moonwalk

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Hella

Mitglied
moonwalk

mondfarbe in deinem gesicht beim rezitieren von jackos kindertraum

obama kam zu spät für dich den träumer des weißen afro

onyxfarben dein barbiehaar wie ein hochhackiger schuh die nase in deinem bröckelnden fresko

niemals hat es für dich ein land ohne vater gegeben

wer deinen totentanz sah betete fortan zum gott dieser scherenhandshow

anubis wolltest du sein, den gepeitschten achten erneuern zur persona grata

liebe und warme kekse für alle kinder dein goldener gral

küss den mond von mir, roter könig, und sei gesegnet auf deinem wild side walk
 
H

Heidrun D.

Gast
Ein eigenartiges, ein wunderbares Gedicht.

Formal fallen zunächst die Umbrüche auf, die irritierend wirken, zunächst fast zusammenhanglos. Gleichwohl beziehen sich die Verse aufeinander, einem (inoffiziellen) Nachruf bei Beerdigungen nachempfunden.

Sprachlich gibt es einige Leckerbissen: das onyxfarbene Barbiehaar, die Nase im bröckelnden Fresko (ich liebe es!), den gepeitschen Achten etc ... womit wir auch schon beim Inhalt angelangt sind:

Die Bezüge zum Gott Anubis, zu Edward mit den Scherenhänden und dem goldenen Gral finde ich sehr gut. - Sicherlich könnte man einwenden, es seien der Bilder zu viele; hier passt es aber, weil sie durch die krassen Umbrüche getrennt werden, sozusagen (auch) jedes Bild für sich steht.

Insgesamt finde ich das Poem sehr gelungen, mit seinem versöhnlichen schönen Schluss.

Liebe Grüße
Heidrun
(kein ausgesprochener Fan des Künstlers ;))
 
G

Gelöschtes Mitglied 8146

Gast
Ich habe da schon einiges auszusetzen.

Was hat Obama hier verloren?

Wie kannst Du „jackos Traum“ schreiben, wenn Du ihn in dem Satz persönlich ansprichst.

Fehlende Komma machen es schwer zu lesen.

Quote

wer deinen totentanz sah betete fortan zum gott dieser scherenhandshow

Tut mir Leid, ich finde, das ist eine Zumutung.
 
Liebe Hella,
dein moonwalk gefällt mir. Allein das Wort "rezitieren" stört mich ein wenig. Wie wäre es mit vorlesen?
Herzliche Grüße
Karl
 

Hella

Mitglied
scherenhände

ich antworte mal der reihe nach:

danke, heidrun, für deinen differenzierten kommentar. besonders gefreut hat es mich, dass du die anspielungen erkannt hast, samt edward und so.

ja, viele bilder, das hat aber auch viel mit m.j. zu tun, der exzessiv mit bildern seiner selbst gearbeitet hat wie kaum ein zweiter.

konstruktionsprinzip sind wieder, wie so oft in der letzten zeit, die anfangsbuchstaben von oben nach unten gelesen, vorne und hinten (moonwalk), nichts anderes ordnet.

ich bin auch nicht grad der superfan gewesen, zumindest in den letzten jahren nicht, und die missbrauchs-gerüchte haben mich noch misstrauischer gemacht.

aber ich bin eines abends in ein dreiteiliges Tiefeninterview mit m.j. gestolpert, und das hat mich sehr ergriffen, weil es ihn in seiner ganzen tragik gezeigt hat.
 

Hella

Mitglied
warum wohl obama?

hallo tigerauge,

warum wohl obama? meinst du die frage ernst? es geht um michael jackson, einen schwarzen, der sich im lauf seines lebens weiß gemacht hat. das lag vielleicht auch daran, dass es in seine anfangsjahren wenige machtvolle schwarze gab. man kann "obama" für zu plump halten an dieser stelle, klar. aber abstreiten, dass er hier was zu suchen hat?

kennst du das nicht, wenn kinder das "ich" noch nicht kennen und von sich in der dritten person sprechen? gerade das kindliche, nichtentwickelte ist für mich eine der zentralen tragischen charaktereigenschaften von mj.

fehlende kommata, ja --- ich habe es auch schon mit kommata versucht, aber das passt meines erachtens nichtzum (sicherlich nicht grad eingängigen, da gebe ich dir recht) duktus der texte.

Quote:
wer deinen totentanz sah betete fortan zum gott dieser scherenhandshow

Tut mir Leid, ich finde, das ist eine Zumutung
tut mir leid, diesen kommentar finde ich auch eine zumutung. was hat das mit konstruktiver textarbeit zu tun? stört dich das bei deinen texten nicht, wenn jemand eine passage deiner texte rausgreift und so kommentiert?
 

Hella

Mitglied
rezitieren

Lieber Karl,

vielen Dank für dein angenehmes Feedback. Ja, das "rezitieren", mit dem bin ich auch nicht richtig zufrieden. "vorlesen" klänge nicht schlecht, aber ich würde gern bei der ausgangssitutaion des sehr intimen interviews bleiben, in dem er immer wieder auf seinen traum zurückkam. Vielleicht repetieren? das klingt aber irgendwie zu technisch. psalmodieren? ich sehe schon, da muss ich noch mal ran!

Gruß von der Baustelle,
Hella
 



 
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