tabu

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C

caruso

Gast
Liebe Venus,

muss es nicht heissen :

[blue]im vertrautem takt[/blue]

und was heisst "los kummert es entlang" - - kummert von "kümmern?" oder sollte es [blue]"kullert "[/blue] heissen?

blutet auf der [blue]scharfen[/blue]schneide
finde ich besser als "kantigen", denn eine Schneide kann nicht Kantig sein

Sonst gefällt es mir gut.

LG Enzio
 
S

Sandra

Gast
Hallo venus,


bei Verbesserungsvorschlägen in Deinem Gedicht bin ich immer vorsichtig, da Du Dir eigentlich bei jedem Wort, das Du in Deinen Gedichten schreibst, etwas denkst und gerne Zweideutigkeiten hineinbringst. ;-)

Trotzdem drängt sich mir der Gedanke auf, müsste es nicht heißen:
wider jede[blue]r[/blue] erfahrung schickt

Bei dem Vorschlag mit der scharfen Kante stimme ich caruso zu.
Die Zeile:
in vertrauten takt
los kummert es entlang und

finde ich so, wie sie ist wunderschön. Auch der Gesamteindruck hinterläßt bei mir weniger Vorschläge zur Textarbeit als vielmehr ein sehr trauriges, melanchohlisches Gefühl.

LG

sandra
 

Venus

Mitglied
Lieber Caruso,

so sehr freut mich, deine Auseinandersetzung mit meinen Worten! Du glaubst gar nicht wie!
Sagt es mir doch, du hast wirklich aufmerksam gelesen.

Ich darf dir das mal zeigen, bitte:

[red]Wider jede Erfahrung schickt sich mein Herz erneut nicht in (den) vertrauten Takt.[/red]

Das ist ein Satz. Gramatikalisch richtig.

Dann geht es weiter: (sofern du die „Schleife sehen willst!)

[red]Takt-los =
Taktlos kummert es entlang und blutet auf der kantigen Schneide.
[/red]

Das ist wieder ein Satz.
Dann geht es weiter: ;) (sofern du die “Schleife“ sehen willst)

[red]Schneide ruhig weiter
doch gedenke
der Berührung
die du heute meidest
[/red]

Du hast selbstverständlich recht, dass Messers Schneide eher scharf, als kantig ist.

Hier wollte noch eine weitere Metapher eingeflochten sein:
„hier sitzt jemand auf der Kante!“
(quasi: noch ein Wort! Und ich schubs dich runter!)

Das ist bestimmt nicht einfach zu verstehen. Vielleicht auch gar nicht. Da geb ich dir recht. Deshalb denke ich gerne drüber nach, ob ich den Leser nicht etwas zu sehr überfordere.

Danke, lieber Caruso.
Für deine Anregungen und Gedanken!
Sagen sie mir doch, du warst wirklich in meinen Worten –

Lieben Gruß,
Venus
 

Venus

Mitglied
Liebe Sandra,

ich bin wirklich schlimm ;) das weiß ich, aber ich unterstelle jedem Autor gerne, dass er sich etwas denkt, wenn er schreibt...
(allerdings platze ich grad eben mal vor Stolz, weil du es mir (!) so offensichtlich zugestanden hast – danke!!)

„müsste es nicht heißen:
wider jeder erfahrung schickt“


Sag du mir, liebe Sandra, heißt es „die Erfahrung“ oder „der Erfahrung“?

Ja. Traurig.
Aber auch „offensichtlich“ feststellend.
Hier will jemand sein, der rekapituliert.
Fertig oder nicht.
Melancholisch allemal
ein bisschen

Du hast sehr aufmerksam gelesen, liebe Sandra, dafür dank ich dir!
Ich denke wirklich über die kantige Schneide nach...

Herzliche Grüße,
Venus
 
C

caruso

Gast
Liebe Venus,

was wir uns Alle wünschen sind nicht nur hohle Phrasen und Worte wie "schönes Gedicht" oder "geht so" denn dann hat man als Autor das Gefühl, der Andere hat nicht wirklich gelesen, kann vielleicht auch gar nicht zuhören im Leben. Ein Autor lebt von der Kritik und gerade von Kritik die ihm wirklich etwas bringt.

Schlechte Noten oder Gute bringen was für die Optik, aber die Tiefe die sich Jeder wünscht zu erfahren, zu bekommen, die geht darüber hinweg.

Wenn ich meine Reiseberichte schreibe bekomme ich anregende Kritk und diese will ich auch mit meinen Gedichten sehen.

Und das was ich möchte, möchte Jeder von uns haben.

Und Deine Worte bedeuten die TIEFE nach der sich Viele sehnen.

Ich lese gerne Deine Gedichte und Geschichten und genau zu lesen, bedeutet sich intensiv zu beschäftigen wie Zuhören zu können.

Ein schönes Wochenende wünscht caruso
 
S

Stoffel

Gast
moin venus,

ich würde wohl
"los kummert" zusammenschreiben?

