para_dalis
Mitglied
aNgSt
Ihren eigenen Schweiß riechend erwacht sie. Überlegt, ob sie träumt.
Mücken suchen sie heim, obwohl sie doch stets darauf achtet das Licht bei offenem Fenster gelöscht zu halten.
Ihr ganzer Körper ist von Stichen übersät und juckt unerträglich. Die eigenen Fingernägel verletzen die Haut und hinterlassen blutige Striemen. Sie wird ihre Nägel kürzen müssen, denkt sie. Gut, dass sie ihre Kleidung an diesem Tag nicht ablegt und die Wunden verborgen bleiben.
Was will dieses Ungeziefer nur? Ihr Blut? Sie schlägt wiederholt auf sich ein, um die saugende Mücke auf ihrer Wange zu töten. Erfolgreich. Wieder ein Weibchen erschlagen. Eine ruhestörende Sirene weniger. Was bleibt ist ein blutiges Etwas mit herausragenden, filigranen schwarzen Gliedern. Sie wischt dieses Etwas achtlos aus dem Gesicht. Die Mücke ist tot, verwischt und dennoch nicht verschwunden.
Vielleicht wollen diese Blutsauger ihre Gedanken, ihre Gefühle?
Gefühle. Was ist mit den Gefühlen? Wieder einmal bewegen sich ihre Gefühle im Kreis, sie überlegt, ob es nicht besser wäre, diese ganz abzuschalten. Einmal durchschütteln bitte. Gut durchgeschüttelt werden sie zum Einheitsbrei. Im Shaker mit gecrashtem Eis. Wir wollen doch immer schön cool bleiben. Als Garnitur wahlweise eine schöne lange Selleriestange oder lieber eine knackige Cocktailkirsche?
Oder hätten Sie es gern flambiert?
Und nicht vergessen den Schalter zu betätigen.
Aus.
Noch ist sie voller Sehnsucht nach seinen Händen. Vermisst seinen Rücken, der sich ihr in Zuneigung entgegenstreckt und sich ungeduldig bewegt, sobald ihre Hand nicht mehr auf seiner Haut ruht. Noch weiß sie, wie ein Blick aus tiefen blauen Augen bis in ihr Innerstes dringt.
Er sitzt ihr gegenüber, der Blick leer und ausgebrannt. Die Augen wirken unendlich müde.
"Es war so schön hier mit dir, und plötzlich wird alles so still."
Wann sagte er es liebevoll?
Schwang in seiner Stimme bei ihren letzten Treffen nicht auch Wut mit, da, bei diesem Satz, den er auch jetzt noch äußert?
Da war doch noch was. War es Freude am Leben? Waren da nicht auch intensive Gefühle? Wann hörten sie zuletzt Musik und gaben sich ihr hin?
Wie gern wäre sie am See. Wie gern würde sie sich einfach mal zurück lehnen, sich Kraft holen dürfen und diese annehmen wollen. Sie. Die starke, taffe Frau.
Vielleicht ist es besser, verkopft zu leben.
Schalten wir doch einfach alles Soziale ab. Treffen wir uns doch nur noch um unsere Lust zu befriedigen.
Aber bitte schön, auch das ohne Gefühl, ja?! Vielleicht ähnlicher Art des alten "Rein/Raus Spiels?"
Guten Tag. Eine eilige Ejakulation bitte. Am Besten zwischen zwei Whisky Cobbler und dem Honeymoon. Und wenn die Sterne günstig stehen, ejakulieren Sie möglicherweise auch ein zweites Mal. Hallo. Heute schon Ihr Hor®oskop studiert? Und wenn Sie zweimal still halten, gehört der Diamant aus dem Geschäft der 5th Avenue Ihnen und wollen Sie danach noch zu Balducci`s?
Ist das die Entwicklung, die die Beiden nehmen werden? Noch ist es nicht so. Und doch. Wie viel erspart man sich, aber wie viel verschenkt man auch? Und ging es ihnen nicht zuvor besser, da im eigenen Ich gefangen? Wie leicht scheint es, sich dies einzureden. Wie einfach ist es zu versteinern. Was tragen wir heute nicht wieder eine schöne Maske. Und bitte. Wir wollen doch nicht daran rühren. Sind wir heute aber auch wieder heroisch, wir Ach! so stolze Einzelkämpfer. Natürlich ohne Gefühl. Es könnte uns verraten. Wir möchten uns doch nichts vergeben und keinesfalls werden wir Nähe zulassen. Nähe. Die haben wir noch nie benötigt. Nicht wahr? Natürlich nicht. Selbst als Kind haben wir maulig darauf verzichtet. Gebrachte Geschenke genommen und Zärtlichkeiten abgewehrt.
