scheiterhaufen mal so mal so

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collecteur

Mitglied
eine freundin - fini - kündigte in einem chat einen scheiterhaufen an. auf nachfrage stellte sich heraus:

ach wie schön! ich glaubte schon,
dass die fini in gefahr
auf nem holzscheit-hexenthron
festgezurrt und hilflos war!

doch die scheite waren bloß
-o jetzt ist mir wohler-
brötchen, ei und apfelkloß,
fleiss sei dank ein hohler.

warm wird es hier nur im herd,
milch und eier stocken,
äpfel duften, und ich werd
schwach und lass mich locken.

wären einst die scheiterhaufen
alle so gewesen,
täten heut noch hexen laufen
mit und ohne besen.
 

Walther

Mitglied
Moin Sabine,

ein kleiner Vorschlag wegen des Metrums:
doch die scheite waren bloß
-[blue]jetzt ist mir schon wohler -[/blue]
brötchen, ei und apfelkloß,
fleiss sei dank ein hohler.
Mein Vers ist blau markiert.

Ansonsten: Flott gereimt. Man(n) kann die Damen um das Feuer auf den Besen reiten sehen.

Gruß W.
 

collecteur

Mitglied
??

danke für den freundlichen kommentar lieber walther,
aber ehrlch gesagt deinen änderungsvorschlag verstehe ich nicht. die von dir vorgeschlagene zeile hat doch dasselbe metrum wie die, die sie esetzen soll! ehh, oder??
hoffentlich nicht bis auf die knochen blamiert
collecteur (sabine)
 

Walther

Mitglied
Moin,

(a) Du bist nicht blamiert.
(b) Hat sie nicht. Nicht (nur) die Zahl der Silben ist es, auch die Sprachmelodie (Hebungen und Senkungen). Wenn Du die Strophe vorliest, wirst Du immer an diesem Vers hängenbleiben.
Nimmst Du meine Version, geht es wie Butter.

Gruß W.
 

collecteur

Mitglied
erkenntnis

HA! jetzt hab ichs:

Wenn ich die strophe vorlese, bleibe ich natürlich nicht hängen, weil ich sie dem metrum entsprechend lese. man kann sie aber auch anders lesen, wie ich jetzt erst (blamablerweise)sehe. bei deinem vorschlag ist das falsche lesen nicht (kaum ) möglich .
bin in eile, werde es ändern
danke

gruß collecteur (sabine
 

Walther

Mitglied
Moin Sabine!
Am Ende ist das Dein Gedicht, also nehme den Rat an (oder nicht). Die Zahl der Silben stimmt ja, daher ist es wirklich nicht tragisch, wenn Du's läßt, wie es ist.
In diesem Sinne
grüßt W., entperfektionistisiert :)
 
scheiterhaufen

Hallo Sabine,
ich kann gar nicht verstehen, daß Walther die Zeile -o jetzt ist mir wohler-
in -jetzt ist mir schon wohler - geändert haben möchte. Deine Version drückt doch viel stärker die Erleichterung aus.
Und Walthers Spezialität ''Metrik'' stimmt doch auch.

Viele Grüße
Marie-Luise
 

presque_rien

Mitglied
Hallo zusammen,

ich finde das Gedicht sehr hübsch: Ich hab' gar nicht gewusst, dass Scheiterhaufen eine kulinarische Spezialität sind! Besonders die dritte Strophe gefällt mir sehr: Ich habe das gedicht jetzt schon öfters gelesen und bei dieser Strophe immer wieder den Duft verspürt. Mmmh...

Der Streit um
-o jetzt ist mir wohler-
kommt m.E. daher, dass dieser Vers so viele einsibige Wörter enthält. Einsilbige Wörter - deren natürliche Betonung ja nicht so festliegt, wie die der mehrsilbigen - besitzen dennoch bestimmte übliche Betonungsstärken. "Jetzt" erlaubt relativ oft eine relativ starke Betonung, "mir" eine viel schwächere und "ist" kann nur in ganz bestimmten Situationen überhaupt betont werden. Deswegen: Wenn man diesen Vers wirklich mit allen vom Trochäus vorgesehenen Betonungen liest

-o jetzt ist mir wohler-
x 0 x 0 x 0

hört er sich falsch an. Auch das "o" ist, denke ich, ein Problem, da bei ihm die Betonungstendenz nicht ganz klar ist und das "jetzt" die Betonung auf sich zu ziehen scheint. Dagegen scheint die Betonung bei

-jetzt ist mir schon wohler -
x 0 x 0 x 0

richtiger, weil sie den Betonungstendenzen der Einsilber entspricht. ABER: Ich bin über diesen Vers nicht gestolpert, denn das Gedicht ist ja eher umgangssprachlich verfasst, und da macht eher der Haupt- und Nebenakzent eines Satzes seine Betonung aus; ich les diesen Vers:

-o jetzt ist mir wohler-
x 0 0 0 x 0

Das hört sich dann schon richtig an. Das "o" bleibt natürlich ein Problem, man kann es so oder so lesen. Aber ich denke nicht, dass es ein Gütekriterium für Gedichte ist, wenn man sie sofort richtig liest. Spätestens beim zweiten Lesen weiß man aber - wenn man sich auf dieses Gedicht einlässt - wie man es lesen muss. Das "o" passt jedenfalls zum Charachter des Gedichts, und ich würds so lassen!

Mich stören allerdings die unregelmäßigen Kadenzen ein wenig ;)...

Und die letzten zwei Verse würde ich vielleicht ein wenig überarbeiten: "würden" statt "täten" und eine sinnvollere letzte Zeile: Warum "läuft" man mit Besen, man fliegt dann doch besser!

LG presque
 



 
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