schwer kommentierbar

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D

Daniel Mylow

Gast
Liebe Venus,
schwer kommentierbar- und ich versuch´s doch!
Dieses Gefühl plötzlich, es ist, als wären wir verloren in einer Eiswüste, warum sind wir in diesen Augenblicken nur so allein, warum nur zerfällt Platons Urmythos jener verlorenen Hälften und unserer lebenslangen Suche nach unserer verlorenen Hälfte in diesen schmerzlich-süßen Augenblicken zu Staub und Asche, Eisregen auf unserer Haut..?
Dieses Gedicht ist eine sanfte Meditation über die Einsamkeit, über den priviligierten Augenblick der Leidenschaft- wären wir danach ausserhalb von Raum und Zeit, so wie in ihm selbst, dann wären wir unsterblich.
Besonders gefallen hat mir die Doppelbödigkeit von bloß, nackt und bloß oder "nur" und die Sperrigkeit der Zeilen, die bisweilen unvermutet ins Nichts gleiten, wo ich die Sache wieder neu betrachten muss.
Langes Innehalten. Keine Verbesserungsvorschläge. Meisterlich.
Fühle dich herzlich umarmt, Daniel
 

gareth

Mitglied
Auf mich jedenfalls, Venus, trifft er zu,

der Titel Deines Gedichtes :eek:)
Mir fällt es nämlich wirklich schwer, es zu kommentieren, weil es unerfülltes Lieben so schmerzhaft stark ausdrückt. Und wenn ich jetzt nochmal lese, was ich da sage, dann scheint es mir jetzt doch ein Kommentar, eine Interpretation sogar vielleicht, zu sein.
Liebe Grüße
 

Venus

Mitglied
Lieber Daniel,
ich tu mich ja selber schwer.
Diese Zeilen ruhen nun schon ein paar Monate auf meinem Schreibtisch. Immer wieder zuckt der rote Stift drüber und jedes Resultat mag nichts anderes erreichen, als den Papierkorb verstopfen.
Hier, zu Hause, auf meinem Blatt heißt es „unkorrigierbar“. Der Titel nach draußen war eine Provokation und vielleicht ein Hilferuf.

Deine Eindrücke, deine Interpretation tun mir so gut, dass es beinahe schmerzt. Meine Gedichtlein kommen fast ausschließlich aus dem Bauch. Hier ist Herz und Hirn mit drin. Und beinahe ein Stückchen Haut, das sich retten will.
Die „Sperrigkeit“ ist tatsächlich Ausdruck meines Herzhirns und ich bin so dankbar, dass sie erkannt bleiben darf.

Ich danke dir so sehr, für deinen wunderbaren Kommentar
und umarm dich
herzlich zurück,

Venus
 

Venus

Mitglied
Ach, gareth,
mein Begleiter, mein Lektor, mein Kopfgucker, mein Freund...

Es gibt Momente im Leben, da fällt selbst mir nichts mehr ein.
Bin ich froh, dass ich (lausige) Gedichte schreiben darf.

Danke

Meine Grüße kommen auch
genau von da

Venus
 
I

IKT

Gast
Liebe Venus ich hoffe, dass Du "ein lieben lang" genügend Buchstaben hast, um alle Herzenswünsche auszusprechen. Wahrheit sei nie kalt, Träume seien heiß und nicht nur Dein Körper, sondern auch Dein Herz erhalte alle Streicheleinheiten, wenn "mann traumfrau streichelt bis sie kommt." :D :p
LG IKT!:)
 

Venus

Mitglied
Liebe Iris,

wenn nichts mehr kommt und ist -
Träume bleiben.
Die sterben nicht zuletzt.
Die tun es nie

Ganz herzliche Grüße,
vom Grauschopf ans Rotschöpfchen
(quasi von Luder zu Luder)
:D so kommts, wenns kommt :D
 
Liebe Venus,
zu deinem schönen Gedicht habe ich ein paar Bedenklichkeiten:
1."Bis sie kommt" klingt mechanisch. Was geschieht, ist etwas ganz anderes.
2.Du sprichst einmal von der Traumfrau in der dritten Person, bist es aber dann, indem du "wir" sagst, selbst.
3.Wahrheit und Träumen stehen am Ende in Gegensatz zueinander. Aber du meinst hier nicht Wahrheit, sondern Wirklichkeit. Die Wahrheit liegt ja eher in den Träumen.