"Liebling, würdest du bitte Danke sagen und der Tante einen Kuß geben?" und klein Liebling nimmt das Geschenk und verschwindet bockig im Nebenzimmer.
Also Handhaben wir es doch besser anders. Rationales Denken, kurze knappe Sätze, Tatsachen schnell klargelegt.
Sie hätten gern mal wieder guten Sex? Gern, ein neuer Wagen käme mir gerade recht.
Die Einsamkeit.
Wie viele Kostbarkeiten sind nötig, um diese zu ersticken? Jene Einsamkeit, von der die Beiden eingeholt werden, so sehr sie sich auch dagegen sträuben.
Die nach ihnen greift, die sie umhüllt. Die den Beiden Schlaf raubt und morgens noch zeitiger wach werden lässt. Einsamkeit, die sich auch mit Arbeit nicht betäuben lässt.
Drei Uhr dreißig ist die Nacht vorbei. Wieder nur dreieinhalb Stunden Schlaf. Und vor ihr eine fünfhundertkilometer Fahrt. Einmal Berlin und zurück. Einsamkeit, die nach Veränderung schreit. Es ist die Zeit für Veränderungen, dessen ist sie sicher. Nur. Wie umsetzen? Einmal Berlin und zurück. Berlin, dahin, wo sie in naher Zukunft öfter zu finden sein wird. Berlin, eine Stadt, in der ihr liebgewordene Menschen leben. Aber auch eine Stadt,
die für sie mit Krankheit verbunden ist.
Und einem singenden Italiener auf der Oranienburger Straße.
Hatten die Beiden denn keinen angenehmeren Gesprächsstoff? Warum eigentlich immer Trauer und Leid und Sorgen und Ärger?
Was ist mit Hoffnung und Zuversicht? Sie sind abhanden gekommen.
Hat die Einsamkeit den Sieg davon getragen? Im Kampf, den sich die Beiden selbst bereiten?
Der unnötig ist, überflüssig und kräftezehrend.
Ihr Schneckenhaus ist greifbar nah.
Es hat ihr schon oft gute Dienste geleistet, dieses Schneckenhaus.
Dort ist sie sicher.
Und am Fenster ein Kaktus.
Ein Kaktus, der wider Erwarten wächst und gedeiht.
Und junge Triebe bringt.
Ihren eigenen Schweiß riechend erwacht sie. Überlegt, ob sie träumt.
Mücken suchen sie heim, obwohl sie doch stets darauf achtet das Licht bei offenem Fenster gelöscht zu halten.
Ihr ganzer Körper ist von Stichen übersät und juckt unerträglich. Die eigenen Fingernägel verletzen die Haut und hinterlassen blutige Striemen. Sie wird ihre Nägel kürzen müssen, denkt sie. Gut, dass sie ihre Kleidung an diesem Tag nicht ablegt und die Wunden verborgen bleiben.
Was will dieses Ungeziefer nur? Ihr Blut? Sie schlägt wiederholt auf sich ein, um die saugende Mücke auf ihrer Wange zu töten. Erfolgreich. Wieder ein Weibchen erschlagen. Eine ruhestörende Sirene weniger. Was bleibt ist ein blutiges Etwas mit herausragenden, filigranen schwarzen Gliedern. Sie wischt dieses Etwas achtlos aus dem Gesicht. Die Mücke ist tot, verwischt und dennoch nicht verschwunden.
Vielleicht wollen diese Blutsauger ihre Gedanken, ihre Gefühle?
Gefühle. Was ist mit den Gefühlen? Wieder einmal bewegen sich ihre Gefühle im Kreis, sie überlegt, ob es nicht besser wäre, diese ganz abzuschalten. Einmal durchschütteln bitte. Gut durchgeschüttelt werden sie zum Einheitsbrei. Im Shaker mit gecrashtem Eis. Wir wollen doch immer schön cool bleiben. Als Garnitur wahlweise eine schöne lange Selleriestange oder lieber eine knackige Cocktailkirsche?
Oder hätten Sie es gern flambiert?
Und nicht vergessen den Schalter zu betätigen.
Aus.
Noch ist sie voller Sehnsucht nach seinen Händen. Vermisst seinen Rücken, der sich ihr in Zuneigung entgegenstreckt und sich ungeduldig bewegt, sobald ihre Hand nicht mehr auf seiner Haut ruht. Noch weiß sie, wie ein Blick aus tiefen blauen Augen bis in ihr Innerstes dringt.
Er sitzt ihr gegenüber, der Blick leer und ausgebrannt. Die Augen wirken unendlich müde.
