wohin denn ich?

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Lieber samuel,
ein sehr sanfter einfacher und dennoch ein Text, der mich berührt. Gern wüsste ich, für wen oder was der Mond steht.
Hruß
Karl
 

Vera-Lena

Mitglied
Lieber Samuel,

der Titel verrät dann doch, worum es Dir geht, denke ich jedenfalls.

Da ist einer, der zu befürchten hat, dass es für ihn nicht mehr Tag werden wird. Knapper kann man es nicht formulieren. Mir gefällt auch das Erleben mit dem Mond, das schon eine Halluzination zu sein scheint.

Also so lese ich das.

Liebe Grüße
Vera-Lena
 
S

samuel

Gast
Und der Mond?

Lieber Karl,

danke für Deine spontane Rückmeldung!

Die Wörter "sanft", "einfach" und "berührt" gefallen mir sehr gut!

Ja, und das Bild des Mondes? Ich verrate gern mehr darüber, würde aber vorher gern wissen, wie Du und die anderen es versteht.

Herzliche Grüße! samuel

Danke, Vera-Lena, für Deine Aufmerksamkeit und Dein Verständnis des Textes!

LG
 
S

samuel

Gast
Mond und Heimat

Hallo, Karl!

Obwohl niemand von Euch auf meine Frage nach seinem Verständnis des Bildes des Mondes geantwortet hat (schade!), will ich doch Deine Frage, soweit es mir möglich ist, nicht unbeantwortet lassen:

Nun, zunächst einmal hatte ich den konkreten Mond vor Augen, fast noch Vollmond, mild in seinem Licht. Und ich dachte/fühlte: Was willst du mehr?! Der Mond also als ein Bild für - vielleicht verkannte, nicht erkannte - Heimat. Aber was für eine Art von Heimat ist das? Vielleicht die Kunst oder die Poesie als Heimat? Oder das Geborgensein in der natürlichen (evtl. göttlichen???) Ordnung? Heimat als Suchen? Jedenfalls: angekommen sein, ohne es zu wissen...

Vera-Lenas Interpretation des Mondes als Tod hatte ich nicht im Sinn; aber auch dies ist möglich.

Im übrigen vgl. Goethes Gedicht "An den Mond":

"Füllest wieder Busch und Tal
Still mit Nebelglanz,
Lösest endlich auch einmal
Meine Seele ganz;

Breitest über mein Gefild
Lindernd deinen Blick,
Wie des Freundes Auge mild
Über mein Geschick."

Liebe Grüße, samuel

P.S.: Der Titel ist ein Zitat aus Hölderlins Gedicht "Abendphantasie", dessen sich auch Marie-Luise Kaschnitz schon "bedient" hat.
 
H

Heidrun D.

Gast
Lieber Samuel,

dein Gedicht finde ich sehr schön - schade, dass du es dir durch deine Zeichensetzung etwas verdirbst ... Schau mal:

wohin denn ich

und schaute den mond an
der mild war
und fragte ...

du bist schon da
sagte er -
bleib bei mir
so wirkt es m. E. viel eindrucksvoller, auch wegen der Enjambements. - Beim "bleibe" kannst du das e weglassen. So wäre es richtig und klingt hier (gottlob) auch besser. ;)

Sehr gelungen und passend finde ich den Titel. :)

Herzliche Grüße
Heidrun
 
P

Pelikan

Gast
wohin denn ich?

und schaute den mond an,
der mild war,
und fragte...

du bist schon da,
sagte er,
bleibe bei mir
Lieber Samuel, ich lasse Deine Erklärung mal weg, weil ich beim Lesen eine eigene Interpretation vor Augen hatte:

Da fragt sich ein Mensch, nächtens, bei Mondschein (kann nicht schlafen,vielleicht):
"wohin denn ich?"=wohin gehe ich, was bin ich/was habe ich aus meinem Leben gemacht?" Und dann kommt das Unterbewußtsein als Erkenntnis und spricht in Gestalt des Mondes:
"du bist schon da/bleibe bei mir". Und dieses verstehe ich dann folgend:du bist schon da=du hast schon etwas aus Deinem Leben gemacht und zwar bist Du unecht (wie ich, der Mond)
in Deinem Schein. Dieser Schein/Glanz/Licht kommt nicht von Dir, sondern Du lebst vom Glanze/Licht der Mitmenschen.
Das kann bedeuten: Du nutzt andere für deine Zwecke aus,
selbstständig scheinst Du nicht zu sein und scheinst auch
nichts Eigenes zu bieten, bist ein Parasit, hast nichts Besonderes getan, als den Glanz anderer als den Deinigen vorzutäuschen. "Bleibe bei mir" würde ich folgend verstehen:Schau mich an und begreife die Ähnlichkeit zwischen uns beiden. Ich habe kein eigenes (nur geborgtes)
Licht und du bist auch nicht anders. Bleibe ein wenig in dieser Nacht der Erkenntnis - danach, wenn der Tag kommt, hast Du vielleicht die Chance dich zu ändern.
Gut, ich überspitze oft und gerne, aber in der Tat, ich habe es so gelesen. Mit herzlichen Grüßen, Pelikan ;)
 
S

samuel

Gast
Mond und Textverständnis und Zeichensetzung

Danke, Heidrun und Pelikan, für Eure intensive Auseinandersetzung mit meinem Text!

Soll man sagen, Pelikan: Jedem sein eigener Mond und sein eigenes Textverständnis? Meine Intention allerdings trifft Deine Interpretation nicht - aber ein Text sagt ja oft auch mehr, vielleicht auch Anderes, als der Autor meint.

Heidrun, ich hatte den Text anfangs auch ohne Zeichensetzung geschrieben, weil dann die einzelnen Aussagen mehr ineinander fließen und eventuell einen größeren Assoziationsspielraum lassen. Aber wenn ich die Kommas wegließe, könnte man den Text auch so verstehen, als würde der Mond fragen - und das ist nun wirklich nicht gemeint.

LG, samuel
 

MarenS

Mitglied
Das Ich irrt umher, weg- und haltlos bis sein Blick auf den Mond fällt, dieser wirkt mild (lindernd) auf das Ich, es scheint als biete er dem suchenden Ich eine Heimat (Ruhepol).

Das spürt Maren in diesem Gedicht
 
S

samuel

Gast
Interpretation

Danke, Maren, für Deine Antwort!

a, so sehe ich das auch - wobei natürlich das Bild des Mondes evtl. noch der Interpretation und Konkretisierung bedarf.

LG, samuel
 



 
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