Hallo, Lena Luna,
ein Gedicht in welchem sich jeder erkennen könnte, dem keine "richtige" Mutterliebe geschenkt wurde. Ich setzte das Wort "richtige" in Gänsefüße, weil es ohne den Eindruck erwecken könnte ich wüßte genau was dies sei, diese richtige Liebe. Es gibt allerdings etwas was man so bezeichnen könnte und zwar eine gute Beziehung zwischen Mutter und Kind, eine auf aufrichtiger Zuneigung basierende. Sie ist entgegen der klischeehaften Erwartung nicht so häufig wie wir sie gerne hätten, denn auch Mütter waren mal Kinder und sind nicht als Mutter geboren worden, somit sind sie durch ihre Kindheit, in welcher sie selber mangelnde Liebe erfahren mussten, geprägt
und können nur das wiedergeben, was sie selber bekamen.
Dieses Kind hier bekam mehr Negatives, Bitteres von seiner Mutter, als "Süßes", sprich diese Zuneigung war scheinbar belastet seitens der Mutter. Doch Kinder lieben ihre Mütter/Eltern, egal was sie von diesen zurückbekommen. Und auch wenn diese Mutter das Kind verletzte (Dornen) hat es solches als nicht unbedingt falsch empfunden. Nein, es hatte sogar den Zustand umgekehrt quasi und Mutter für seine Mutter gespielt, indem es ihre Wunden versuchte zu heilen (mit kindlicher Liebe) weil es instinktiv ahnte, dass die Mutter Verletzungen in sich trug. Kinder haben ein feines Gespür dafür und ich weiß es, weil ich Gleiches selber erfahren hatte. Ich habe auch versucht Mutter für meine Eltern zu sein, indem ich mich bei allem was ich in der Kindheit tat immer fragte: "Kann es die beiden verletzen? Werden sie damit klar kommen, tue ich ihnen weh?" Ich finde das ist für ein Kind übermäßig groß, was es da tut. Ich kann dieses Gedicht unheimlich gut auf mich beziehen (es stimmt fals Zeile für Zeile). Daraus entwickelt sich im Laufe der Zeit eine tiefe Depression - diese begleitet einen sehr, sehr lange.
Ich weiß noch wie ich immer Asthma-Anfälle hatte nach dem
Besuch bei meinen Eltern. Manchmal verarbeitet man alles erst nach dem Tode der Eltern/Mutter. Oft auch nicht. Hier glaube ich zu lesen, dass sich die Depression so nach und nach verflüchtigt, wie die Trauer, die leichter erträglich wird mit der Zeit. Das Dunkle sackt in die Tiefen des Innenlebens/der Seele und je mehr es absackt, desto mehr Raum bleibt wieder für Helles im Leben, für Freude, Mut, Zuversicht. Sie überlagern langsam die Depression - die Seele
hellt sich wieder peu a peu.Für meine Begriffe hast Du diese Thematik sehr gut in dem Gedicht verarbeitet.
Ein wenig beneide ich Dich sogar um dieses - trifft es doch so gut auf mich zu. Dieses Gedicht zeugt davon wie gut man mit verständlichen Worten arbeiten kann, wie gut man ohne
krampfhafter Originalität auskommen kann und dabei tief zu berühren vermag. Super geworden!
mit herzlichen Grüßen, Pelikan