wildwechsel (senryu)

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Bernd

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ein wichtiges Problem, wie gehen wir mit der Natur um?

Ich habe gelesen, die Straße sei laut. Ich habe gelauscht. Die Straße war still. Die Autos waren laut.

Das Gedicht enthält zwei Betrachtungen:

1. Der Fahrer (oder Mitfahrer) ist tot.
2. Das Wildschwein ist tot.

Aber meist ist nicht die überhöhte Geschwindigkeit des Wildschweins schuld. Es ist keine einzelne Sau. Wildwechsel sind meist gekennzeichnet.

Die Natur ist nicht unser Untertan.

Die Bilder im Senryu sind knapp und schön.

PS: Auf der Waldschlösschenbrücke in Dresden wird es Tempo 30 geben, um Fledermäuse zu schützen. Viele verstehen das nicht.

Sind die Blitzer am zu schnellen Fahren schuld?

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Ist zu schnelles Fahren ein Vorurteil? Wäre der Unfall nicht auch bei langsamen Fahren passiert?
 

laudabilis

Mitglied
Hallo Bernd,

es gibt noch eine dritte Möglichkeit. Ich glaube, ich habe schon einmal erwähnt, dass die Stadt, in der ich lebe, vor einigen Jahren mal zur einer der drei grünsten Städte Deutschlands gekürt wurde. Es gibt hier in Magdeburg einen etwas abgelegenen Stadtteil namens Herrenkrug. Einige Wohngrundstücke der mehr luxuriösen Art, eine Pferderennbahn, ein großer Golfplatz und ein so genanntes Parkhotel. Dieses ist bei den Magdeburgern ein beliebtes Ausflusziel, weil es sich im Park dort nicht nur gut Minigolf spielen, sondern in der warmen Jahreszeit auf der Ausflugsterasse auch trefflich rasten lässt. Die Straße, die zu diesem entlegenenen Stadtteil führt, ist rechts und links mit Wald bestanden. Und sie lädt zum etwa drei Kilometer langen Spaziergang zur Hotelterasse geradezu ein. Ich habe diesen Spaziergang mit einer guten Freundin gemacht, als ich das Erlebnis hatte, dass ich in diesem Senryu beschreibe. Etwa 20 Meter vor uns brach plötzlich eine Rotte Wildsauen aus dem Waldstück der einen Straßenseite, um vermutlich in das Waldstück der anderen Straßenseite zu wechseln. Es war Abenddämmerung, aber da war keinerlei schützendes Autoblech um uns herum. Die Tiere waren offenbar genauso irritiert wie wir beide. Denn sie unterbrachen ihren Wechel und wandten sich uns teilweise bedrohlich zu. Wir hatten Glück, dass sie offenbar zu der Einsicht kamen, dass wir keine Bedrohung für sie seien und ihren Weg fortsetzten. Das gemeinsam Erlebte steckte uns den ganzen Abend lang in den Knochen. Es war wirklich das Gefühl von Todesangst.

LG,
Eberhard
 



 
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