tule mond

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G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
tout le monde

wortspiel:
Thule - ("es war ein könig in Thule")
vor allem aber die französische redewendung "tout le monde" - "alle welt"
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
ist doch bloß ein schlicht beschreibendes naturgedicht

liebe Marie-Luise,
diese kugel am himmel, vor der die wolken so fetzige muster bilden können, nennt man unseren erden-mond. ihn als ein auge anzusehen, das uns ansieht, so ein bild nennt man eine metapher. gleichklänge im vers wie auch am ende, wo man sie reime nennt, sind beliebte stilfiguren - ich denke, du hast sie schon mal gesehen, ja sogar selbst eingesetzt, sei es bewußt, sei es aus ästhetischem empfinden und gestalten. was an bildern mehr die imagination als den verstand füttert, gibt den bildern eine selbständigkeit, die die bilder für sich stehende bilder sein lassen - sie sind dann bloß bilder, die sich selbst bedeuten. sinn in ein bild hinein zu legen, das diesen sinn nicht durch sich selbst hat, eröffnet manchmal die tiefendimensionen der poesie. es dennoch zu verstehen zu versuchen eröffnet manchmal den verstand, mit dem staunen beginnt die philosophie (sagen die philosophen).

jedem das seine.
 
Hallo Mondnein,
nun hast du mir mit vielen, umständlichen Worten dein Gedicht zu erklären versucht.Die perlmutt-rosigen Metzen sind aber außen vor geblieben.
Ich möchte mit den Worten des Faust antworten:
"Da steh ich nun, ich armer Tor
und bin so klug als wie zuvor."


Gruß,
Marie-Luise
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
metzen

"metze" ist aus einer koseform für "Mechthild" zu einem der vielen synonyme für "hure" abgesunken.
das verb "metzen" (für schlachten) ist mir auch geläufig, im rheinland war "metzger" für schlachter bzw. fleischer das übliche wort.

vgl. die diskussion zu "matz" (aus einer koseform für "Matthias" in andere bedeutungsfelder gewandert, vor allem "kleiner junge") - ich glaube mit HerbertH zu einem seiner gedichte.
 
G

Gelöschtes Mitglied 15780

Gast
ich wünsche mir eine glaskugel zum hellsehen

liebe Marie-Luise,
ich habe eine große muschelhälfte vor mir auf dem schreibtisch liegen, die naturaliter ganz mit perlmutt ausgekleidet ist. perlmutt wechselt je nach blickwinkel in den regenbogenfarben, wobei meistens komplementärfarben gepaart erscheinen, von denen der silbrige grundton durchtränkt wird. die beiden am häufigsten aufglänzenden farben sind ein helles grün, vergleichbar dem hier auf den lupenseiten, und ein zu rosa abgeschwächtes purpur.

wolken vor dem vollmond schimmern gerne perlmutt-silbrig, wobei gewisse halo-effekte das gleiche rosa und grün hervor-irisieren lassen können.

pink ist eine beliebte schmink- schleier- und irisfarbe, besonders bei den extrovertierten hexen, die vor dem großen introvertierten auge in die nacht hinaus fetzen.

grusz, hansz
 
O

orlando

Gast
Wenn ich bei dir lese, Mondnein,
empfinde ich meist ein leises Gefühl der Dankbarkeit: Wenigstens diesen einen Dichter hat man "mir" gelassen oder er sich selbst ... ;)
Das Gedicht ergeht sich auf's Schönste in Goetheanspielungen.
Nicht nur im Titel (Thule-Ballade), sondern auch in anderen Dingen.
Nehmen wir beispielsweise die rosigen Metzen, die den Buhlen bei Goethe entsprechen könnten. Und die Darstellung des Mondes in seiner angeborenen Weiblichkeit (Luna), neben der Wahrnehmung eines beobachtenden Auges.
Die Augen gingen ihm über,
so oft er trank daraus.
und später
Die Augen thäten ihm sinken,
tränk nie einen Topfen mehr
Beide: Goethe
Denn auch der Rausch steckt in deinem Gedicht, ein ästhetischer Rausch. Ein Rausch, der Schönheit gleichsam in sich hineintrinkt - und auch alles Elend. Wie es Künstleraugen eben eigen ist.
Auf einer anderen Ebene könnte es sich auch um ein erotisches Poem handeln.

Ich bin jedenfalls sehr angetan.

Liebe Grüße
orlando
 
Wenigstens diesen einen Dichter hat man "mir" gelassen oder er sich selbst
Dieser Satz von orlando irritiert mich. Wo sind denn die andern Dichter geblieben?

Solch einLob für das Gedicht? Erstaunlich.

Metze= Hure würde ich auf keinen Fall mit Buhle= Geliebte vergleichen.

Doch ich habe wohl keine Ahnung von solch exzellenter Lyrik.
 
O

orlando

Gast
Warum so aufgebracht, Marie-Luise?
Ich habe halt eine andere Sicht der Dinge, die muss aber nicht falsch sein. Und ich mag Lyrik, die sich nicht auf Anhieb erschließt, sondern den Leser zum Nachdenken animiert. ---
"Buhlen" sind meines Wissens übrigens ebenso abschätzig gemeint wie "Metzen."
Pierer's Universal-Lexikon von 1857 definiert Buhlerei als „das Bestreben, das sinnliche Wohlgefallen anderer, bes. den Geschlechtstrieb des anderen Geschlechts, durch Handlungen, Mienen, Kleidung etc. auf sich zu lenken u. zu reizen“.
Die Metze wird etymologisch als "liebeshungrige Frau" gekennzeichnet.
So ganz falsch liege ich also nicht.
Aber darum geht es dir gar nicht.
Du hast offenbar grundsätzlich ein Problem mit sog. zeitgenössischer Lyrik im Forum, egal ob die nun von Karl Feldkamp, Walther, Mondnein oder mir selber stammt.
Mondnein zeigt immerhin den Vorteil, dass er sich oft auf antike Vorlagen bezieht oder eben andere Dichter, was sich hier u. a. in der Sprache zeigt, die zu Goethes Zeiten noch geläufig war.
Das nennt man übrigens intertextuelles Arbeiten und ist nix Böses.
Es gefällt dir halt nicht, was vollkommen ok ist. Aber mich dafür zu tadeln, dass mir derlei gefällt, finde ich nicht ganz in Ordnung.
Und was ist mit den anderen, denen das Gedicht schon vor mir mundete? Alles Versager? ;)
Lächelnde Grüße
orlando
 



 
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