prosa mal prosa
I
...
und ich lese die mayröcker, die mayröcker, die hab ich ja seinerzeit in wien, mit ej damals, den ich ja sehr verehr, achja, der tod, jetzt lese ich sie, wie sie ihm, posthum, in faszinierender sprachmacht, gar wunderbar (usw.) und meine gedanken gleiten, das schreiben, ja, das schreiben ist kein festhalten, kein umklammern, ein loslassen, viel meer, ein hinterlassen, wie fußabdrücke, oder stapfen, die je nach dem in welchem grund, aus welchem grunde die stapfen, ob sie im sand am strand und meer sie hinweg oder ob sie im teer und fest werden und bleiben und bleiben und bleiben wie eine rose –
hinterlassenschaften wie markierungen, am wege des dichters, meilensteine, der ist schon weiter, längst schon weit, der muss ja, kann nicht anders, weiter gehen, weiter fliegen, in dem fall bliebe duft zurück und wessen sinne offen ahnung und ich lese die mayröcker, die mayröcker zieht mich in ihren bann, mit ihrem stil der wild und verworren scheint und doch akribisch, so dass man das surren in den nervenbahnen hört, in ihrem kopf unter dem schwarzen, tiefschwarzen rabenhaar, ich hoffe nur sie ist wohlauf, was bei ihr ja so oder so nur relativ, macheiner wär längst schon entrückt, aber sie hält sich wacker auf erden mit flügeln und schüttelt ihren liebling aus sphärenwolken empor – ganz groß!
II
...
und ich lese die mayröcker, immer noch die mayröcker, wie sie schildert, bebildert, am stück, in einem zug, überall fetzen und zettelchen und splitter, die sie verbindet, fügt, die fuge, fugere=fliehen, eins jagt das andere und sie immer hinterher und auf der hut, die mayröcker, mit ihren nerven, immer die nerven, was ist das bloß, rilke und nietzsche und ach, ein einziges vibrieren, ein saitenspektakel, immer bis zum anschlag, gespannt, gesehnt usw, ja usw, das schreibt sie immer, usw, damit das weiter klingt, was sie anschlägt, scheint alles musik, klang, ja alles ist klang, urklang und mancheiner zerspringt, das ist es, weil die tiefen, mein kind, die tiefen und die höhen, da wird die luft knapp, da bräuchte man ausrüstung, rüstzeug und zuletzt einen seelenklempner oder wie man freund sagt, dachdecker, haha, dachdecker ist gut, sofern man sich überhaupt aus den kellern erst rauswagt, aus dem moder vergangener tage, wie man sagt, da unten zwischen ratten, leserattten und spinnweben ist manchmal gut sein, man ist so erdnah, irden, magnetisch verbunden und fern der unzähligen himmel, deren licht so blendet, als wenn man nicht wüsste, dass angst und vertrauen wie liebe und tod einhergehen, wenn es um hingabe geht, um hingabe und leidenschaft, immer hand in hand, wie dereinst die mayröcker und ej!
III
...
und ich lese die mayröcker, immer wieder die mayröcker, sie scheint der sprache geradezu verfallen, oder eher befallen, überfallen von einem rudel wörter, von ganzen horden, und ich bin sicher, sie ist schon verwundet, oh ja, und sie müsste eigentlich zum gegenangriff übergehen, müsste selbst bewunden und über-wunden, doch sie ist gezeichnet schon, geweiht, sie windet sich , wendet sich, wehrt sich mit allem was sie noch hat, sprache nämlich, ist sprache auch sp-RACHE?, oder eher spr-ACH-e?, ein seufzen vielleicht?, kein klagen, o nein, die meyröcker klagt nicht, wen auch, wem, außer ihren vier wänden und dem papier ist nicht mehr viel, achja, die welt, die welt, aber was bedeutet ihr die welt, sie hat ihre eigene geschaffen, ein eigenes universum, da hineinzugelangen ist nicht ganz leicht, man muss kämpfen und winden, ganze horden von wörtern und überwörtern lauern da, lungern und manche kommen wie pfeile aus der luft geschossen, da muss man auf der hut sein, und offen, auf, aufmerksam und 8!
