was bleibt

4,00 Stern(e) 3 Bewertungen

Ralf Langer

Mitglied
duisburger,
lg gruß vom gelsenkirchener :)

dies stück gefällt mir in seiner
abruptheit.
es nähert sich atemlos und ohne lesepause
dem letzten wort "aus".
von dem ich aber glaube, das es nicht nötig wäre

jeder atemzug
ein letzter
gedanke
ein
aus tilgt
im takt
was war nichts
bleibt spurlos
das tun
und
lassen
kein bedauern
vor dem letzten

....(übrig)

so lese ich es übrigens

das wort übrig habe ich einfach mal als klammer
gesetzt weil es auf eine unaufdringliche art mit dem gegeben
titel harmoniert
" was bleibt.....übrig"

lg
ralf
 

Duisburger

Mitglied
Hallo Ralf,

danke für deinen freundlichen Kommentar.
Vorab:
Mit deinem Vorschlag in Bezug auf das letzte Wort gehe ich mit dir insoweit konform, das es eigentlich überflüssig ist.
Die Gedankenpunkte sind vollkommen ausreichend und lassen dem Leser Raum für eigene Gedanken. Das übernehme ich gerne.

Wortsetzung:
Eigentlich kommt mir diese Schreib-/Lesart sehr entgegen, weil ich es dem Leser nicht "zu einfach machen will". Ich habe mal so einen Werk geschrieben (gerade festgestellt, dass es hier nicht gepostet ist, reiche ich nach) und seltsame, teils empörte Reaktionen bekommen.
Nicht wenige haben das nicht auseinander gewurstelt bekommen und mich dafür gescholten.
Ich bin dann hingegangen und habe beide Versionen unter einander gestellt. Dann war Ruhe im Karton.
Ich werde es hier genau so machen, weil ich auch hier ähnliches befürchte.

Danke dafür.

lg
Uwe

Korrektur: Das oben genannte Werk steht hier schon.

http://www.leselupe.de/lw/titel-Innenklang-66377.htm
 

Duisburger

Mitglied
jeder atemzug
ein letzter
gedanke
ein
aus
tilgt im takt
was war
nichts bleibt
spurlos
das tun
und
lassen
kein bedauern
vor dem letzten

....

Hier die wortversetzte Version:

jeder atemzug
ein letzter
gedanke
ein
aus tilgt
im takt
was war nichts
bleibt spurlos
das tun
und
lassen
kein bedauern
vor dem letzten

....
 
B

Beba

Gast
Ein sehr interessanter Text, sowohl inhaltlich als auch in der Form. Ob es die wortversetzte Version braucht oder nicht, ich weiß es nicht. Der Text hat mich an die Aussage eines Zen-Meisters (weiß im Moment nicht, wer es war) erinnert, der auf die Frage nach der Wiedergeburt gesagt hat, dass man mit jedem Atemzug, jedem Ein- und Ausatmen wiedergeboren wird. Nichts bleibt. Was war - spurlos.

Sehr gern gelesen,
BeBa
 

Ralf Langer

Mitglied
hallo duisburger,
als ich dir von meiner lesart schrieb,
meinte ich auch "nur",
das ich es so lese und damit auch "auslese".
die von dir geschriebene form, "zwingt", und das find`ich
gut, den leser dazu, seine sprechweise, und damit seinen
zugang zum verständnis, zu finden.

lg
ralf
 

rogathe

Mitglied
hallo duisburger,
diese aussage halte ich für falsch.
es bleiben sehr wohl spuren, wie sonst hätte sich die welt verändern können?
politische, philosphische, naturwissenschaftliche spuren.
zählen erkenntnisse nicht als spuren?

die biomasse mensch vergeht.

oder habe ich falsch verstanden?

:confused: rogathe
 

Duisburger

Mitglied
oder habe ich falsch verstanden
Jein.
Leider ist es so, das nur ganz wenige Menschen wirklich sicht- und fühbare Spuren hinterlassen. Die Masse unserer Vorfahren ist als Individium in Vergessenheit geraten, weil nichts Spezifisches an sie erinnert.
Ich habe in vielen deiner Kommentare festgestellt, das du viele Gedichte und ihre Ausgestaltung sehr wörtlich nimmst. Gerade in der Lyrik, wo mit Bildern, Methapern, Andeutungen und miunter kryptischer Sprache gearbeitet wird, führt dich diese wörtliche Auslegung oft auf den falschen Weg bzw. zu einer falschen Interpretation.

lg
Uwe
 

Duisburger

Mitglied
Hallo Ralf,

in bin ein Freund der Vielfältigkeit und immer geneigt, die Form und Ausprägung eines Werkes umzugestalten, um zu neuen oder anderen Sichtweisen zu gelangen.
Wenn so eine Umgestaltung dann noch dazu führt, das ein Werk durchaus plausibel auch anders interpretiert werden kann, so freut micch das um so mehr.
Meine Lyrik und Prosa ist selten wirklich fertig.

