triptychon

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george

Mitglied
Einen fokussierten Blick auf Alleinesein und Nachdenklichkeit lieferst du hier, blaustrumpf. "Der Dämmerung Frucht ist Sehnsucht und Wind" sagt alles. "formen sich Lieder neu" beschreibt für mich den mutigen, starken, wenn auch zweifelnd-optimistischen Blick nach Vorne.
Gruß
Jürgen
 
hallo blaustrumpf,

gefällt mir wirklich ausgezeichnet, dein lyrisches triptychon!
george kann ich mich nur anschließen, und evtl. noch ergänzen, daß eben das zweifelnd-optimistische am ende sehr schön die rolle und aufgabe des poeten thematisiert, der aus einsamkeit und melancholie "lieder" zu produzieren vermag.
ich persönlich finde die mittlere strophe vergleichsweise etwas zu angeschwollen (dabei inhaltlich aber nicht unbedingt aussagestärker als die andern beiden), in der wortwahl evtl. auch zu speziell (kabelprogramm) - aber das mag so gewollt sein. schließlich ist beim triptychon der mittelteil auch meist der größte...
gruß,
niko
 
Hallo blaustrumpf,

meinen Lieblingstriptychon würde ich in dieser Reihenfolge zimmern:
II, III, I.

In II begeistert mich das wundervolle Bild von den Ulmen, in III überzeugt mich die freischwebende Lyrik, in I gefällt mir der Auftakt, aber ein wenig (m)ulmig wird es mir hier beim Heiligen und beim schaudernden Brot Essen, weil es Gewichtigkeit erborgt.

In II und III schüttelst du das ab und bist perfekt. So mein persönlicher Ein-Blick, mein Drei-Blick.

Das ist gekonntes, sprachbesessenes Dichten!
Wie immer unerhörte, beste Grüße
Monfou
 
Hallo Blaustrumpf,

ein Triptychon als Gedicht, das ist dir super gelungen. Der Leser hat wirklich drei Bilder vor Augen. Von der Angst bis zur Hoffnung unserer Zeit. Wirklich gut Text und Form!

LG
Walter
 
applaus auch von mir

liebe blaustrümpfin,

es gefällt mir ebenfalls sehr gut, dein triptychon.

ich muss monsieur nouveau entschieden widersprechen, diese reihenfolge würde den sinn anders machen und den betrachtungswinkel verschieben und dem gedicht einen anderen schluss geben - es sei denn, man machte vier teile daraus und schließt mit eine vierten strophe den kreis zur ersten.

I
mitten im alltag
umweht mich das heilige
schaudernd esse ich brot
altvertraut fremd mir

[blue]gibt mir ein bild - es ist fast mystisch - als würden sich verschiedenen zeiten überlagern. es erzählt von einer stillen stunde und wertschätzung, alleinsein - nicht einsamsein. eine gute stille...[/blue]

II
aus den ulmen reckt sich die nacht empor
wieder gefangen im flirren des kabelprogramms
vergeht ein tag beängstigend gleich seinen nächsten
der dämmerung frucht ist sehnsucht und wind

[blue]der blick wendet sich von einer zentrierten inneren schau, von einem stillen, zufriedenen moment nach draußen - nach außerhalb von sich. er mündet in gleichförmigkeit und dem gefangensein darin und in ein begehren von etwas (sehnsucht.[/blue]

III
halb nur erinnert
formen sich lieder neu
als mut oder hoffnung mir
mögen sie taugen

der anschluss an strophe II ist gut gelungen und der übergang gelingt fließend. sie hebt einen wieder empor aus einem dämmrigen, sehnsuchtsvollen und gedrückten zustand und man wird wie durch einen trichter wieder zu tage befördert. lieder werden haltegriffe und hofnung.

danke für diesen genuß und diesen einblick. es war mir ein wahres vergnügen.
 

Rhea_Gift

Mitglied
Hi Blaustrumpf,

tolle Visualisierung des stimmungsvollen Inhalts! Und in wenigen Worten ein ganzes allein Alltag-Sein auf den Punkt gebracht...

LG, Rhea
 



 
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