tangere tango tetigi tactum

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G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Und du kannst nicht auffinden die weiße zarte
Schleierrauschbraut im Tonkleinhackerapparat
die Pirouettenachse deiner Spiralechorotationsmaschine
die Sssierrrangbiouwasprudelquelle deiner Gedankenblasen
und doch füllst du so eine ganze kleine Zelle
Raumillusion Luftschaum Lustluft
In deinem Schlammschloß überquillt
in meiner Traumerweckung sanft
überkippst du ins Überall
rund erträumst du den Drüberdrall
den Hyperhall in das Hinüber-
Passiertsein

und verkriechst dich immer tiefer
in dein Konservenzellennest
Blechkammerschnecke
in dein Mich hinein
in den Rest
unaufhörlich

Aber kehr doch besser um und trompete
dich Schmerzfleischknoten raus
aus der Windung!

In den gähnenden Räumen über allen Himmeln
dehnen sich die Sonnen
in den Morgen

Sieh mit solcher Macht
entschleudert sich zum Tag
Klein-Salomés Hall-Falten Tango-Tanz
Verknackster Senderwellen Rausch und Glanz
Klingt Kundrys Tétigi-Takt so wird Parsentor verdacht zerlacht

Ja mit solcher Macht
entfaltet sich zum Tag
ihr Tutu Rosetten-Stern
um das Keimkorn ihrer Nacht
 

Ironbiber

Foren-Redakteur
Ein sehr kryptisches Werk mit einem konjugiert berührenden Titel.

Aber was bitte schön ist eine Schleierrauschbraut oder eine Spiralechorotationsmaschine?

Bei der Sssierrrangbiouwasprudelquelle höre ich es zwar noch richtig sprudeln, aber die verknacksten Senderwellen und der Schmerzfleischknoten tun beim Lesen schon richtig physisch und psychisch weh.

Die Blechkammerschnecke und das Konservenzellennest sind aber richtig gut!

Grüße vom Ironbiber
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Ein altes Lied

Danke, Ironbiber, fürs Reinschauen, Lesen und Durchschmecken.

Daß Dir die Sensationen, die Sinnlichkeiten einzelner Verse so ins Gemüt pfeffern, daß es Dir wehtut, ja, das spricht zunächst für Deine Sensibilität, aber das muß man nicht so übertrieben sehen: Wenn man z.B. einen Sender im Radio sucht, fängt man ja nicht gleich vor Schmerzen an zu schreien, und Zwiebelschälen ist gewiß tränenprovozierender als - zum Vergleich - die Musikfolter in Billy Wilders Eins-zwei-drei ("She was an itsibitsi-teenee-weeneee-Honolulu-Strandbikini"). Das Argument mit den Schmerzen, die der arme Rezipient aushalten muß, ist ein Kritiker-Topos aus dem 19. Jahrhundert (Eduard Hanslik über Tschaikowsky, Bruckner oder gar Wagner; die Kunstkritiker über die Impressionisten und später über die Fauve), wo man die damaligen (s'ist über 100 Jahre her ...) Modernen damit lächerlich machen wollte.
Nein, ich glaube Dir nicht, lieber Ironbiber, daß Du von der bloßen Erwähnung eines Radio-Sender-Geknackses schon Schmerzen leidest; Du leidest nicht einmal welche vom Sendersuchen im Kurzwellenempfänger, oder vom Rauschen und Knacksen einer Vinyl-Platte - oder etwa doch?

Wenn Du aber dennoch davon schon Schmerzen leiden solltest, dann - bitte - folge dem Rat und "trompete Dich Schmerzfleischknoten raus aus der Windung!"
(Was Du natürlich längst getan hast, deshalb scherzt Du hier mit hyperbolischen Scheinvorwürfen und einer manieristisch übertriebenen Pseudo-Hypochondrie).