lg
Uwe
 
F

Fettauge

Gast
Hallo Duisburger, wir alle hinterlassen Spuren mit unserer Existenz, sei es durch Tun oder Nichttun. Das ist der Inhalt des Gedichts. Ein bisschen kurzgegriffen, etwas zu spartanisch, finde ich, denn dies ist eine so allgemeine Erkenntnis, dass sie eigentlich keiner weiteren Worte bedarf. Was ich vermisse, ist der besondere Gedanke, der das Lesen des Gedichts wirklich lohnend macht. Zudem erachte ich das übermäßige Auseinanderziehen eines Gedankens (jede Verszeile möglichst nur ein Wort) für wenig lyrisch, man hat sogar den Eindruck, es soll ein großer Gedanke vorgeführt werden, der am Ende aber doch recht bescheiden ist. Gänzlich abhold bin ich den drei Pünktchen am Schluss, denn ich sage mir, dass das Gedicht zu Ende ist, weil nichts mehr dasteht, begreift auch ein Analphabet. Dass sich einer beim Lesen was denkt oder dass man mehr sagen könnte, wird doch bei einem Gedicht vorausgesetzt. So recht angetan bin ich leider nicht von dem Gedicht, mir fehlt einfach was, das zu lesen lohnt.

lg Fettauge
 

Duisburger

Mitglied
Hallo Duisburger, wir alle hinterlassen Spuren mit unserer Existenz, sei es durch Tun oder Nichttun. Das ist der Inhalt des Gedichts.
Nein.
Das Werk behauptet genau das Gegenteil.
nichts bleibt
spurlos
das tun
und
lassen
Und das nicht als Erkenntnis, sondern als Provokation.-
Die Auseinandersetzung, dass das Leben doch Spuren hinterlässt, wollte ich durch die Verneinung erreichen.
Der Mensch an sich mag Spuren hinterlassen, das Individium dagegen eher selten.
Gänzlich abhold bin ich den drei Pünktchen am Schluss, denn ich sage mir, dass das Gedicht zu Ende ist, weil nichts mehr dasteht, begreift auch ein Analphabet
Na, da sage ich doch Dankeschön ob des freundlichen Einwands.
Entschuldige, aber ich muss dir leider vorwerfen, dass du (wieder) nicht richtig liest. Diese Punkte sollen nicht das Ende des Gedichts markieren, sondern stehen als Patzhalter für einen letzten Gedanken. Das alles lässt sich einfach in den anderen Kommentaren nachlesen (auch in der vorherigen Version is diese Poition besetzt).
Weiterhin ziehe ich die Gedanken nicht "übermäßig auseinander", sondern möchte den Leser an eine bestimmte Lesart heranführen. Mit Pausen und Rhytmus.
Beim Lautlesen wird das deutlich.
Für mich gehört Inhalt und Rezitation zusammen. Auch ein Gedicht hat einen "Klang".

Uwe
 

HerbertH

Mitglied
also ich lese hier jeweils ein großes E :) und in der zweiten version scheint es zu lachen ;) soll heißen es gibt oft neben dem klang und dem vordergründigen inhalt auch noch andre bedeutungsebenen, die man aus der entfernung besser erkennt
 

Label

Mitglied
Hallo Uwe

ich gebe Herbert recht, hinter Vordergründigem lauern weitere Möglichkeiten, auch ermöglicht die Distanz oft erst das Gesamtbild wahrzunehmen.
Da du deinen Text nun mal so geschrieben hast (offen, ohne zwingende Struktur)bildet die sich der Leser selbst, selbstverständlich nah an seinem persönlichen Vorverständnis.
Deinen Text kann ich in diametral gegenüberliegende Aussagen lesen

jeder atemzug ein letzter gedanke
ein aus tilgt im takt was war
nichts bleibt
spurlos
das tun und lassen
kein bedauern vor dem letzten

jeder atemzug ein letzter
gedanke
ein aus
tilgt im takt
was war
nichts bleibt spurlos
das tun und lassen
kein bedauern vor dem letzten

und genau das, macht für mich den Reiz an deinem Gedicht aus.

liebe Grüße
Label
 
H

Heidrun D.

Gast
Hallo Düsi,
die erste Version ist m. E. deutlich besser, sie liest sich wie das Ausschlagen eines Metronoms, was ich hier sehr passend finde.
Ralfs Einwand bezogen auf das Ende war richtig. Ansonsten würde ich mir dieses nunmehr ausgezeichnete Gedicht nicht verschlimmbessern lassen und vor allem nichts mehr an der Formatierung ändern.
Sehr angetan
Heidrun
 



 
Oben Unten