlich essen wir gegen zehn Uhr. Dafür habe ich ganz gut mit den Mädels geflunkert. Vor allem mit Jule lieg ich gut auf einer Welle. Susie bleibt noch undurchschaubar. Aber ich glaube sie ist ne Liebe. Mit Macken zwar, aber in Ordnung. Gefallen mir echt gut als Mitbewohner- obwohl ich keine Ahnung habe wie es auf Dauer wäre.
Zwischendurch schreibe ich noch über StudiVz mit Terry. Sie ist ne Freundin von Lars, und ich kenne sie nicht. Aber das ist mir gerade egal. Terry tut mir echt leit, dass sie in den Startlöchern ihrer Europareise steckt, und niemanden findet der mit kann-will? Ich würde so gerne. Aber auch damit würde ich einer Ilussion nachgeben. Aber sie hat auch recht: es gibt immer ein Grund was nicht zu tun, immer ein „geht nicht“ im Leben. Und ich traue ihr zu dass sie so was überwinden kann. Warum ich nicht? Es ist kein geringer Teil, dass ich denke, dass es mit Ihr nicht gut geht. Mag sie zu sehr- aus den Augen aus dem Sinn hat da noch immer am Besten funktioniert. Außerdem: DiplArbeit adee: Renie würde mich killen. Jemand dem ich echt nicht in die Scheiße reiten will. Ich schreibe Terry blöde Tipps, was sie machen kann um sich loszureißen.
Überlege mit Jule und einem (mit Lars) gemeinsamen Bekannten am Sonntag noch boarden zu fahren. Da wäre ich dann wieder ich. Toll, wenn das klappen würde. Ich weiß hier noch nicht, dass deren gemeinsamer Bekannter sich selbst in die psychiatrische Klinik eingeliefert hat, und definitiv vorerst ausscheidet. Kennst du nicht irgendwie zu wenig „normale“ Leute, Lars? Ok. Es wird wieder halb eins bis ich hier an den Rechner komme. Bewerbungen sind auch noch nicht raus- das wird morgen auf die Liedermacherei schlagen…

Fünfter Tag, Zukunft:

Ich werde den Wecker einfach ignorieren. Ganz entspannt schlafe ich bis halb zwölf und stehe erschlagen aber nicht panisch auf. Als erstes Kippe an. Keine gedrehte, aber immerhin. Frühstück fällt zugunsten von Milchkaffee aus. Milchkaffee klappt ohne ekelige Haut drauf. Ich tue während des Kaffeetrinkens entspannt absolut nichts. Meine Aufgaben für heute schrecken mich nicht. Kurzer Talk with Jule. Arnie taucht auch noch auf. Susie pennt lange. Eine Verkettung von Umständen verhindert das gemeinsame Mittagessen. Ich bin recht zeitig mit den Bewerbungen fertig und starte meine Komponisensation. Es zieht sich und klingt scheiße. Es ist egal. Arnie steht mir beim Aufnehmen bei, während Jule versucht, mit ihrem Laptop w-lan zu fangen. Zwischendurch telefoniere ich mal mit Lars. Gegen Abend bin ich zwar mit meiner musischen Leistung unzufrieden, meine aber es ist genug. Noch was essen, dann kommt sich auch bald Lars zum ausrollen. Es ist wieder ECHTZEIT…


Ich drehe mich noch mal um und träume etwas…
 



 
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