szenen aus dem leben eines clowns

ibini

Mitglied
vor dem auftritt

überbordet das ich
in die
maske geschlüpft

leise zitternd die seele
im hauch
festgezurrter erwartungen
noch ziellos getrieben

verwittert das lachen
aus der tiefe glut
in sanften schwingungen
ans ufer getragen
scheinbar schwerelos
verworren die
gedanken

erinnerungen geschminkt
in sich gekehrt
festgepflockt die brücke
der masken spiel beginnt


vorstellung

aus der dunkelheit
geblendet
nur schatten
glitzerndes licht

lachen gefüllt mit tränen
zerronnen
der schmerz

blutleer geschliffen
die worte
zerfließend
in der mattheit des
eigenen spiegelbilds

hämisch das zwischenspiel
verletzter gefühle
verglüht im applaus


nach dem auftritt

beifallgetragen
der schein
im kreuzweg des seins
noch geblendet
in finsternis zurück

statt maske
ein bunter luftballon
der ungewißheit
trotzend

das laub des baumes
ein letztes zittern erstarrt
im sanften wind
keine fragen bleiben

der gang
in die vergangenheit
verspricht zukunft
noch verborgen dem ich
des lebens ungestillte erwartungen


traum

schemenhaft
die augenblicke
verzerrt die bilder

schatten der vergangenheit
die erinnerung
im rhythmus der schritte
schwankend
die alte brücke

hemmungslos grinsende
fratzen die leere bühne
alle wege führen ins
dunkle

noch fern der wolkenlose himmel
sein atem haucht
sonnendurchflutet grün​
 

ibini

Mitglied
Hallo Otto,

zunächst herzlichen Dank. Ich hatte eigentlich schon gar nicht mehr mit einer Reaktion – noch dazu mit einer positiven – gerechnet. Dabei ist sie mir in diesem Fall besonders wichtig. Denn ich wollte sehen, ob sich (nicht unbedingt alltägliche) Szenen aus dem Leben so in Lyrik umsetzen lassen, daß sie verständlich bzw. nachvollziehbar bleiben (etwa wie in der Musik). Man kann ja nur mit Metaphern arbeiten: Bei dieser Menge echt eine Plackerei! Die dazu nur dann was bringt, wenn es gelingt, in das „Objekt“ förmlich hineinzukriechen. Klar ist mir natürlich, daß der Leserkreis vor allem in der Lupe für diese Art von Poem sicher nicht gerade überwältigend ist. Das hat mein erster Versuch in diese Richtung mehr als deutlich gemacht („zwischen zuversicht und erschöpfung“, 3. Mai unter „Poesie“ – ein Marathonläufer). Aber das sollte nicht davon abhalten weiterzumachen!

Mit Gruß
ibini
 



 
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