Bitte beachten, das ist nur meine Meinung!
Ja, die Wort- und Symbolspielereien, …
Ich möchte zuerst den Text formal betrachten.
irrtümlich von irrtum zu irrtum
Ein Irrtum ist etwas, was man nicht wollte, man irrt, man macht etwas in eine bestimmte Richtung, hat aber falsche Annahmen, Überlegungen oder Ziele, so dass das Ergebnis nicht der Erwartung entspricht. Z.B.:
„Ich werde mit dem Fahrrad drei Tonnen Steine zum Mond transportieren und morgen da sein.“
Ich irre mehrmals. Das Fahrrad kann keine drei Tonnen tragen, ich kann nicht durch die Luft fahren, im All atmen und die Strecke in einem Tag zurücklegen, usw.
Ich gehe in meinem Satz von Irrtum zu Irrtum.
Nicht von Irrtum zu Irrtum würde ich gehen, wenn ich sagen würde:
„Ich werde mit dem Fahrrad zur Kneipe fahren, drei Bier trinken und Paul eine in die Fresse hauen.“
Natürlich kann aus dieser möglichen Absicht eine unmögliche Realisierung werden und damit ein Irrtum, weil die Kette reißt, die Kneipe zu hat, das Bier alle ist oder Paul schon weg ist oder schneller ist, aber das spielt für diese Betrachtung keine Rolle.
Egal, ob Irrtum oder nicht, eine Absicht steht immer am Anfang. Ich habe etwas vor und das kann sich als Irrtum oder das Gegenteil schon in der Absicht oder der Realisierung heraus stellen.
Was will ich aussagen, wenn ich von einer irrtümlichen Absicht, eine Absicht, die ein Irrtum ist, also von einem irrtümlichen Irrtum spreche?
„Irrtümlich ging ich zur Post, eigentlich wollte ich zur Kneipe gehen. Ich war wohl in Gedanken.“
Egal, ob Post und Kneipe zu sind und sich die Absicht, egal ob irrtümlich oder nicht, als Irrtum heraus stellt (da sie nicht zu sind, ist die Annahme, dass es ein Irrtum sein könnte, weil sie zu sind, ein Irrtum), war er nicht Herr seiner Schritte und nur deshalb ging er irrtümlich oder in die Irre. Jemand, der irrtümlich von Irrtum zu Irrtum eilt, ist ein Mensch, der nicht ganz bei der Sache ist und zusätzlich seine Pläne nicht umsetzen kann, egal, wessen Schuld das ist. Es kann sich also um einen dummen und zerstreuten oder schlauen aber machtlosen und zerstreuten Menschen handeln. Mit der ersten Zeile können alle Menschen gemeint sein, soweit sie zerstreut sind.
Die erste Zeile ist mehr oder weniger eine vollständige Aussage mit akzeptablem Ausdruck, auch wenn viele Personen gemeint sind.
„Jemand irrt von Irrtum zu Irrtum.“ Vergleichbar mit der Aussage: “Paul geht von Baum zu Baum.“
willen wollte ich an grenzen
Die zweite Zeile genügt dieser Einordnung nicht. Sie passt weder zur ersten noch zur dritten. Entweder liegt hier ein schlichter Schreibfehler vor oder ein syntaktischer Ausrutscher, denn alle anderen Zeilen ergeben wieder sinnvolle Aussagen. Interessant ist, dass von „Jemand“ zum „ich“ gewechselt wird. Man könnte rückwärst schlussfolgern, dass „ich“ von Irrtum zu Irrtum irrtümlich gegangen bin.
„Ich ging irrtümlich von Irrtum zu Irrtum.“
Wenn man das „ich“ aus der zweiten Zeile eliminiert, dann ergibt sich ein Sinn:
„Willen wollte an Grenzen!“
Oder:
„Ich wollte an Grenzen, aber irrte von Irrtum zu Irrtum.“
Oder:
„Ich irrte von Irrtum zu Irrtum, aber eigentlich wollte ich nur an Grenzen.“
erbbeamtentum schloss
auf anweisung
freiheit von heiten aus
Das ist eine einfache Aussage, klar und verständlich und mit Redundanz.
„Amtentum schloss Freiheit von Heiten aus!“
beharrlichkeiten standen
mit gebeugtem rücken zur wand
Auch hier kein Problem, die Aussage zu erkennen, wenn auch widersprüchlich.
„Beharrlichkeit“ ist eine positive und eindeutige Eigenschaft. Negativ wird es erst bei Starrsinn.
„Gebeugter Rücken“ ist negativ und mehrdeutig besetzt, Unterwerfung oder Überlastung? „Rücken zur Wand“ ist mehrdeutig. Einerseits positiv gesehen, aus Sicherheitsgründen den Rücken zur Wand wenden, weil von dort dann kein Angriff kommen kann, oder panisch gesehen, weil man nach hinten nicht mehr ausweichen kann.
Ein beharrlicher Mensch, also ein guter, beugt den Rücken, weil er ihn nicht mehr gerade halten kann oder will, steht an der Wand, was ein Vorteil oder Nachteil sein kann.
jawolllust erweckte
alte leidenschaften
Menschen, die gerne „Ja“ sagen, sich unterordnen, nicht widersprechen, typische Untertanen also, erwecken Leidenschaften. Bei wem? Dem Untertan, weil er sich so am wohlsten fühlt, oder dem Obertan, weil er sich an dem Untertan weidet?
nie waren sie so wertvoll wie gestern
Wer war wertvoll? Die Untertanen, die Obertanen oder die Leidenschaften und wenn letztere, wessen?
aufstand anständiger gegen
den anstand aufrechter
Dass ein anständiger Mensch einen Aufstand macht, wenn es notwendig ist, versteht sich von selbst. Warum sollte aber ein anständiger Mensch gegen eine gute Sache, den Anstand, eines Aufrechten, also eines Anständigen, aufstehen, also gegen sich selbst?
„Aufstand von anständiger Menschen gegen anständige Menschen?“
Wenn man die Ironie mit einbezieht, ergibt sich ein Sinn, wenn auch mehrdeutig.
die welt hat ein müllproblem
Eine klare Aussage und Redundanz.
„Die Welt hat ein Problem!“
„Die Welt hat Müll!“
der gott der fundamentalisten baut
seinen himmel auf mauern der hölle
Eine klare Aussage.
und die neue welt
glaubt wieder
alte schöpfungsgeschichten
Ditto.
Inhaltlich wabert der Text von einer Ebene in die andere, was den Anschein von Breite erweckt, aber zu Lasten der Tiefe geht. Wenn man einen Weg verlässt und durchs Unterholz wandert, sollte man die Gangart wechseln.
PS: manchmal irrt ein Leser!