Liebe Grüße von Wilhelm.
 

Venus

Mitglied
Lieber Wilhelm,

Das Gedicht möchte eine Parabel auf die unvereinbaren Liebesbedürfnisse von Mann und Frau sein.
Der Aufbau ist ganz klassisch:
Einleitung, Konflikt/Krise, Lösung und Schluß.
;)

Die ersten Zeilen benennen die Unzulänglichkeit, noch nicht die Katastrophe.
Ein Lieben lang ist zu kurz, zu wenig für "die" Liebe. Es gibt zu wenig Buchstaben und Hände, um diese Liebe auszudrücken, zu beweisen, zu er-halten, etc. Selbst Wünsche reichen nicht aus...

Das "Wenn" markiert den Bruch, hin zum Konflikt.

(Einschub: "schönes" Wortspiel Wachmann - Traumfrau! Aber man muss es mögen mögen... ;))

Diesen Bruch erfährt der Leser (so er will), zunächst als eine Verständnisschwierigkeit: "mit dem Herzen ganz Wachmann, streichelst du" - oder "du, ganz Wachmann (zwar), streichelst mit dem Herzen"? Letzteres enthielte ja noch Empfindung für die Frau, ersteres ließe eher Gefühlskälte, Sachlichkeit, Wachsamkeit, Überlegenheit etc. assoziieren.

Dann folgt aber, mit einer (raffiniert gewollten)Irreführung verbunden, die Ernüchterung. Heißt es: "Du streichelst die Frau, bis sie kommt"? Oder doch eher: "Du streichelst, bis die Wahrheit kommt und uns nackt und bloß friert..." ?

So erfahren die Liebenden, nein, so erfährt die liebende Traum-Frau den Widerspruch zwischen ihrem auf Dauer gerichteten Traum von der Liebe und dem als "ein Lieben" mißverstandenen Akt des Streichelns (der noch nicht einmal etwas mit Zärtlichkeit zu tun haben muß), der sich nach seinem Kulminationspunkt erledigt. Dieser "Konflikt" wird aufgelöst in der Schlußerkenntnis, dass (unerfüllte) Träume wenigstens das Gemüt erwärmen.
Das entspricht dem Muster der griechischen Tragödie - und der menschlichen, um die es hier gehen mag...

Träume, lieber Wilhelm sind Wahrheiten und haben immer "dein eigenes Gesicht".

Recht herzlichen Gruß,
und vielen vielen Dank, fürs Lesen und mich Wissenlassen,

herzlich,
Venus
 

gareth

Mitglied
das hat mich beeindruckt,

was Du hier zu Deinem Gedicht erläuterst, Venus. Es ist also noch erheblich mehr an Interpretationsmöglichkeiten enthalten, als sich mir beim Lesen offenbaren wollte.
Aber ich hatte es ja schon als schwer kommentierbar eingestuft. Oder warst Du das? :eek:)
Respektvolle Grüße
 

Venus

Mitglied
ach, gareth,
manchmal tut man mit Sachlichkeit ab, was einem Grausen bringt, oder die Tränen in die Augen...
Manchmal vor Wut, manchmal vor Zorn, manchmal in tiefer Demut und Kapitualtion...
Ein Gedicht hat immer einen leis' gewollten Ursprung oder Hintergrund. Sich zu erklären, das, was man vorhatte, macht m.A. nach, alles kaputt. Man kann gewünschte Interpretationen nicht mit dem Vorschlaghammer einprügeln, genau so, wie man Liebe nicht unbedingt erzwingen und Träume (meist) allein nicht realisieren kann.

Solange einer schreibt, sind die Gedanken frei.
Auf beiden Seiten.
Erst recht, in der Interpretation...

Ganz herzlich bleib ich,
Venus

PS:
Und es warst du.
Vor, oder nach mir...
 



 
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