Aber was bitte schön ist eine Schleierrauschbraut oder eine Spiralechorotationsmaschine
Eine Schleierrauschbraut ist eine Braut, deren Schleier aus Rauschen besteht, oder deren Gemüt von einem Rausch verschleiert ist, oder die Braut dessen, der von einem Rausch verschleiert ist usw.
Eine Spiralechorotationsmaschine ist gut hörbar auf der Electric Ladyland von Jimi Hendrix: 1983, es ist die Maschine, die ihm ermöglicht, unter Wasser zu atmen. Sie zieht die Verse des Sängers in eine Art Spirale abwärts gezogener Echos in eine mächtige Rotationsbewegung. Ja, was ist das für ein Wasser? Was bedeutet es, unter Wasser zu atmen? So fragt sich der Hörer dieses alten Klassikers. Aber bei mir kommt dieses Wasserwellenmedium nicht zur Sprache, sondern nur diese Maschine und die Echospirale, die sie in sich saugt. Was Hendrix dort ausführt, ist eine universelle Struktur, eine Beobachtung, ein Fund, und die Hörer haben ein Wieder-Erkennungs-Erlebnis an diesen Versen, an ihrer musikalischen Gestaltung und an diesen Echospiralen. Das ist - wie nennt man sowas? - ein "altes Lied".
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Warum meine Antwort auf Ironbibers Fragen hier ausgeblendet wird, weiß nur der Ausblender.
 
D

Die Dohle

Gast
Electric Ladyland, 1968, was saugt da, der follgasbluesrock? find, der ballert, wie´s gehört und zwar laut.
wie kommst du auf 1983? ... versteh kein wort

lg
die dohle
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Nein, lieber Dohle, da ballert keiner. Hendrix zaubert magische Atmosphären, polyphon vielschichtig, und gestaltet die Töne weich, ja er gestaltet die Töne immer, sie werden wie gesprochene Silben geformt.
"1983" ist der Name eines sinfonisch-langen Stücks auf Electric Ladyland (nicht das Erscheinungsjahr).
Aber Du scheinst es nicht zu kennen, stimmt's? Es ist in der Tat ein Klassiker (unaufführbar, reine Studioarbeit, deshalb ist's nie in den aufgenommenen Konzerten enthalten), ich vermute einmal, Du gehörst der folgenden Generation an, nicht diesen Blumenkindern, die der Religion "Alles ist Schwingung" anhingen. Denen war alles Echospirale, darauf habe ich im Kommentar angespielt, den der Ausblender ausgeblendet hat. Jedes Wort war genau bedacht, sorgfältig gezielt und getroffen, deshalb bin ich über diese Ausblenderei so verärgert.
Dir ein herzliches Dankeschön fürs Reinschauen. Natürlich empfehle ich Dir das "1983"-Stück; und das Sprechen mit weich gestalteten Gitarrentönen hörst Du in dem Stück genau davor besonders deutlich, es heißt "Rainy Day" und klingt mit einer eben in dieser Weise "sprechenden" Gitarre aus, so etwa "pjepjaoum, pipjabebi-waaei-bjuiiiijeäaaum ..." - kann ich hier nicht aufschreiben, ist zu kompliziert.
grusz, hansz
 
D

Die Dohle

Gast
ah ok, der merman, doch den kenn ich, ziemlich verkiffte geschichte, sag ich mal, but in that case: dein text trifft das ziemlich gut.
frag mich halt, wohin diese reise gehen soll ...

lg
die dohle
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
wohin? nun in dem Lied landet die "Reise" bei der Klitoris der Salomé; noch nicht zuende gelesen?
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Und du kannst nicht auffinden die weiße zarte
Schleierrauschbraut im Tonkleinhackerapparat
die Pirouettenachse deiner Spiralechorotationsmaschine
die Sssierrrangbiouwasprudelquelle deiner Gedankenblasen
und doch füllst du so eine ganze kleine Zelle
Raumillusion Luftschaum Lustluft
In deinem Schlammschloß überquillt
in meiner Traumerweckung sanft
überkippst du ins Überall
rund erträumst du den Drüberdrall
den Hyperhall in das Hinüber-
Passiertsein

und verkriechst dich immer tiefer
in dein Konservenzellennest
Blechkammerschnecke
in dein Mich hinein
in den Rest
unaufhörlich

Aber kehr doch besser um und trompete
dich Schmerzfleischknoten raus
aus der Windung!

