schwerer noch (gelöscht)

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rosste

Mitglied
Hallo Walther !

"die täler laufen voll" - wunderbar, weil da keine Lawine fliesst, sondern schwerer Nebel.
Der Glöckner hat damals flüssiges Blei vom Notredam gegossen. Platin und Iridium sind noch schwerer.
Die Schwere im Herzen kann noch grösser sein. Dann hängt der Kopf, und der Blick wird trüb. - Ein sehr schönes Bild.
Da hilft nur eins: rauf auf den Berg, den Nebel hinter sich lassen
meint Stephan
 

Walther

Mitglied
In der tat, lieber stefan,

augen zu und durch, sagt der eine, rauf auf den berg, manch anderer. dritte wiederum finden das gedicht gar nicht gut. ;-)

nun, man kann's nicht allen recht machen.

danke dir für deine aufmunternden worte, die im herbst immer willkommen sind. depressiv wird man ja von selbst.

frohes dichten und verrichten wünscht

der w.
 
K

Klopfstock

Gast
Hallo, Walther,
gerade dieses Gedicht gefällt mir ganz besonders.
Oft wird der Nebel als etwas geheimnisvolles,
märchenhaftes in Gedichte eingeflochten - Du
vergleichst ihn mit Dickmilch, nimmst ihn quasi
ins "wirkliche Leben" mit, wenn ich das so sagen darf.
Gerade diesen Vergleich finde ich sehr passend
für den Nebel, der jemandem eine Depression bereitet,
der eine Schwermut aufkommen läßt.
"Die Täler laufen voll" - und die Gefahr zu ertrinken besteht
wenn man das Schwimmen nicht beherrscht,
das Schwimmen welches einen über die graue Jahreszeit
hinweg oben halten kann, damit man nicht untergeht.

Ich selber bin im Herbst eher heiter, im Sommer
hingegen oft sehr depressiv, aber es ist ja egal durch was
man in einen solchen Zustand gerät - Tatsache ist, daß
es ein Zustand ist, bei dem man in einem Tal verweilen muß
und nicht herauskommt, oder besser gesagt über
eine gewisse Zeit in diesem Tal bleiben muß,
bis man wieder den Weg auf einen Berg findet.

Es gefällt mir dieses Gedicht, lieber Walter - irgendwie
kann ich Deinen Nebel fast körperlich fühlen und er ist
zäh und dick, ganz anders als der meine, der mich
momentan eher leicht und heiter stimmt.
Der Deinige scheint mir eher ein Feind und es kriecht
mir eine Gänsehaut beim Lesen über den Körper.
Wenn man es so empfindet, dann war das Gedicht gut.

Bei Dickmilch hat sich ein kleiner Buchstabendreher
eingeschlichen;)

Liebe Grüße
Klopfstock:)
 

Walther

Mitglied
Guten Abend, lieber Klopstock,

die Herbstdespression war eher deskriptiv gemeint. Ich beschreibe, als Seiteneffekt meiner Haikuschreiberei, gerne immer wieder Naturgedichte. Am liebsten ist mir dabei die Kommunikation zwischen Außen- und Innenwelt.

Es erfreut, wenn man solches Lob erhält. Schließlich ist es für einen Feierabendreimer immer wieder schön, "verstanden" zu sein.

Vielen Dank für Deinen Hinweis mit dem Buchstabendreher - ich habe ihn bereits ausgemerzt.

In der Tat kann der Sommer ganz schön depressiv machen - nicht jeder ist für Hitze und Schwitzen gemacht. Mir ist der Frühling am liebsten. Er ist ein steter Neubeginn.

Für Dich habe ich meine heutigen Eindrücke auf einer längeren Autofahrt in ein weiteres Wintergedicht gefaßt. Ich hoffe, es zeigt Dir, daß Herbst und Winter auch für mich nicht nur depressiv stimmen. Du findest es unter "ins winterblau gemalt" in diesem Forum.

Beste Grüße W.
 

Zeder

Administrator
Teammitglied
Hallo Walther,

ich hätte einen Kürzungsvorschlag, da die De-Pression durch den Nebel ja wirklich natur-deutlich dargestellt wird:

schwerer noch


der nebel zäh
schwappt er wie dickmilch
über den albtrauf (*)
die täler laufen voll

bis an den rand
dort wird er liegen
bleiben [strike]liegen so schwer [/strike]wie
blei schwerer noch

[strike]viel schwerer
wirds gemüt mir
wiegen und
mein kopf mir hängen

hoffnungslosigkeit
vernebelter blickwinkel
ein milchiges vexierbild [/strike]
mein trübes leben

Viele Grüße, Zeder
 

Walther

Mitglied
Guten Tag, liebe Zeder,

danke für die Bearbeitung des Gedichts. Deine Bearbeitung geht davon aus, daß der Text mit dem nötigen Bierernst der von der Winterdepression befallenen gelesen werden muß. So gesehen ist Dein Kürzungsvorschlag richtig und berechtigt.

Sollte er mit der leisen Ironie gelesen werden, die mir eigen ist und die manche um mich herum zur Weißglut treiben kann, dann hat die hier publizierte Version ihren eigenen krausen Charme und bleibt konsequent.

Ich werde daher Deinen Vorschlag als Version 2 in meinen Fundus packen und ihn Dir, durchaus ehrlich gemeint, also ganz ohne den sarkastischen Einschlag, der mir manchmal rausrutscht, widmen. Schließlich hast Du ein Gedicht im Gedicht hervorgezaubert, das ich so nicht gesehen habe und mir vielleicht, im Gegensatz zur ironischen Vollversion, mehr Ehre eingetragen hätte.

Besten Dank für den prima Ratschlag und einen schönen Abend!

Bestens grüßt der

W.
 
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