memento mortis

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nisavi

Mitglied
/ wie zappelnde fische / ziehen wir monate und wochen / in goldenen netzen / an land /
/ bewundern den fang / und uns selbst / wir verkaufen beute am strand /
/ und lachen /
/ laut und eitel /

/ nur drei schritte von hier / verfault aal in der sonne /
/ minuten kriechen / weiß wimmelnd / unter dem kadaver hervor /
/ ein kind das ihn aufhebt / läuft erschrocken davon /
/ mit den jahren / birgt es sich furchtsam / im haus /

/ jetzt / oder heute / morgen /
/ ganz bald / säen wir sand in die augen /
/ und schweigen /
/ blind /
 

nisavi

Mitglied
/ wie zappelnde fische / ziehen wir monate und wochen / in goldenen netzen / an land /
/ bewundern den fang / und uns selbst / wir verkaufen beute am strand /
/ lachen /
/ laut und eitel /

/ nur drei schritte von hier / verfault aal in der sonne /
/ minuten kriechen / weiß wimmelnd / unter dem kadaver hervor /
/ ein kind das ihn aufhebt / läuft erschrocken davon /
/ mit den jahren / birgt es sich furchtsam / im haus /

/ jetzt / oder heute / morgen /
/ ganz bald / säen wir sand in die augen /
/ und schweigen /
/ blind /
 
G

Gelöschtes Mitglied 8146

Gast
Hallo nisavi,

der Text ist sehr verwirrend. Du machst chaotische Zeilensprünge. Wie soll man das vortragen?
Da machst Du einen Satz im echten Zeilensprung, dann sind zwei Sätze im Zeilensprung, aber dann springt die Zeile wieder mit dem Sprungzeichen.
Ich weiß an vielen Stellen nicht, wie die Worte anzuknüpfen sind.
Beim lesen wird man da ziemlich vom Inhalt abgelenkt.

Mir kommt das auch so vor, wie so eine Art Wichtigtuerei. Aber das will ich Dir nicht unterstellen,
eine Sache jedoch schon: der Zugang zum Text wird mit Absicht erschwert.

Viele Grüße,
tigerauge
 

HerbertH

Mitglied
Ich lese hier interessante Bilder von unserem Umgang mit der Zeit.
Die Zeit als Aasfresser finde ich besonders gelungen.
 
B

bluefin

Gast
ich finde den text nicht verwirrend, sondern großartig. für einen walfisch (der eine schwäche für alles hat, was mit fischfang zu tun hat) sind die slashes das klicken eines projektors, der die bilder weitetransportiert; für wesen ohne inneres ohr mögen es auch die stummen übergänge einer präsentation sein, die zeigt, wie wir unsere zeit eitel vertun und wie dem, der's beim genauen hinsehen merkt, angst wird für den rest seiner tage. und dass am ende nichts bleibt als schwindel und der betrug.

eine winzigkeit am rande: der titel. "memento mori" heißt's im original, das "mortis" kam erst später; ausserdem nennt sich eine (ziemlich popelige) fränkische deutschrockgruppe schon so.

ich finde "ans sterben" denken angemessener als "an den tod" denken: das sterben dauert ewig, der tod nur einen augenblick.

liebe grüße aus münchen

blufin
 
G

Gelöschtes Mitglied 8146

Gast
Hallo bluefin,

schön, dass Dir das Gedicht von nisavi gefällte. Ich glaube aber, Du machst Dir das mit den Slashes zu einfach. Es gibt einige Fragmente, die so nicht alleine stehen können. Viele sind jedoch variabel. Dadurch werden einige Stellen bildübergreifend variabel. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das ein Projektorklick ist. Es wird damit gespielt; warum gibt es sonst echte Zeilensprunge, und alles ist klein geschrieben.

Säen wir Sand in die Augen: ist eine lyrische Aussage, deren temporale Bestimmung hier sehr wichtig erscheint. Jetzt oder heute, oder heute morgen, oder morgen ganz bald, dass ist hier alles möglich. Werden wir dann schweigen, oder schweigen wir in Erwartung, oder schweigen wir blind, oder sind wir blind?