"Es war so schön hier mit dir, und plötzlich wird alles so still."
Wann sagte er es liebevoll?
Schwang in seiner Stimme bei ihren letzten Treffen nicht auch Wut mit, da, bei diesem Satz, den er auch jetzt noch äußert?
Da war doch noch was. War es Freude am Leben? Waren da nicht auch intensive Gefühle? Wann hörten sie zuletzt Musik und gaben sich ihr hin?
Wie gern wäre sie am See. Wie gern würde sie sich einfach mal zurück lehnen, sich Kraft holen dürfen und diese annehmen wollen. Sie. Die starke, taffe Frau.
Vielleicht ist es besser, verkopft zu leben.
Schalten wir doch einfach alles Soziale ab. Treffen wir uns doch nur noch um unsere Lust zu befriedigen.
Aber bitte schön, auch das ohne Gefühl, ja?! Vielleicht ähnlicher Art des alten "Rein/Raus Spiels?"
Guten Tag. Eine eilige Ejakulation bitte. Am Besten zwischen zwei Whisky Cobbler und dem Honeymoon. Und wenn die Sterne günstig stehen, ejakulieren Sie möglicherweise auch ein zweites Mal. Hallo. Heute schon Ihr Hor®oskop studiert? Und wenn Sie zweimal still halten, gehört der Diamant aus dem Geschäft der 5th Avenue Ihnen und wollen Sie danach noch zu Balducci`s?
Ist das die Entwicklung, die die Beiden nehmen werden? Noch ist es nicht so. Und doch. Wie viel erspart man sich, aber wie viel verschenkt man auch? Und ging es ihnen nicht zuvor besser, da im eigenen Ich gefangen? Wie leicht scheint es, sich dies einzureden. Wie einfach ist es zu versteinern. Was tragen wir heute nicht wieder eine schöne Maske. Und bitte. Wir wollen doch nicht daran rühren. Sind wir heute aber auch wieder heroisch, wir Ach! so stolze Einzelkämpfer. Natürlich ohne Gefühl. Es könnte uns verraten. Wir möchten uns doch nichts vergeben und keinesfalls werden wir Nähe zulassen. Nähe. Die haben wir noch nie benötigt. Nicht wahr? Natürlich nicht. Selbst als Kind haben wir maulig darauf verzichtet. Gebrachte Geschenke genommen und Zärtlichkeiten abgewehrt.
"Liebling, würdest du bitte Danke sagen und der Tante einen Kuß geben?" und klein Liebling nimmt das Geschenk und verschwindet bockig im Nebenzimmer.
Also Handhaben wir es doch besser anders. Rationales Denken, kurze knappe Sätze, Tatsachen schnell klargelegt.
Sie hätten gern mal wieder guten Sex? Gern, ein neuer Wagen käme mir gerade recht.
Die Einsamkeit.
Wie viele Kostbarkeiten sind nötig, um diese zu ersticken? Jene Einsamkeit, von der die Beiden eingeholt werden, so sehr sie sich auch dagegen sträuben.
Die nach ihnen greift, die sie umhüllt. Die den Beiden Schlaf raubt und morgens noch zeitiger wach werden lässt. Einsamkeit, die sich auch mit Arbeit nicht betäuben lässt.
Drei Uhr dreißig ist die Nacht vorbei. Wieder nur dreieinhalb Stunden Schlaf. Und vor ihr eine fünfhundertkilometer Fahrt. Einmal Berlin und zurück. Einsamkeit, die nach Veränderung schreit. Es ist die Zeit für Veränderungen, dessen ist sie sicher. Nur. Wie umsetzen? Einmal Berlin und zurück. Berlin, dahin, wo sie in naher Zukunft öfter zu finden sein wird. Berlin, eine Stadt, in der ihr liebgewordene Menschen leben. Aber auch eine Stadt,
die für sie mit Krankheit verbunden ist.
Und einem singenden Italiener auf der Oranienburger Straße.
Hatten die Beiden denn keinen angenehmeren Gesprächsstoff? Warum eigentlich immer Trauer und Leid und Sorgen und Ärger?
Was ist mit Hoffnung und Zuversicht? Sie sind abhanden gekommen.
Hat die Einsamkeit den Sieg davon getragen? Im Kampf, den sich die Beiden selbst bereiten?
Der unnötig ist, überflüssig und kräftezehrend.
Ihr Schneckenhaus ist greifbar nah.
Es hat ihr schon oft gute Dienste geleistet, dieses Schneckenhaus.
Dort ist sie sicher.
Und am Fenster ein Kaktus.
Ein Kaktus, der wider Erwarten wächst und gedeiht.
Und junge Triebe bringt.