In den gähnenden Räumen über allen Himmeln
dehnen sich die Sonnen
in den Morgen

Sieh mit solcher Macht
entschleudert sich zum Tag
Klein-Salomés Hall-Falten Tango-Tanz
Verknackster Senderwellen Rausch und Glanz
Klingt Kundrys Tétigi-Takt so wird Parsentor verdacht zerlacht

Ja mit solcher Macht
entfaltet sich zum Tag
der Tutu Rosetten-Stern
um das Keimkorn ihrer Nacht
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Und du kannst nicht auffinden die weiße zarte
Schleierrauschbraut im Tonkleinhackerapparat
die Pirouettenachse deiner Spiralechorotationsmaschine
die Sssierrrangbiouwasprudelquelle deiner Gedankenblasen
und doch füllst du so eine ganze kleine Zelle
Raumillusion Luftschaum Lustluft
In deinem Schlammschloß überquillt
in meiner Traumerweckung sanft
überkippst du ins Überall
rund erträumst du den Drüberdrall
den Hyperhall in das Hinüber-
Passiertsein

und verkriechst dich immer tiefer
in dein Konservenzellennest
Blechkammerschnecke
in dein Mich hinein
in den Rest
unaufhörlich

Aber kehr doch besser um und trompete
dich Schmerzfleischknoten raus
aus der Windung!

In den gähnenden Räumen über allen Himmeln
dehnen sich die Sonnen
in den Morgen

Sieh mit solcher Macht
entschleudert sich zum Tag
Klein-Salomés Hall-Falten Tango-Tanz
Verknackster Senderwellen Rausch und Glanz
Klingt Kundrys Tétigi-Takt so wird Parsentor verdacht zerlacht

Ja mit solcher Macht
entfaltet sich zum Tag
der Tutu-Rosetten-Stern
um das Keimkorn ihrer Nacht
 
D

Die Dohle

Gast
ok, bei der klitoris der salome, soweit schon klar ...,
aber von welcher denn. es gibt da jede menge salomes, ich denk, wenn ich wüsste welche, dann wüsste ich eher ..., krieg nur ich nicht raus, welche du meinst?

lg
die dohle
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Salomé

Na, dann zähl mal auf, Dohle, welche Du überhaupt kennst. Vielleicht ist die Schleierrauschbraut dabei, die Tänzerin, die berühmte.
Aber ich vermute, Du kennst nicht eine einzige, deshalb kennst Du auch nicht die eine Einzige.
 
D

Die Dohle

Gast
... hast recht, Mondnein, ich kenne keine einzige. bin ein paar tausend jahre zu spät dran oder hundertundneun etwa, buhuhuh

however, ich habe keine zeit, darauf zu warten, bis eine deutungshoheit bereit wäre zu lernen. in der hinsicht bin ich rücksichtslos. vielleicht kenn ich sie ja doch, deine salome ...

lg
die dohle
 
D

Die Dohle

Gast
jetzt hast du mich erwischt, lieber Mondnein,
noch nie, nicht heute, gestern auch nicht, nie in meinem leben las ich bis hierher auch nur einen satz von oskar wilde. dostojewski ja, tausende von seiten und anne michaels und miguel torga, neruda ein bisschen, said und nazim hikmet, brecht, na logo, nicht aber oskar wilde! hab keine ahnung warum. aus weiß der geier welchen gründen wollte der nicht von mir gelesen werden bis hierher. ergo & der kurze schluss aus dem geschwall:
diese salome kenne ich tatsächlich nicht.

ich nehm´s mal als anregung, vielleicht wird das ja jetzt was mit oskar und mir ;-)

lg
die dohle
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
Schöne Leseliste, ich bin ein absoluter Dostojewski-Fan.
Na, Du hast ja schon mehr gekannt, als Du in Deinem understatement schreibst, denn das blinkt aus Deinen Zeitangaben zur Salomé "vor 2000 oder 109 Jahren" hervor: Die Salomé bei Oscar Wilde ist natürlich die von vor 2000 Jahren, Tochter des Herodes, und das Drama von Wilde ist Libretto einer avantgardistischen Oper von Richard Strauß, der vor ein paar Tagen 150 geworden ist. Die "vielen" sind natürlich alle ein und dieselbe.
Aber natürlich ist in jeder Menschin eine Carmen, eine Kundry, eine Kondwiramur, eine Salomé ...
 



 
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