unsichtbar

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P

Prosaiker

Gast
der kleine wahnsinn reißt es raus.
die erste strophe ist mir zu - wie sag ich das - hausfräulich - weibisch - kalendertypisch belanglos.
wer sich für ein so kurzes gedicht entscheidet, bei dem bekommen die kleinsten worte noch deutlich mehr gewicht. kurzum: die erste strophe ist meines erachtens nach komplett austauschbar. das bild ist zu abgegriffelt.
die zweite strophe dagegen lebt auf einer andern niveauebene.
dort gelingt dir der spagat zwischen verallgemeinerung und persönlicher note. das heißt konkret: du wirst nicht so allgemein, dass bloß noch geschliffene plattheit übrigbleibt und nicht so persönlich, dass niemand interessieren kann, was dort steht.
allerdings, mit dem kleinen wahnsinn kommen alle andern verse nicht mit.
viele grüße,
Prosa.
 
B

bonanza

Gast
ich stimme dir zu, prosaiker, der "kleine wahnsinn" ist wie
die elefantenherde unter meinem bett.
 
Lieber Prosaiker,
Dank für deinen ausführlichen Kommentar. Du hast natürlich hinsichtlich der ersten Strophe durchaus Recht. Aber ich wollte am Anfang auch ein wenig Idylle aufbauen, um mit der zweiten Strophe dagegen zu halten. Scheint mir wohl doch nicht ganz gelungen zu sein?!
Herzliche Grüße
Karl
 
P

Prosaiker

Gast
eine hand im nacken, und sei es die der wärme, zeichnet für mich nicht unbedingt ein bild der idylle.
ohnehin, idylle, was soll das sein? - die gratwanderung zwischen kunstvoller idylle und gekünsteltem kitsch ist ein schwieriger akt. da muss viel herz rein, eine menge poesie und am besten gar kein honig. das beste in der ersten strophe ist übrigens der spätsommer. dieses wort allein würde schon deutlich mehr wirkung zeigen als in begleitung von nacken, wärme, noch einmal.
dazu ist die zweite strophe nicht unbedingt ein kontrapunkt zur idylle. sie hat vielmehr etwas sympathisch-alltägliches, gerade weil das lyrische ich um den wahnsinn weiß, ihn gar als einen kleinen bezeichnet. beherrscher des wahnsinns, nun gut. aber eben des kleinen wahnsinns. was, genau betrachtet, widersinnig ist. und gerade deswegen umso größere lyrische wirkung zeigt.
vg,
Prosa.
 



 
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