vor den montag gestreut

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K

Klopfstock

Gast
Hallo, Jongleur,
trotz dessen, daß dieses Gedicht in Natur steht, lese ich was anderes darin. Mag ja albern sein, aber mir tut sich hier ein innerer Kampf eines jungen Mädchens auf, welches vor ihrer Hochzeit in schwere Zweifel gerät, ob das, was es tun will, auch das Richtige für sie ist.
So klingt der erste Teil des Gedichtes für mich.
Der zweite dann ist der "ausgekämpfte" - in diesem Teil hat sie sich entschlossen und ruhig geht sie zur Trauung,
geht entschlossen in diese Ehe...diese Beziehung....
Lach jetzt bitte nicht, aber das war mein erster Leseeindruck;) - wenn es aber doch "nur" Natur ist,
dann ist dieses Gedicht ebenso schön, für mich....

Liebe Grüße
von Klopfstock ;)
 

Hannah Rieth

Mitglied
Hallo Jongleur,

Dein Gedicht ist wirklich wunderschön und tief. An zwei Stellen habe ich Probleme mit dem Rhythmus, was aber auch an meiner Betonung/Lesart liegen kann. Trotzdem mein Vorschlag, vielleicht passt es ja:


vor den montag gestreut

drei tage [blue]und[/blue] drei nächte
hat schwerer sturm
in [blue]frühe[/blue] forsythien
gefasst.

am morgen [blue]dann[/blue]
ein leichtes gehen
über blüten,
als folgte man ersten
schritten der braut.


Netten Gruß und Kompliment,

Hannah
 

Jongleur

Mitglied
irgendetwas ist wohl neu hier??

Hallo,
ich hatte schon gestern schnellgeantwortet - das kam aber a mich als Mail und steht nun gar nicht hier.
Ein Eigentor, quasi ... :(

Neuer Versuch, genau so wenig Zeit, mitten im Büro-Umzug ...
Stress ohne Ende ...

... schnelle wenigstens einen Dank für Lesen und Interpretation und Vorschläge. Bin eilig ... melde mich noch einmal dazu.
Herzlichen Gruß
Jongleur
 

Jongleur

Mitglied
Blüten auf dem Boden

Hallo Klopfstock,
bin leider noch immer schwer im Umzug - man könnte fast sagen: in schwerem Sturm! ;)
Warum soll albern sein, was Du herausliest. Man kann das genau so deuten. In der vordergründigen Gedichtebene steht das Erlebnis Sturm, die Forsythien werden gerupft, Blüten fallen zu Boden, jemand tritt am Morgen aus der Haustür und läuft über einen gelben Blütenteppich, als hätten Blumenkinder aus dem Körbchen einem Brautpaar Rosen auf den Weg gestreut.

"Daneben" liegst Du mit deiner Textempfindung nicht, was das tieferliegende ursprünglich bewegende Moment des Autors angeht! Nur ist es nicht die Braut, sondern ich möchte das Lyrische Ich ausgestattet wissen mit überstandenem schweren Sturm, dann aber über gefallene Blüten zwar - gehen wie über einen Blumenteppich, der als Versprechen verstanden sein mag. Also eine Metaebene: nach durchstandenem Sturm des Lebens, gerupft, Blüten fielen --> das Öffnen einer Tür, weiches Laufen über einen Grund, der sich duftig aus etwas Verlorenem, Entrissenem (oder verloren Geglaubtem) bildet und versöhnt.

Hallo Hannah,
mmh, ich merke, dass Du es anders betonst und liest als ich.
Ja - das klingt auch in Deiner Version.
Den Forsythien den Artikel zu entführen - damit kann ich mich anfreunden.
Anders als die anderen beiden vorgeschlagenen Ergänzungen, mit denen ich ähnlich in den ersten Entwürfen begonnen hatte. Da das Thema Sturm - Blüten und dann noch die Assoziation zur Braut leicht ins zu Romantische bis Kitschige abgleiten könnte, wollte ich den Ton auf jeden Fall sehr gestrafft und sachlich halten, ein Kontrapunkt zur Aussage. Das Erzählend-Ausführliche wie das verbindende "und" und das "dann" (oder "jetzt") musste dem eher stringenten Ton weichen.
Nun, so ist meine Sicht. Ob Du es verstehst?

Danke noch mal fürs Lesen und dass Ihr es mögt, das Gedicht. Bald ist wieder Montag, man könnte es allen frustigen oder launischen oder schweren Montagen, die einem entspannenden Wochenende folgen, über die Tür hängen.

Grüße vom Jongleur
 
S

Sandra

Gast
Hall jongleur,

dieses Gedicht ist wunderbar und sehr gelungen. Es baut sich vor meinem Auge ein Bild auf, dem ich unendlich viel abgewinnen kann. Man kann viel hineininterpretieren oder es einfach als Bild genießen. Wie immer der Leser will und genau deshalb gefällt es mir so sehr.

LG
Sandra
 

Jongleur

Mitglied
Danke

Danke Sandra, dass es Dir gefällt - und dass Du es mich wissen lässt!
Einen schönen Freitag!
Jongleur
 



 
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