sein

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Svalin

Mitglied
Wäre ich der
der ich glaube zu sein
- wäre ich nur geglaubt

Wäre ich der
der ich fühle zu sein
- wäre ich nur gefühlt

Wäre ich der
der ich denke zu sein
- wäre ich nur gedacht

Bin ich aber der
der ich bin
- wäre ich nur gewesen

Ob das Sinn gibt?

Hallo MacKeith

auch ich liebe diese verwirrenden Wortspiele. Suchen wir wirklich nach einer Antwort?

Gruß Martin
 

MacKeith

Mitglied
ich weiss jetzt gar nicht, was darauf antworten, aber: nein, weil es keine antwort gibt auf die frag nach dem "sein"

ich glaube nicht, dass weder deins noch meins "nur" ein verwirrendes wortspiel ist,
sondern, dass beide gedichte von verlorenheit reden, oder?

jemand anders hat zu meinem teil geschrieben:

"...In dem Gedicht "Existenz“ geht es um die Frage des Seins, um den Widerspruch zwischen realem äußerem Sein und metaphysischem innerem Zweifel. Die Frage, die sich jeder stellt, wer bin ich überhaupt?, der die Wahrnehmung anderer der Selbstwahrnehmung keine Sicherheiten bieten kann....

...die Empfindung der existentiellen Selbstzweifel beschleicht einen bereits beim Lesen des Gedichts...."

würde auch zu deinem passen, oder?
 

Svalin

Mitglied
Sicher. Das ist dann die ernsthafte Auseinandersetzung mit jener Verwirrung. Aber auch Zweifeln hinterläßt Narben. Manchmal will ich gar nicht mehr, daß die alten Wunden aufgerissen oder aufgewühlt werden. Dann bin ich nicht mehr bereit, diesen Kampf erneut zu führen, mich darauf einzulassen. Dann denke ich ... es ist nur ein Wortspiel.
Momentan ist das wohl so bei mir.

Gruß Martin
 

Chrissie

Mitglied
Hi MacKeith,

ich schließe mich Svalin an, mir ist in dem Fall auch die Interpretation als Wortspiel lieber, denn würde ich mich der Verlorenheit (die auch in mir steckt - sonst hätte ich nie begonnen, Lyrik zu schreiben) ergeben, ohne auch diese als Spiel zu sehen - was hätte das Leben dann noch für einen Sinn?

Gruß
Chrissie
 

MacKeith

Mitglied
sorry, dass ich mich erst jetzt melde. war übers wochenende nicht online.

sondern habe die zeit genutzt, um nach dem sinn zu ahnen,
kurzzeitig berührte er mich, doch zuletzt
weiss ich heute nur umso tiefer, es war, es ist eine -
der sinn ist eine täuschung.
 

Juni

Mitglied
hm..

Wenn man nicht an sich glauben kann, ist der Sinn eine Täuschung, ja..
Die Verlorenheit in sich selbst zu erkennen und zu nutzen, kann der Beginn eines neuen Lebéns sein. Dafür muß man allerdings an sich glauben.
Und so schließt sich der Kreis.
Juni
 

MacKeith

Mitglied
das dumme am glauben ist seine nähe zur hoffnung. und zu jener soviel:

Hoffnung

Am Ende des Hasses steht die Liebe.
Am Ende des Bösen wartet das Gute.
Am Ende des Grauens dämmert ein Licht.
Am Ende der Zeit startet das Leben.

Am Ende der Hoffnung holt die Enttäuschung dich ab.
 

Chrissie

Mitglied
Eine Frage:

Wie, MacKeith, bringst Du es fertig weiterzuleben?
Ohne irgendetwas helles, schönes, gutes?
Ich hatte solch ein Lebensgefühl 7 Jahre meines Lebens und bin einige Male haarscharf am Selbstmord vorbeigeschrammt.
 

MacKeith

Mitglied
eine antwort

weil: wer sich dauernd über das sterben gedanken macht,
wird seinem leben kein ende setzen können,
da er hinterher nicht mehr darüber wird nachdenken können.

oder einfacher: wer dauernd drüber REDET, muss es nicht TUN.
wie man sieht, es funktioniert - bislang.
 

Juni

Mitglied
hmpf..