IV
...
und ich lese die mayröcker, wort für wort sauge ich sie, höre sie, sehe, rieche sie, in wien, ja in wien weint sie und auf meinem tisch stehen weiße rosen, 11 weiße rosen leuchten durch diese nacht im oktober, die immer stiller wird und ruhiger und mich einlullt wie die mayröcker und zuweilen schweife ich ab, ab und an und rum und sehe mich auf einem hügel sitzen, auf einem hügel in der mongolischen steppe, immer die steppe und der steppenwind in meinem haar, ich sitze und lausche dem wind und ringsumher steppe und über mir die unzähligen himmel aus deren einem ich gefallen, vor endloser zeit oder jetzt in diesem augenblick, wie der augenblick dieses plastikraben auf meinem tisch, ja hier auf meinem tisch steht immer ein plastikrabe, wie, sie haben keinen plastikraben auf ihrem tisch?, ich versteh die leute nicht, nicht immer, sie murmeln so, wie ein bach, plätschern so vor sich hin, wie diese nacht, die mich mäntelt, obhütet und durch die ritzen singt leise der wind, flüstert mir ins ohr all die worte, die ich lese, von der mayröcker, über ihre nächte und tage mit sich und ej!
V
...
und ich lese die mayröcker, an einem oktobernachmittag auf einem spielplatz, hab die mayröcker mitgenommen und sitze auf einer bank auf dem spielplatz mit ihr, die oktoberherbstsonne glitzert auf uns herab, es gibt keine kinder hier auf dem spielplatz, vielmehr sitzen zwei obdachlose verteilt auf zwei anderen bänken und lassen sich von der oktoberherbstsonne beglitzern, der eine mit dem dostojewskibart trinkt bier, der andere isst etwas aus seiner plastiktüte, ja, essen muss man zuweilen, insgesamt ein nett anmutendes trio wir hier auf dem spielplatz, sehr friedlich, und ich habe ein thermoskanne tee dabei, ja trinken muss man auch, zuweilen, was warmes, das dampft in der oktoberherbstglitzersonne, es fehlt uns an nichts, für den augenblick, mitten im augenblick, derweil es draußen herum brummt und summt, das leben, sie wissen schon, es saust und braust von hier nach dort und darin sind wir uns alle schweigend einig hier drin: soll es, jedem das seine, jaja, ui, da, eine amsel, wir sind verzaubert, hier drin, das schreibt auch die mayröcker, verzaubert und entzückt schreibt sie, und wie es scheint geschieht alles immer parallel, parallelwellen, die sich fortsetzen, wort für wort...
VI
...
und ich lese die mayröcker, im café heute, die mayröcker, zu hause, oh schreck, sind nämlich die handwerker zu gange, ein klopfen und hämmern und sägen und trampeln, da bin ich ins café (geflüchtet), fliehender flaneur, die fuge (s.o.) in person, sitze also in einem caféhaus und das kommt der mayöcker schon nahe, nur dass es hier keinen braunen und ich nicht der gnäherr (gibt und bin), aber sonst alles da, die mayröcker, mein notizheft, tabak und allgemeines gesummse um mich herum, ein ständig auf-und abschwillendes (ja, abschwillend!) gemurrrrmel, es ist um die mittagszeit, da murrrmeln die damen und herren geschäftsleute was das zeug hält, murrrmeln über die neuesten schlagzeilen oder murrrmeln um ein laptop herum, ganz wichtig, versteht sich (was heißt eigentlich laptop?...), nun denn, ich lese die mayröcker, sie schreibt von bunuel und basho, die mayröcker, das passt, finde ich, wenn man denn den roten faden (hält), wie ariadne zu sagen pflegte, das absurde, sie wissen schon, und sie war auch zu den weißen nächten in st.petersburg, jaja, da müssen wir alle hin, da kann man sich nicht dagegen wehren, das ist dieser magnetismus, fragen sie rilke, das scheint mir wahrlich eine parallelwelt, die zu erforschen ein fest und ein wagnis (ist/bedeutet), der wahn sitzt in allen ecken, aber was soll’s, für mich ist`s zeit diesen murrrmelraum zu verlassen, hinaus, hinaus in die virbrierende herbstluft, und ich frage mich im hinausgehen, wie mein verhältnis zu den verben ist, ja, die verben, die ich so gerne weglasse, wobei ich sie gar nicht weglasse, ich schreibe sie nur nicht hin, lasse sie in der luft schweben, die verben, scheint ein gestörtes verhältnis (zu sein...), achja, die luft, die blätter, der herbst und das murrrmelcafé...
