tiefer einschlag

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G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
[ 4]tiefer einschlag


geworfen durch tenorisches vibrat und saiten-strich
schwebt er dem ruhm entgegen denn er sah den baby-stern
den bald die runde mutter aller menschen wund empfängt
nun will er warnen - detoniert verschliert er und schmiert ab

ein schütze der ins blaue zielte traf ins schwarze ihn
hip-hopste auf dem fahrersitz zum country shuffle beat
und schlug die meldung in den wind sie taucht ins ferne blau
wie alle welt in deiner augen traum ertrinken wird

vernimmst du ihn den traurig-süßen sog der elegie
die letzte nachricht in des präsidenten bibelspruch
daß alles auf die berge geh - erwählt sind wir gezählt
wenn erde sich zum stern geboren der da schwimmt im blau
 
Solltest du dieses Gedicht irgendwo lesen, wird man toll applaudieren, weil niemand zugeben will, dass er es nicht versteht.

So war es mit dem „Hurz“ von Hape Kerkeling.

Viele Grüße,
Marie-Luise
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
deep inpact

liebe Marie-Luise, dein unverständnis liegt wahrscheinlich daran, daß du den film "deep inpact" nicht kennst.

nein, so schwere rätsel sind das nicht. auch ohne den bezug auf den film darf man ruhig seine phantasie in die imagination treiben, den "inneren film", und auf der ebene befindet sich auch sonst die erzähl-logik von gedichten. ich erwarte von meinen lesern ein wenig "einbildungskraft", dafür gebe ich ja die texte aus der hand, überlasse sie den raben, geiern und wölfen. meinetwegen auch den nichtverstehern, die können ja fragen stellen.

ich sehe bei dir aber keine wirkliche frage (etwa zu der paradoxie: wie in diesen versen geburt mit empfängnis so sinnwidrig verwechelt werden konnte).
 
Hallo Mondnein,
ich hip-hopse auf meinem Computerstuhl und vernehme einfach nicht den traurig-süßen sog der elegie
die letzte nachricht in des präsidenten bibelspruch.

Doch ich bin sicher, dass sich noch einige melden werden, die alles verstehen.

Viele Grüße,
Marie-Luise
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
dankeschön, liebe Marie-Luise, für deine einsprüche. denn du hast völlig unrecht, wenn du meinst, daß noch irgendjemand hier reinschaut, reinliest, reinschreibt, was ihm so einfällt usw.
nein, die zugriffszahlen sind ziemlich bescheiden, wenn ich mal meine gedichte der letzten monate vergleiche, und die wertungen, die wertungen! - meistens zwei, wenn überhaupt gewertet wird (denn die besten meiner lieder sind völlig ungewertet!), und wenn die beiden leser mit acht werten, wird daraus eine fünf bis sechs, das macht zusammen mit der lüge vom "häufig gelesenen autor" schon eine ziemlich alberne karikatur.
aber es ist mir lieber, als überhaupt nicht gelesen zu werden und nur für die brotbrocken meiner "12 koerbe" zu schreiben (davon abgesehen, daß da keine 5000 sich von ernähren, dieser selbstbetrug ist mir durchaus bewußt).

deshalb also danke für dein vorbeischauen. hat mich gefreut.
 
Ich liebe solche Vers- und Bilderrätsel. Also habe ich mich ans Decodieren gemacht.
Der vedische Spruch in der Fußzeile hat mich schon neugierig gemacht. In der Übersetzung könnte er bedeuten: „Weise finden in ihrem Herzen die Antwort auf die Frage nach Sein und Nichtsein“, sagt mit Google nach einigem Suchen.

Na, dann mal los mit dem Text selbst. Tenorisches Vibrat – die Welt ist Klang. Runde Mutter – das Weltenei. Der blaue Schütze – Shiva. Auf die Berge gehen – deep impact, Schutz suchen.
Den Satz mit Hiphop auf dem Fahrersitz lese ich als einen gelungenen Einfall mit Bezug auf die Moderne.
Alles verstehe ich nicht, aber das Gedicht zu lesen und zu untersuchen hat mir sehr viel Spaß gemacht.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
sator arepo tenet opera rotas

„Weise finden in ihrem Herzen die Antwort auf die Frage nach Sein und Nichtsein“, sagt mit Google nach einigem Suchen.
"bandhum" heißt nicht "frage", sondern "das band": "das band des seienden im nichtseienden fanden im herzen forschend dichter durch ihr denken", rgveda 10,129,4b.

Tenorisches Vibrat – die Welt ist Klang.
einfacher: tenöre vibrieren so lustig mit ihrer stimme, der astronom, der den asteroiden entdeckt hat, der auf die erde zurast, hört gern opern. der saiten-strich sind die streicher, die geigen.

Runde Mutter – das Weltenei.
gern. aber im film ist es die erde.

Der blaue Schütze – Shiva.
nein, "ins blaue zielen" heißt "ins ungefähre zielen"; gegensatz zu "ins schwarze treffen".

Auf die Berge gehen – deep impact, Schutz suchen.
ja, so ist es im film, des tsunamis wegen.

Den Satz mit Hiphop auf dem Fahrersitz lese ich als einen gelungenen Einfall mit Bezug auf die Moderne.
nun, den gelungenen einfall hat der film: er setzt dem opernhörenden astronomen einen countrymusik hörenden truckdriver entgegen, und der "trifft" mit seinem laster den kleinwagen des armen astronomen, als der gerade die information und die himmelsphotos zu den wissenschaftlern bringen will. der präsident betet öffentlich, wie das amipräsidenten gerne tun, und empfiehlt die flucht in die berge gemäß den "kleinen apokalypsen" in den evangelien.
im film wird die erde gerettet, aber ich hab das im lied einfach weggelassen, denn mich hat die polarität von dem truckdriver und dem astronomen mit deren musikrepräsentanz zum gedicht gereizt. darauf habe ich mich beschränkt.

grundsätzlich gilt aber: der leser interpretiert das gedicht, der schreiber gibt es aus der hand, überläßt es dem leser und dessen interpretation. insofern nehme ich alles gleich wieder zurück und ziehe die leiter ein (wie wittgenstein im letzten paragraphen seines "traktats").
 



 
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