Wie wir hier grad so sind, haben wir wohl alle schon Sachen erlebt, die einen verzweifeln lassen könnten.
Glaube und Hoffnung....
Ich bin wahrscheinlich grenzenlos optimistisch, was mein Leben anbelangt.
Das war nicht immer so, aber seit es so ist, gestaltet sich mein Leben einfach wunderbar.
Die Sinnfrage läßt irgendwann nur noch zwei Möglichkeiten zu:
Entweder aus dem Leben treten oder es anpacken. Und wenn man es schon anpackt ist es müßig bis dumm, es ständig in Zweifel zu ziehen und Traurigkeit als ständigen Begleiter neben sich laufen zu lassen.
Die Trauer in mir verflog, als ich bemerkt habe, daß ich nur ein winziges Sandkorn im Getriebe des Universums bin.
Das macht ein Stück unangreifbar, wer achtet schon auf einzelne Sandkörner...smile...
Juni
 

Svalin

Mitglied
Die glücklichen Sandkörner ?

Was ist das für eine Traurigkeit, die sich durch Negation der eigenen Wertigkeit verdrängen läßt?
Und was ist das für eine Angst und Verunsicherung, die dumm und brav neben uns hertrottet? Neben wir sie an die Hand, weil wir sie brauchen? Oder ist es nicht umgekehrt? Es gibt oft Momente, in denen der Zweifel und die Angst unbeherrschbar in uns aufsteigt. Das geht vorbei im Spiel der instabilen Illusionen. Auch das Sandkorn glaubt nur, es wäre zu unbedeutend, um zertreten zu werden. Wird es ohne Murren seiner Aufgabe nachkommen, durch die Hände der Zeit zu rieseln? Ich weiß es nicht. Ich will kein Sandkorn sein.

Martin
 

MacKeith

Mitglied
traurigkeit? als solche sehe ich die situation nicht.
vielmehr als feststellung des seins, die da lautet:

ich war nicht
ich bin
ich werde nicht mehr sein

wenn sich mehr menschen über diese tatsache der zufälligkeit ihrer existenz
und deren vergänglichkeit akzeptierten, würden sie wohl endlich erkennen,
dass ein sandkorn, das ich hier gerne als metapher aufgreifen will, in der tat in seiner wertigkeit
dem menschen, immerhin die selbsternannte krone der schöpfung, in nichts nachsteht.

puuh, das war jetzt ein bisserl schwierig, ich gestehs.
was ich sagen wollte: mensch, nimm dich nicht so wichtig.
 

Juni

Mitglied
so...

...und wenn du nun noch mal unsere beiden letzten Postings liest, müßte Dir auffallen, daß wir zu dem gleichen Schluß gekommen sind.
Ich habe die Trauer ablegen können, nachdem ich mich nicht mehr so wichtig genommen habe.
Juni, das glückliche Sandkorn (in der Eieruhr?)
 

Svalin

Mitglied
Quo vadis?

Einen Widerspruch sehe ich dennoch. Wer sich beim Blick ins Universum selbst spiegelt, seine eigene Vergänglichkeit und Zufälligkeit zurückgeworfen bekommt ... muß dennoch leben in einer Welt der Werte, der Verantwortung, der Pflichten. Wo bleibt hier die Feststellung des Seins?
Die Welt existiert
ich bin
ich lebe
solange bis ich damit aufhöre
der Mensch braucht den positiven Entwurf seines Seins gegen das universale Chaos. Die letzte Akzeptanz eines kosmischen Zufalls hieße dann doch eigentlich: Es spielt keine Rolle, warum, wofür und wie ich lebe. Und das kann ich nicht glauben.

Martin
 

MacKeith

Mitglied
@ juni: sandkorn, ja ebendrum habe ich dein bild gerne aufgegriffen.

@ chrissie: nur weil ich über das SEIN nachdenke und gleichzeitig immer wieder darauf komme, dass es nicht lohnt, darüber nachzudenken, mache ich mir es nicht schwerer als wenn ich von vornherein gar nicht darüber nachdenken würde.

@svalin: es spielt in der tat keine rolle. und nur diese erkenntnis verhilft mir letztlich zu (über)leben, denn: je sinn-voller mein leben wäre, je wichtiger es mir wäre, desto schlimmer wäre für mich das nichtmehrsein, der tod.
nur indem ich mich immer wieder damit beschäftige, beschäftige ich mich indirekt mit dem tod - und das erleichtert mir mein leben erheblich.
 

Juni

Mitglied
ohje..

Nach einem sinnvollem, langen Leben ist der Tod evt. nur der Übergang in eine neues kraftvolles Leben.
Meine ich....
Juni
 



 
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