Man muss das echt 1000 mal lesen..*puh*
die letzte zeile..da muss ich noch nachdenken:)

lG
Sanne
 

Venus

Mitglied
Lieber Caruso,
für die TIEFE Freude, die mich berührt hat, nach deinen Worten, danke ich dir sehr -

Meine Art zu schreiben ist bestimmt ein bisschen anders –
Meine Erwartungshaltung und Einstellung zum geschriebenen Wort vielleicht auch.
Ich denke, nicht nur der Autor soll „kopfen“, nein, auch der Leser! Meine sog. „Sinngeburten“ sind nie „einfach aus dem Bauchhirn geschüttelt“ (bei Gott, natürlich unterstelle ich das niemandem!), doch möglicherweise ist etwas „andere Gehirnakrobatik“ mit dabei.
Mein Denken erscheint oft etwas abstrakter, vielleicht sogar vergleichbar mit der, der Malerei (meine Bilder sind oft ein Spiegelbild meiner Gedichte – und andersrum).

Du hast mir heute ein gewaltiges Stückchen Tag geschenkt!

Herzliche Grüße,
Venus
 

Venus

Mitglied
Liebe Sanne,

ich weiß ja, dass du selten die vorausgegangenen Kommentare liest. Deshalb kann ich deinen Vorschlag auch nachvollziehen. Doch, möchtest du dir bitte dir Mühe machen und meine erste Antwort an Caruso nachlesen?

Dieses Gedicht ist ein sog. "Schleifenwerk" ;)
Es funktioniert nur wirklich (d.h. "geht im Kopf auf"), wenn man von dem "Herkömmlichen" loslässt. Die meisten der Zeilen wollen verbunden gelesen sein.
Bei deinem Vorschlag ginge die "Schleife" (Verbindung)
takt-los = taktlos (=völlig aus dem Rhythmus, und so weiter...) leider verloren.

Hier ist wirklich nicht die "hübsch gewohnte" Art von Gedicht zu lesen. Also, eine Zeilen lesen, dann wieder eine, dann wieder eine... "ich habe fertig" "Amen" ;)

eujee... 1000 Mal ist natürlich viel :D
aber ich hab es ja auch nicht in 5 Minuten getippt *g*

Danke, Sanne!!
Hat mich riesig gefreut, dass du da warst!!

Liebe Grüße,
Gabi
 
S

Stoffel

Gast
öhm...

liebe venus..
das empfinde ich nun aber etwas als...oberflächlich gesehen.
Ichlese zu 98% dieKommentare der anderen.
Nicht imer hat ein Leser die Zeit dazu. Und ausserdem!!
Ich hab ja meine eigene Meinung zu einem Text, mein eignes Empfinden, möchte nicht ERST in Kommentaren mir ne Erklärung vom Autor oder einem Leser holen/geben lassen.

Ob mit oder ohne Kommentar..mein Empfinden etc..bleibt gleich.

Tja, man lernt nie aus.
Aber sag bitte nie wieder:
"Ich WEISS ja, dasss du komentare nie liest"

servus
Stoffel
 

Venus

Mitglied
eujeee ;(

Sanne!
Bitte, entschuldige!
Ich hatte dies aus einem deiner eigenen Kommentare im Sinn!
Es tut mir wirklich leid!

Ganz bestimmt ist und muss es so sein, dass der Leser seine eigenen Interpretationen bei dem geschriebenen Wort hat.
Es gibt aber auch Situationen, die sollten nach einer vorgegeben Gesetzmäßigkeit angegangen werden.
...nur wenn ich das Steuerrad nach links einschlage, bewegen sich die Vorderräder in die linke Richtung...

Bitte, nix für Ungut!

mea culpa
sagt eine ordentlich betöppelte
Gabi
 
S

Stoffel

Gast
ja, passt schon.

damit hätten wir dasckleine Dilemma dann vom Tisch:)

"1ooo mal lesen" sollte heissen..um dass ICH es ganz und gar..verstehe.*smile*

schönen Tag noch
lG
Stoffel
 
S

Sandra

Gast
Hallo Venus,

es heißt natürlich der Erfahrung, liebe Venus, wusstest Du das etwa nicht? ;)
Nein, natürlich nicht – mein Fehler – es klang nur irgendwie ganz spontan falsch in meinen Ohren. Mea culpa.

