Lieber rosste,
schon bei diesem Titel schlägt doch jedes Celloherz höher- ein Hoch auf die Lupianer Cellofraktion! (so. das musste mal raus)
Deine Zeilen erfreuen mit ihrer ausdrucksklaren Kargheit, Worte wie "Streichseelenmeer" und "Rechtsherzmusik" lassen die Liebe zu diesem Gegenstand mehr als erahnen.
Ich selber tu mich oft schwer mit lyrischer Umsetzung von Musik, bin auch eher ein Mensch, der die gefühlte Musik in sich in Worten wesentlich, naja, sagen wir mal, weitschweifiger ausdrückt, jedoch deine Version hat mich nach mehrmaligem Lesen sehr angesprochen und überzeugt.
Natürlich könnte man versuchen, eine aktuelle politische Aussage zu assoziieren, Barenboim & The West-Eastern Divan Orchestra, die israelische Mauer - wie Karl schon anmerkte, aber dies ist Geschmackssache.
Aber da die meisten Musiker mit der Berliner Mauer sofort an Rostropovitch und Bach denken (und dies auch noch im "Rostropovitch - Jahr", am 27. März ist er 80 geworden) stört mich der Ausdruck "berliner mauern" überhaupt nicht, ganz im Gegenteil, er drückt in diesem Zusammenhang etwas sehr Essentielles aus - nämlich und überhaupt die Universalsprache der Musik.
Da zerbricht eine Diktatur, Millionen von Menschen feiern weltweit und ein einzelner Mann sitzt, scheinbar völlig in sich versunken, mit seinem Cello vor dem Symbol dieses Untergangs und der neugewonnenen Freiheit, nämlich der Berliner Mauer, und spielt Bachs Cellosuiten. Und egal, ob die vielen begeisterten Zuhörer nun mit Bach vertraut sind oder nicht, er sprach zu ihnen, und niemand fühlte sich mißverstanden, im Gegenteil.
Was also, wenn nicht dieses Beispiel, kann denn deutlicher zeigen, dass Musik eine Sprache ist, die aus der Tiefe unseres Herzens unmittelbar zu jedem zu sprechen weiß?
Ich würde an deiner Stelle die "crescendeo reißt berliner mauern ein" nicht streichen - ich finde gerade diesen Ausdruck mehr als gelungen.)
Es grüßt dankend für diese Zeilen aus Celloland,
herzlichst,
die vic