Eine interessant Idee ist natürlich, dass der Text selber memento mortis ist. Aber warum dann in Latein? Das ist ein Rätzel, das dann nicht passen würde.
Die Bilder passen nicht einheitlich ins Thema, und meiner Meinung nach verläuft das Gedicht zum Schluss im Sande. Der Sand, der gesät worden ist und der meine Augen ganz müde gemacht hat von den vielen Interpretationsversuchen.
 

nisavi

Mitglied
hallo tigerauge,

danke für deine rückmeldung.

ich glaube dir gern, dass der text für dich schwer zugänglich ist. dass ich als autorin dem leser den zugang bewusst verstelle oder/und wichtigtuerisch verse angeordnet habe, ist nonsens. schon ein bisschen eine unterstellung, oder?
wenn du müde bist, mein gedicht dich anstrengt und dir noch mehr schlafsand in die augen streut, dann empfehle ich dir, meine lyik einfach zu meiden.

ich habe ein wenig das gefühl, dass du dich mit deiner rückmeldung für irgendetwas revanchieren willst.
ist es mein kommentar zu deiner domin-persiflage?

nun, für mich ging es damals um den text und hier verhält es sich ebenso. persönliche befindlichkeiten würde ich gern aus diesen dialogen raushalten.

ich will dir auch gern erklären, warum ich die von dir kritisierte form gewählt habe. (du wirst sie bei keinem meiner anderen gedichte finden.)

ich habe die zeilen geschrieben, als ich mehr oder weniger am eigenen leibe und zum ersten mal erlebte, wie schnell sich das blatt im leben wenden kann. (dies ist uns allen bewusst,wirst du möglicherweise antworten. und recht hast du damit. ich vermute allerdings, dass ein mensch sein leben nur dann relativ unbeschwert genießen kann, wenn er diese unumstößliche tatsache über weite strecken verdrängt. zumindest ich verfügte bislang über diesen "Schutzmechanismus".)

mir ist im unmittelbaren angesicht von krankheit und tod zum einen die fähigkeit abhanden gekommen, klare und strukturierte gedanken zu fassen. zum anderen scheint bzw. schien mir, dass ich, um
gedanken dieser art in worte fassen zu können, eine andere form finden muss. jeder glatte, wohlformulierte strophische aufbau wäre mir zuwider gewesen. ich habe einige dinge probiert, und bei den schrägstrichen ist es geblieben. sie bilden nach meiner auffassung den bruch in der persönlichkeit/im denken am ehesten ab.

ich glaube auch nicht, dass der text ein text zum vortragen ist. er ist (für mich) eine wortgewordene mahnung. ein erinnern.

lg
n
 
G

Gelöschtes Mitglied 8146

Gast
Liebe nisavi,

Deine schlechte Bewertung nehme ich Dir nicht krumm, dass passiert mir alle Nase lang, und Deinen pampigen Kommentar hatte ich auch schon lange vergessen.

„Wichtigtuerei“, die war ein Leseeindruck. Eine psychologischen Hintergrund habe ich nicht vermutet.

Dann werde ich mich wohl von Deinen anderen Werken fernhalten.

Ich wünsche Dir gute Besserung

tigerauge
 
B

bluefin

Gast
eine in dieser form völlig überflüssige auseinandersetzung, finde ich. besonders uncool die "ich lese nichts mehr von dir"-nummer, @tigerauge: alle todfreunde sind leidenschaftliche nichtleser der walfische. man erkennt es an ihren bitteren bemerkungen, wenn sie sich in mutmaßungen über die tiefsee ergehen.

coole jungs und mädelz streiten nur dann, wenn sich's lohnt. über @nisavis gedicht zu streiten, ist sinnlos - dafür ist es viel zu gut und zu ehrlich.

die ernsthaftigkeit, die hinter den bildern steht, ist spürbar und hat mich besonders beeindruckt. sie gelingt nur dem, der haargernau weiß, wovon er schreibt. und das sollten wir anerkennen: hier ist eine unterwegs, die nicht nur mal eben was plappert.

liebe grüße aus münchen

bluefin
 
G

Gelöschtes Mitglied 8146

Gast
@bluefin,

die Werke zu meiden war eine Empfehlung von nisavi, und ich habe sie angenommen.

Quote

...dann empfehle ich dir, meine lyik einfach zu meiden.



Streit suche ich nicht. Es ist mir aber etwas zuviel, ein Werk in Verbindung mit einer Person zu betrachten. Nun habe ich den Eindruck, dass man mich in einen Streit verwickeln will, um die Person kennen zu lernen.

Die Form ist nun mal da, und meine Beschäftigung mit ihr hat mich enttäuscht.

Viele Grüße
tigerauge
 
B

bluefin

Gast
soweit ich die kommentare richtig lese, kamst du mit diesem text nicht zurande.

da hat dir die autorin ein bisschen nachhilfe gegeben. das solltest du nicht so persönlich nehmen, auch wenn du sie zuvor beleidigt hast.

die verflüssigung von zeit ist übrigens eine gern gebrauchte metapher. der geliebte dali hat's sogar mit dem pinsel zum ausdruck bringen wollen, aber nicht jeder hat's gleich kapiert. vor allem mit den vielen stützen und streben, die seine konstruktionen brauchten, können die meisten nichts anfangen.

liebe grüße aus münchen

bluefin
 



 
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