Grundsätzlich gehe ich auch bei jedem Autor davon aus, dass er sich etwas beim Schreiben seiner Texte gedacht hat. So viel Vorschusslorbeeren muss man schon geben. In Deinem speziellen Fall wollte ich zum Ausdruck bringen, dass Du sehr wahrscheinlich auch ein Wort wie „kantig“ ganz bewusst wählst, weil Du meistens noch eine zweite oder dritte Bedeutung mit hinein bringst. Deshalb meine Vorsicht denn ich weiß, dies geschah nicht willkürlich. Ich hoffe, ich habe mich jetzt klarer ausgedrückt ;)

Ich sehe das ungemein Interessante aber auch das Problem in Deiner Schreibweise, dass Du oft eine Art Gradwanderung zwischen dreifach- vierfach belegter Wortwahl zu doppelt und dreifach verständlichen Zeilenumbrüchen wählst. Dies bedeutet in meinen Augen ein hohes Verständnis an lyrischem Wissen, umgesetzt in Deine ganz eigene Art. Die Frage ist nur manchmal: Versteht man die Komplexität Deines Werkes noch, kannst Du zum Ausdruck bringen, was Du sagen möchtest? Ich denke, in den meisten Fällen gelingt es Dir grandios, ab und zu wirkt es vielleicht fast ein bisschen zu durchdacht.
Meine kleine Meinung – um Ramonas Worte zu benutzen – muss nicht viel heißen ;)


LG

Sandra
 

Venus

Mitglied
Liebe Sandra,

ach, das tut mir jetzt gut, deine überlegte Auseinandersetzung mit meinen Wortgedanken, wirklich!

Und ganz aufrichtig, ich bin froh über jeden Hinweis auf orthografische o.a. Fehler, ich bin ja auch nur ein Menschlein, oftmals ein autorenblindes ;)
Ganz bestimmt, Sandra, hast du dich von Anfang an, für mich sehr verständlich ausgedrückt. Deine Gedanken sind intensiv und sie haben mir Freude gemacht, beim Lesen.

...das Problem in Deiner Schreibweise, dass Du oft eine Art Gradwanderung zwischen dreifach- vierfach belegter Wortwahl .... Dies bedeutet in meinen Augen ein hohes Verständnis an lyrischem Wissen...
Ganz so himmelhoch möchte ich bittschön nicht gelobt werden ;) das hab ich nicht verdient!

Ich habe es auf anderer Ebene einmal versucht so zu erklären, da ich beinahe überall auf meine „anstrengende Komplexität :D“ hingewiesen werde.

Ich möchte einwenden, dass nicht jeder Leser so verfährt. Heißt: ein Gedicht „überlesen“, freuen, mittrauen, dazuwuten und dann „ich habe fertig“.
Will nicht (!) heißen, dass damit die Qualität des Lesers schlechter ist. Nein!! Sie ist lediglich eine andere.

Beispielsweise Gottfried Benns Gedicht:

[blue]Welle der Nacht

Welle der Nacht – Meerwidder und Delphine
Mit Hyakinthos’ leichtbewegter Last,
die Lorbeerrosen und die Travertine
wehn um den leeren istrischen Palast,

Welle der Nacht – zwei Muscheln miterkoren,
die Fluten strömen sie, die Felsen her,
dann Diadem und Purpur mitverloren,
die weiße Perle rollt zurück ins Meer. [/blue]

Wenn der geneigte Leser so belesen ist, aus dem Stegreif zu erfassen, was hiermit gemeint sein wollte, dann verbeuge ich mich!

Hyakinthos: der Freund Apolls; aus seinem Blut entsproß die Hyazinthe; Gesteinsart; der istrische Palast: Anspielung auf das Schloß Miramar, erbaut für Maximilian, den späteren Kaiser von Mexiko, der dort Macht (Diadem und Purpur) und Leben verlor.


Ich weiß, liebe Sandra, ob meiner eigenen Verständlichkeit und die Hinzuziehung eines wirklich großen Meisters, möchte bestimmt keinen direkten Vergleich darstellen.

Denke, man sollte weg, von dem Gedanken, der Vorstellung, es jedem recht machen zu können, alles und jeden zu erreichen. Irgendwann ist der Punkt erreicht, wo man seinen eigenen "Stil" ahnt und seine Kräfte dorthin bündeln sollte.
Du kannst ein Gedicht hundertmal überarbeiten und jedesmal wenn es ein "Gedankenmomentaußenstehender" liest, wird er es anders sehen und in seinem Sinn "verbessern" mögen.

Für mich gilt:
Ich freue mich sehr, wenn ich gelesen werde. Ich freue mich noch mehr, wenn ich verstanden sein kann.

Ich selbst als Autor, möchte mein Puplikum gewinnen, nicht geschenkt.


Und Ramonas Schlußworte finde ich genial!
Sie möchten auch hier gemeint sein.

Danke, für deine Intensität!

Herzlich,
Gabi
 
S

Sandra

Gast
Standing ovation

für das, was Du schreibst.
Lebe Deine Lyrik, venus und wenn Du Deinen Stil erahnst oder Du Dir immer sicherer in Deinem Lyrikverständnis wirst, bin ich mir gleichermaßen sicher, dass es immer Leute geben wird, die Dich verstehen wollen/werden.

Lass mein Lob stehen, also solches, wie es gemeint ist und versteck Dich nicht dahinter. ;)

LG
Sandra
 



 
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