wo Wind und Nebel nisten

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Joh

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wo Wind und Nebel nisten


Eine Küste wo Wind und Nebel nisten, Vögel die Felsen weißen, dürre Nester auf schmalen Simsen, nebelnder Dunst fließt über die Kante, ich hocke zitternd in einer Nische, Schwaden verhüllen den Weg zurück, nasser Stein läßt meinen Mut abgleiten, neben mir Möwen im verschwimmenden Licht, in die Felsen gekrallt, windgesträubtes Gefieder, Schnäbel den schwachen Böen zugewandt, ausharrend, der Dunst saugt mich auf und wir fließen in die schäumende Brandung, ich schlüpfe aus seinen klammen Fingern, falle in hartes Kalt, sehe die Schnäbel der Vögel verzerrt durch Kräuselwasser, zupfend an meiner Kleidung, ich sinke aus dunklen Blicken aus Augen, die in Wind und Trauer um sturmzerschellte Eier keine Tränen ins Meer fallen lassen, trockene Trauer verwundet sich am unvergossenem Salz - ich bin herausgefallen aus der Zeit, tauche in Himmel - Blau entfernt sich wellengebrochen, braun die Kelbwaldstränge, in zärtliche Umarmung gewiegt, die nicht wärmt, eisig beißt sich langsam in die Haut, aus meinem Mund entweichen zarte Kugeln schillernd, wabernd mit meinem letzten Atem gefüllt, befreien sich schmerzend aus meinen Lungen, sie steigen auf zu den Vögeln, kleine Blasen aus abgestoßenen Gefühlen, schwebend, verzerren was dahinter liegt, zerplatzen an der Oberfläche, die mich ruft und ich treibe mit gespreizten Armen aus dieser fremden Welt, hinauf ins Licht zu den Weißgeflügelten - Möwen, gedämpft schreiende Begrüßung des ersten Atemzugs - Felsen still im Dunst, löchrige Schwaden geben den Blick frei , auf steiniges Ufer - am Ende der Mühen . . .


Johanna Pless
9.2008


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Odilo Plank

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Die Todesvision zieht mich an, gegen meinen Willen.
Ich möchte Sätze bilden, will mir mit Grammatik heraus helfen.
Es gelingt nicht. Ich überlasse mich dem Text.
LG Odilo
 

Balu

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ich sinke aus dunklen Blicken aus Augen, die in Wind und Trauer um sturmzerschellte Eier keine Tränen ins Meer fallen lassen, trockene Trauer verwundet sich am unvergossenem Salz -
das sind meine Lieblingszeilen und ich vermute hier auch die Kernaussage dieses Textes

tiefgehende Bilder und genug Raum für die gedanken des Lesers

und- es fordert Eigenwerbung für mein "leer" heraus.

gerne gelesen, gerne bewertet
Balu
 

Joh

Mitglied
Hallo Odilo und Balu,

nach Euren Kommentaren wird es ein froher, zufriedener Abend.

Odilo, daß Du trotz allen Sträubens dabei geblieben bist, nehme ich als großes Lob, danke.


Balu, Du hast es genau richtig erspürt, um diese Zeilen dreht sich alles, hier strömt es hin und löst sich wieder. Auch Dir danke, für Dein großes Lob.

Einen schönen Abend Euch, Johanna
 



 
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