I
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und ich lese die mayröcker, die mayröcker, die hab ich ja seinerzeit in wien, mit ej damals, den ich ja sehr verehr, achja, der tod, jetzt lese ich sie, wie sie ihm, posthum, in faszinierender sprachmacht, gar wunderbar (usw.) und meine gedanken gleiten, das schreiben, ja, das schreiben ist kein festhalten, kein umklammern, ein loslassen, viel meer, ein hinterlassen, wie fußabdrücke, oder stapfen, die je nach dem in welchem grund, aus welchem grunde die stapfen, ob sie im sand am strand und meer sie hinweg oder ob sie im teer und fest werden und bleiben und bleiben und bleiben wie eine rose –
hinterlassenschaften wie markierungen, am wege des dichters, meilensteine, der ist schon weiter, längst schon weit, der muss ja, kann nicht anders, weiter gehen, weiter fliegen, in dem fall bliebe duft zurück und wessen sinne offen ahnung und ich lese die mayröcker, die mayröcker zieht mich in ihren bann, mit ihrem stil der wild und verworren scheint und doch akribisch, so dass man das surren in den nervenbahnen hört, in ihrem kopf unter dem schwarzen, tiefschwarzen rabenhaar, ich hoffe nur sie ist wohlauf, was bei ihr ja so oder so nur relativ, macheiner wär längst schon entrückt, aber sie hält sich wacker auf erden mit flügeln und schüttelt ihren liebling aus sphärenwolken empor – ganz groß!
II
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und ich lese die mayröcker, immer noch die mayröcker, wie sie schildert, bebildert, am stück, in einem zug, überall fetzen und zettelchen und splitter, die sie verbindet, fügt, die fuge, fugere=fliehen, eins jagt das andere und sie immer hinterher und auf der hut, die mayröcker, mit ihren nerven, immer die nerven, was ist das bloß, rilke und nietzsche und ach, ein einziges vibrieren, ein saitenspektakel, immer bis zum anschlag, gespannt, gesehnt usw, ja usw, das schreibt sie immer, usw, damit das weiter klingt, was sie anschlägt, scheint alles musik, klang, ja alles ist klang, urklang und mancheiner zerspringt, das ist es, weil die tiefen, mein kind, die tiefen und die höhen, da wird die luft knapp, da bräuchte man ausrüstung, rüstzeug und zuletzt einen seelenklempner oder wie man freund sagt, dachdecker, haha, dachdecker ist gut, sofern man sich überhaupt aus den kellern erst rauswagt, aus dem moder vergangener tage, wie man sagt, da unten zwischen ratten, leserattten und spinnweben ist manchmal gut sein, man ist so erdnah, irden, magnetisch verbunden und fern der unzähligen himmel, deren licht so blendet, als wenn man nicht wüsste, dass angst und vertrauen wie liebe und tod einhergehen, wenn es um hingabe geht, um hingabe und leidenschaft, immer hand in hand, wie dereinst die mayröcker und ej!
III
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und ich lese die mayröcker, immer wieder die mayröcker, sie scheint der sprache geradezu verfallen, oder eher befallen, überfallen von einem rudel wörter, von ganzen horden, und ich bin sicher, sie ist schon verwundet, oh ja, und sie müsste eigentlich zum gegenangriff übergehen, müsste selbst bewunden und über-wunden, doch sie ist gezeichnet schon, geweiht, sie windet sich , wendet sich, wehrt sich mit allem was sie noch hat, sprache nämlich, ist sprache auch sp-RACHE?, oder eher spr-ACH-e?, ein seufzen vielleicht?, kein klagen, o nein, die meyröcker klagt nicht, wen auch, wem, außer ihren vier wänden und dem papier ist nicht mehr viel, achja, die welt, die welt, aber was bedeutet ihr die welt, sie hat ihre eigene geschaffen, ein eigenes universum, da hineinzugelangen ist nicht ganz leicht, man muss kämpfen und winden, ganze horden von wörtern und überwörtern lauern da, lungern und manche kommen wie pfeile aus der luft geschossen, da muss man auf der hut sein, und offen, auf, aufmerksam und 8!
