mittagstisch/böhmisch

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A

Architheutis

Gast
Hallo Werner,

abgesehen von der (schwachen) Pointe verstehe ich nicht, weshalb hier die Verben im Infinitv stehen (müssen). Was soll das? Was ist der lyrische Mehrwert dessen?

Isch verstehs ned.

Fragende Grüße,
Archi
 
@archi

grüß dich archi!

im österreichischen nennt man das "böhmakeln (eigentlich: behmakln)- ein vom aussterben bedrohtes dialektunikat, überbleibsel der donaumonrchie... hier (nach eigenem ermessen) angedeutet. der lyrische mehrwert opfert sich im übrigen dabei dem nährwert. böhmischer knödel. und: da gibt es keine pointe: das ist eine familientragödie!

lg
werner
 
A

Architheutis

Gast
Moin Werner,

ich wusste es schon immer, die Ösis sind irgendwie...anders. :)

Danke für die Erhellung. "Böhmakeln" war mir bis dato unbekannt, den Grund seines Aussterbens erahne ich jedoch.

Ja, Tragödie? Ehepaar, alt, verbittert, wünscht sich gegenseitig den Tod. So in der Richtung etwa?

Andere Frage: Wäre das Forum "Mundart" nicht die bessere Wahl?

nen scheenen zweiten Advent,
Archi
 
@archi

danke, dir auch einen schönen zweiten vorweihnachtssonntag...:)
nein, ins mundart hätts eher nicht gepasst, da es dialekt und die grammatik des böhmakelns eher als sprachspiel im jandlischen sinne übernimmt - und ist ja nicht ganz ernst gemeint (von wegen tragödie...;)) aber du hast recht - das bild war tatsächlich ein älteres ehepaar, das sich schon den knödeltot wünscht...;))
und weil advent ist und weil das wohl auch sehr österreichisch ist noch ein weihnachtsgedicht speziell für dich:

vorweihnachtsgeschichte

leise
in der nacht
in der nacht
in der vorweihnachtsnacht
da kommt dem christkind sein böser brudern
steigt durch wohnung haus und altenheim
und setzt sein nacktes
ungewaschenes hinterzeug
auf jeden keksteller
den er finden kann
in der nacht
in der nacht
in der vorweihnachtsnacht
leise

;) (hier hast du auch klassischen österreichen fehlsprachgebrauch mit "dem christkind" "sein brudern"...;) das ist im übrigen aus dem stück "Landsterben" - falls wir mal nach deutschland kommen...;) )

lg, werner
 

Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo, Werner,

erstmal nachträglich herzlich Willkommen in der Leselupe.

Es ist ein interessantes Experiment mit Parallelstrukturen und mit Sprache.

Inhaltlich gibt es einen altbekannten Witz wieder, aber in anderer Form. Er zieht sich durch verschiedene Länder und Themen.

Die Struktur:

A tut etwas, was ihn umbringen kann.
B sagt darauf "Gut!" - oder verstärkt es.

Hier ist es ein Ehepaar, in anderen sind es oft Angehörige verschiedener Länder oder Orte.

In einer Richtung kommt aber etwas zum Witz hinzu, das ist die lyrische Struktur.

Die Wiederholung, die dem ganzen den Umschwung verpasst und zur Pointe führt.

Die sprachliche Gestaltung, bei der die Protagonisten und der Erzähler in einer Fremdsprache mit ihrem Akzent sprechen.

Ob die (in solchen Fällen oft verendete) Infinitivform optimal ist, darüber lässt sich streiten.

Diese Art der Transformation hat sehr vereinfacht von Altenglisch zu Mittelenglisch geführt, als sich zwei Sprachen mischten.

In unserer Sprache wird sie von vielen Leuten abgelehnt, dabei ist das aber durchaus diskussionswürdig, denn das Lernen von Fremdsprachen ist schwierig.

Im gegebenen Fall hat es zu einem Dialekt geführt.
Etwas erinnert es mich an Spejbl und Hurvinek.
 



 
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