Blüten auf dem Boden
Hallo Klopfstock,
bin leider noch immer schwer im Umzug - man könnte fast sagen: in schwerem Sturm!
Warum soll albern sein, was Du herausliest. Man kann das genau so deuten. In der vordergründigen Gedichtebene steht das Erlebnis Sturm, die Forsythien werden gerupft, Blüten fallen zu Boden, jemand tritt am Morgen aus der Haustür und läuft über einen gelben Blütenteppich, als hätten Blumenkinder aus dem Körbchen einem Brautpaar Rosen auf den Weg gestreut.
"Daneben" liegst Du mit deiner Textempfindung nicht, was das tieferliegende ursprünglich bewegende Moment des Autors angeht! Nur ist es nicht die Braut, sondern ich möchte das Lyrische Ich ausgestattet wissen mit überstandenem schweren Sturm, dann aber über gefallene Blüten zwar - gehen wie über einen Blumenteppich, der als Versprechen verstanden sein mag. Also eine Metaebene: nach durchstandenem Sturm des Lebens, gerupft, Blüten fielen --> das Öffnen einer Tür, weiches Laufen über einen Grund, der sich duftig aus etwas Verlorenem, Entrissenem (oder verloren Geglaubtem) bildet und versöhnt.
Hallo Hannah,
mmh, ich merke, dass Du es anders betonst und liest als ich.
Ja - das klingt auch in Deiner Version.
Den Forsythien den Artikel zu entführen - damit kann ich mich anfreunden.
Anders als die anderen beiden vorgeschlagenen Ergänzungen, mit denen ich ähnlich in den ersten Entwürfen begonnen hatte. Da das Thema Sturm - Blüten und dann noch die Assoziation zur Braut leicht ins zu Romantische bis Kitschige abgleiten könnte, wollte ich den Ton auf jeden Fall sehr gestrafft und sachlich halten, ein Kontrapunkt zur Aussage. Das Erzählend-Ausführliche wie das verbindende "und" und das "dann" (oder "jetzt") musste dem eher stringenten Ton weichen.
Nun, so ist meine Sicht. Ob Du es verstehst?
Danke noch mal fürs Lesen und dass Ihr es mögt, das Gedicht. Bald ist wieder Montag, man könnte es allen frustigen oder launischen oder schweren Montagen, die einem entspannenden Wochenende folgen, über die Tür hängen.
Grüße vom Jongleur