IV
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und ich lese die mayröcker, wort für wort sauge ich sie, höre sie, sehe, rieche sie, in wien, ja in wien weint sie und auf meinem tisch stehen weiße rosen, 11 weiße rosen leuchten durch diese nacht im oktober, die immer stiller wird und ruhiger und mich einlullt wie die mayröcker und zuweilen schweife ich ab, ab und an und rum und sehe mich auf einem hügel sitzen, auf einem hügel in der mongolischen steppe, immer die steppe und der steppenwind in meinem haar, ich sitze und lausche dem wind und ringsumher steppe und über mir die unzähligen himmel aus deren einem ich gefallen, vor endloser zeit oder jetzt in diesem augenblick, wie der augenblick dieses plastikraben auf meinem tisch, ja hier auf meinem tisch steht immer ein plastikrabe, wie, sie haben keinen plastikraben auf ihrem tisch?, ich versteh die leute nicht, nicht immer, sie murmeln so, wie ein bach, plätschern so vor sich hin, wie diese nacht, die mich mäntelt, obhütet und durch die ritzen singt leise der wind, flüstert mir ins ohr all die worte, die ich lese, von der mayröcker, über ihre nächte und tage mit sich und ej!
V
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und ich lese die mayröcker, an einem oktobernachmittag auf einem spielplatz, hab die mayröcker mitgenommen und sitze auf einer bank auf dem spielplatz mit ihr, die oktoberherbstsonne glitzert auf uns herab, es gibt keine kinder hier auf dem spielplatz, vielmehr sitzen zwei obdachlose verteilt auf zwei anderen bänken und lassen sich von der oktoberherbstsonne beglitzern, der eine mit dem dostojewskibart trinkt bier, der andere isst etwas aus seiner plastiktüte, ja, essen muss man zuweilen, insgesamt ein nett anmutendes trio wir hier auf dem spielplatz, sehr friedlich, und ich habe ein thermoskanne tee dabei, ja trinken muss man auch, zuweilen, was warmes, das dampft in der oktoberherbstglitzersonne, es fehlt uns an nichts, für den augenblick, mitten im augenblick, derweil es draußen herum brummt und summt, das leben, sie wissen schon, es saust und braust von hier nach dort und darin sind wir uns alle schweigend einig hier drin: soll es, jedem das seine, jaja, ui, da, eine amsel, wir sind verzaubert, hier drin, das schreibt auch die mayröcker, verzaubert und entzückt schreibt sie, und wie es scheint geschieht alles immer parallel, parallelwellen, die sich fortsetzen, wort für wort...
VI
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und ich lese die mayröcker, im café heute, die mayröcker, zu hause, oh schreck, sind nämlich die handwerker zu gange, ein klopfen und hämmern und sägen und trampeln, da bin ich ins café (geflüchtet), fliehender flaneur, die fuge (s.o.) in person, sitze also in einem caféhaus und das kommt der mayöcker schon nahe, nur dass es hier keinen braunen und ich nicht der gnäherr (gibt und bin), aber sonst alles da, die mayröcker, mein notizheft, tabak und allgemeines gesummse um mich herum, ein ständig auf-und abschwillendes (ja, abschwillend!) gemurrrrmel, es ist um die mittagszeit, da murrrmeln die damen und herren geschäftsleute was das zeug hält, murrrmeln über die neuesten schlagzeilen oder murrrmeln um ein laptop herum, ganz wichtig, versteht sich (was heißt eigentlich laptop?...), nun denn, ich lese die mayröcker, sie schreibt von bunuel und basho, die mayröcker, das passt, finde ich, wenn man denn den roten faden (hält), wie ariadne zu sagen pflegte, das absurde, sie wissen schon, und sie war auch zu den weißen nächten in st.petersburg, jaja, da müssen wir alle hin, da kann man sich nicht dagegen wehren, das ist dieser magnetismus, fragen sie rilke, das scheint mir wahrlich eine parallelwelt, die zu erforschen ein fest und ein wagnis (ist/bedeutet), der wahn sitzt in allen ecken, aber was soll’s, für mich ist`s zeit diesen murrrmelraum zu verlassen, hinaus, hinaus in die virbrierende herbstluft, und ich frage mich im hinausgehen, wie mein verhältnis zu den verben ist, ja, die verben, die ich so gerne weglasse, wobei ich sie gar nicht weglasse, ich schreibe sie nur nicht hin, lasse sie in der luft schweben, die verben, scheint ein gestörtes verhältnis (zu sein...), achja, die luft, die blätter, der herbst und das murrrmelcafé...