sieben Minuten

Panther

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Er kam von der Insel im Nebel. Sie konnte das sofort sehen.
Eigentlich interessierte sie sich nicht für die Inselbewohner.
Ihre Abwesenheit, Zerstreutheit und Arroganz war ihr zuwider. Und selbst, wenn dann einer von ihnen mal etwas menschliches an sich hatte und sie sich dann doch, wider besseren Wissens auf einen Einließ, war ein Gesrpäch mit solchen Menschen von so großer Traurigkeit, dass der ganze Tag schwarz eingefärbt wurde.
Dieser hier war anders. Die Art wie er an der Zigarette zog und dabei, bewußt oder nicht, seinen kleinen Finger abspreizte; die übereinandergeschlagenen Beine, nicht wirklich schwul, wie sie diese Geste meistens interpretierte; seine ungewaschenen, blonden, struwelligen, aber wenigstens nicht viel zu langen Haare, die im Sonnenlicht der Bahnstation ihm einen Heiligenschein schenkten; und seine Augen.
Eben, als sie aus der Bahn stieg, streiften seine hellen Augen über sie und fixierten sie dabei für einen winzigen Augenblich lang. Ihr Herz machte dabei sofort einen Freudensprung und ihr Vertsand setzte aus.
War es möglich, dass Bewohner der Insel im Nebel einem Glück schenken konnten. Meistens hingen sie doch in verrauchten Kneipen herum und bekifften sich bis zur Dummheit.
Dieser hier jedoch schien nicht Opfer seiner Herkunft geworden zu sein. Zwar ließ er den Kopf hängen, aber es war keine traurige sondern eine demütig, glückliche Haltung.
Dazu noch diese konzentrierte Bewegungslosigkeit; nur unterbrochen von einer kleinen Bewegung seiner Hand, wenn er die Zigarette zum Mund führte; die zweite in sieben Minuten.
Die nächste Bahn war nicht ihre. Sie faßte den Entschluss ihn mitzunehmen. Doch da sprang er auf mit einer Geschwindigkeit, die sie so nicht erwartet hätte und entschwand hinter der sich schließenden Tür. Die Zigarette hatte er mit hinein genommen.
 



 
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