rückblick - ausblick

3,30 Stern(e) 6 Bewertungen

Gabriele

Mitglied
in der großen maschine


mit 20 lag dir
die welt noch zu füßen
du wolltest so viel
und bekamst nur so wenig
nicht die erde gerettet
keine heldin geworden
nur ein winziges rad
in der großen maschine

mit 30 begannst du
ums glück erst zu kämpfen
noch wolltest du viel
bekamst stets zuwenig
einen fick hin und wieder
liebe gibt's nur in filmen
du unnützes rad
in der großen maschine

mit 40 hast du
gelernt zu verzichten
du willst nicht mehr viel
darfst dich auch nicht beklagen
hast ne sichere arbeit
kannst aufs töchterchen stolz sein
bist ein sicheres rad
in der großen maschine

mit 50 wirst du
vielleicht noch mal leben
erwartest nicht viel
und erlebst vielleicht alles
neuen mut etwas freiheit
echte tiefen der liebe
sei nur nie mehr ein rad
in der großen maschine




Hat jemand eine Idee für einen besseren Titel?
 

maerchenhexe

Mitglied
hallo Gabriele,

ein anderer Titel wäre wohl tatsächlich besser, meine ich. In deinem Gedicht bemühst du ja durchgängig das Bild des sich stetig drehenden Rades. Vielleicht könntest du ja in die Richtung gehen, möglicherweise so etwas wie "Räderwerk" oder einfach "Rad der Zeit" ? "Laufrad"?

ganz lieber Gruß
maerchenhexe
 
A

Arthrys

Gast
hm,

In der großen maschine (Titeländerung)

mit 20 lag dir
die welt noch zu füßen
du wolltest so viel
und bekamst nur so wenig
nicht die erde gerettet
keine heldin geworden
nur ein winziges rad
in der großen maschine

mit 30 begannst du
ums glück erst zu kämpfen
noch wolltest du viel
[red]und[/red]* bekamst stets zuwenig
einen fick hin und wieder
liebe gibt's nur in filmen
[red]ach[/red]* du unnützes rad
in der großen maschine

mit 40 hast du
gelernt zu verzichten
du willst nicht mehr viel
[red]darfst[/red] (kannst) dich [red]auch*[/red] nicht beklagen
hast [red]ne*[/red] sichere arbeit
[red]kannst*[/red] aufs töchterchen stolz sein
bist ein sicheres rad
in der großen maschine

mit 50 wisst (willst?)du
[red]vielleicht*[/red] noch [red]mal leben*[/red] einmal das leben
erwartest nicht viel
[red]und*[/red] erlebst vielleicht alles
neuen (neuer) mut etwas freiheit
echte tiefen der liebe
sei bloß* nie mehr ein rad
in der großen maschine

* = weglassen

Vertonen(!?)
Gruß
Arthrys
 
S

Stoffel

Gast
Grüß Dich Gabriele,

wie woanders schon, ich mag das "Du" nicht. Ich tu mich dann überhaupt schwer, mich wenigstens ein wenig darin wiederzufinden. Aber ok, nur mein Empfinden.*smile*

Am Ende eher vielleicht
"und nimmst Dir vor kein Rad
mehr zu sein in einer Maschinerie"?

Sonst hast Du ja schon prima Textarbeit bekommen.
lG
Sanne
 

Gabriele

Mitglied
Ich hab jetzt ein paar Dinge und den Titel verändert.
Das "du" habe ich aber gelassen, ich finde, der/die LeserIn kann sich trotzdem darin finden.
Danke für eure Tipps!
Liebe Grüße
Gabriele
 
S

Stoffel

Gast
Wie wäre es mit
"Rad los"?
"rad los sein"
"Rad losigkeit"
oder so ähnlich.

lG
Sanne
 

Gabriele

Mitglied
Seltsam, dass gute Bewertungen meistens auch begründet werden, schlechte jedoch nur selten. Dabei wäre das für den/die VerfasserIn doch noch viel hilfreicher.
Gruß
Gabriele
 

Carlo Ihde

Mitglied
Du fängst ganz gut ein, was das Problem in allen westlichen Gesellschaften ist: der Mensch ist ein Herdentier, alle Menschen sollen das gleiche Leben führen (Mode-Industrie lässt grüßen), das gleiche Schicksal haben und das selbe denken, sie sollen sich reibungslos in die gesellschaftlichen Produktions- und Ordnungsprozesse einfügen, wie sich Räder in eine Maschine einfügen. Die meisten beschränken ihre Kritik auf die Arbeitsroutine, man darf aber nicht vergessen, dass selbst die Vergnügung manchmal zur Routine gemacht wird. Immer dann, wenn ein Trend etwas diktiert. Wenn man jung ist, hat man nunmal Pläne. Später sieht man mit an, wie sie aber auch kein Stück wahr werden wollen. Später, und da bricht dein Text auf ganz schöne Weise mit den gängigen Klischees, später erwartet man sich gar nichts mehr.( Im Gegensatz zu klischeehaften Verarbeitungen, die die letzteren Strophen nach Muster der ersten aufgebaut sind, also die Erwartung hoch bliebe, aber nicht eintreten.)Nichts zu erwarten ist schließlich die relative, kleine, späte Rettung des lyrischen Ichs. Glück ist nie für alle Zeit aufgegeben, es orientiert sich an Lebenszeiten und Weisheiten. Dein Text fiel anders aus, als ich es von Texten dieser Art kenne, und deshalb finde ich ihn gut.
 

Gabriele

Mitglied
Danke Carlo,
schön dass es Dir gefallen hat und dass Du herauslesen konntest, dass es mir hier nicht um eine ichbezogene Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft ging (deshalb war ich auch mit meinem ursprünglichen Titel so unzufrieden). Es sollte doch auch eine gewisse Sozialkritik drinstecken bzs. Kritik daran, wie leicht wir uns (fast) alle "in die große Maschine" einspannen lassen - bei weitem nicht nur beruflich...
Was ich an den meisten sozialkritischen Texten/Gedichten/Liedern/Theaterstücken immer schon so traurig fand, ist ihre Hoffnungslosigkeit und Neigung zur Resignation. Deshalb reizt es mich - wie ja auch einige andere in diesem Forum - immer wieder, etwas in dieser Richtung zu versuchen, was Mut macht und sich trotzdem nicht in realitätfernen Utopien verliert.
Liebe Grüße
Gabriele
 



 
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