zu viele geheimnisse

Costner

Mitglied
Angst hatte ich nicht. Eher Mitleid und Trauer zeichneten sich an meinem leblosen Körper ab, der brach auf dem kalten Boden lag. Ringsum stieg dunkler Rauch auf, der sich seinen Ausweg durch jene Gullydeckel suchte, die sich nahezu sternförmig um mich reihten. In einem symbolträchtigen Kreis lag ich dort, wie ein von Sektenanhängern dahingebrachtes Opfer. Ich wusste nicht einmal mehr, wie mir geschah.
Als ich mich mit brennenden Schmerzen an den Oberarmen auf den Rücken drehte, konnte ich den strahlend blauen Himmel erkennen. Wolkenlos, weit und breit, die Sonne lechzte herunter wie eine nach Wasser suchende Hyäne. Alles war verwirrend für mich. Selbst der Himmel stellte sich mir als offenes Tor zu einer anderen Welt dar und ich konnte den verschwommenen Sinnen, die sich mir nach und nach offenbarten, nicht folgen. Ich hatte Angst, dass war das einzige, was ich zu spüren vermochte.
Das Atmen fiel mir schwer. Erst später wurde mir klar, lange nach meiner stupiden Erkenntnis, der Boden wäre ein kalter Stein der mich frieren lies, dass ich dann doch den brennenden Asphalt auf meiner sensiblen Haut spürte. Alles in meiner eigenen Welt schien sich in immer weniger werdenden Momenten meines Lebens zu verändern. Einmal hin, dann wieder her. Ich fürchtete mich vor der nächsten Veränderung, ob sie wohl meine letzte sein würde?
Was hatte ich getan? Ich konnte mich an nichts mehr erinnern. Der Gegenstand, der sich in meiner Gesäßtasche befand, drückte unweigerlich in meinen Hintern. Es schmerzte und ich versuchte durch unbeholfenes hin- und herrutschen den Schmerz zu lindern, der im Endeffekt nichts im Vergleich zu dem war, was ich in meinem Gesicht spürte. So wie sich mir meine Schmerzen in dieser Region offenbarten, musste dort eine riesige offene Wunde klaffen. Ich spürte eine Stelle, aus der Blut triefte. Das warme Blut lief mir quer über das Gesicht, verklebte zum Teil mein rechtes Auge. Ich versuchte immer wieder zu blinzeln, damit es nicht ins Auge lief und es verletzte. An der Luft trocknete das Blut schnell und so verklebte es sich mit den Wimpern, bis ich es schließlich kaum noch öffnen konnte.
Auf meinen Ohren lastete ein unbeschreiblicher Druck ungewöhnlichen Ausmaßes. Als wäre ein Schaufelbagger über meinen Schädel gefahren, so zerquetscht fühle ich mich. Außer dem fernen Rauschen meines eigenen Blutes hörte ich nichts. Doch konnte ich nicht beurteilen, ob es das Blut war, dass aus meiner Wunde an der Stirn klaffte, oder es das Blut war, dass in meinen Ohren rauschte. Ungeachtet dessen, was sich um meine Person abspielte, so war ich darum bemüht, still zu liegen und mich nicht zu bewegen. Denn ich hatte Angst, dass meine Schmerzen mit jeder Bewegung stärker wurden. Innerlich versuchte ich vor allem davonzulaufen. Am liebsten von meinen Schmerzen selbst und dem, was um mich herum geschah. Ich wagte es nicht, aus Angst, mir noch mehr weh tun zu können, den Kopf zur Seite zu neigen. Mir war klar, dass ich dann zum ersten Mal etwas hätte erkennen können, doch war mir der Gedanke lieber, einfach hier zu liegen und abzuwarten, bis mich mein Schicksal ereilte. Wie lange dies noch dauern würde, davon wusste ich nichts. Doch würde bald nichts geschehen, dann hätte ich ein Problem. Ich würde sterben. Dem war ich mir Bewusst.
Was war geschehen? Die Frage stellte ich mir schon eine ganze Weile, nachdem ich aus meiner Bewusstlosigkeit erwacht war. Kurz darauf hatte ich für einen Moment geglaubt, verzweifelte Stimmen gehört zu haben. Ich wusste mir einfach nicht zu helfen. Aus meiner Nase lief warmes Blut. Das war das einzige, dass ich deutlich spüren konnte. Meine Arme lagen ausgestreckt von meinem Körper weg. Weder konnte ich meine Hand bewegen, noch die dazugehörigen Finger spüren. Es war ein Gefühl, als wären sie einfach nicht mehr da. Das machte mir Angst.
Meine Füße bewegte ich, weil ich es noch konnte. Sie waren da, ich spürte sie ganz deutlich. Kein Schmerz und kein Blut, dass auf ihnen lastete. Daraufhin hielt ich für einen Moment still. Mein linkes Auge, mit dem ich noch genau erkennen konnte, was sich um mich herum zutrug, versuchte ich auf einen bestimmten Punkt zu konzentrieren. Es musste eine große Kathedrale sein, die sich direkt neben mir in den Himmel erstreckte. Ich konnte den massiven breiten Sims erkennen, der geradewegs von Beginn des Daches an sich in die weite hervorstrebte. „Einen Punkt, auf den ich mich konzentrieren konnte“, dachte ich im stillen Bewusstsein. Jetzt konnte ich nur beten, dass es auch funktionierte. Mit aller Anstrengung hob ich meinen rechten schmerzenden Arm und schleppte ihn wie ein hilfloses Tier, dass nach seinen Jungen suchte, an meinen Körper heran. Dann verlor ich den anvisierten Punkt plötzlich wieder. Um mich herum wurde alles schwarz.

Als ich wieder zu mir kam, hörte ich laute Stimmen. Doch immer wieder war es dieselbe Stimme, die auf die anderen Stimmen einredete. Sie war laut und deutlich, so aggressiv und völlig unkontrolliert. Jedes Mal begann diese Stimme von neuem, ihre Rede zu halten, als stünde sie auf einem großen Podest und hielte eine Predigt an die Nation. Es war schrecklich, dass ich nichts erkennen konnte mit meinem blutverklebten Auge. Meine Arme schmerzten und auf meinem Rücken klebte mein eigenes Blut. Es war lange schon getrocknet, ich konnte nichts dagegen tun. Immer noch rann aus meiner klaffenden Wunde auf der Stirn das Blut.
Zu meiner eigenen Überraschung machte mein Kopf eine grobe Bewegung zur Seite. Ich wusste nicht, was eigentlich geschah, doch den Schmerz spürte ich in diesem Moment nicht mehr. Nun lag mein Kopf wie ein selbständiges Körperteil von mir, über den ich keine Kontrolle mehr zu haben schien, auf der Seite auf dem vor Hitze glühenden Asphalt. Dann spürte ich auf einmal den brennenden Schmerz, der sich quälend langsam und sternförmig über meine Wange hin auf das ganze Gesicht ausbreitete. Ich konnte nichts dagegen tun. Ich versuchte mein Auge zu bewegen, besser gesagt, in eine andere Richtung zu blicken, doch fiel es mir schwer, da mir selbst dies besorgniserregende Schmerzen bereitete. Ich wusste nicht einmal mehr, ob es irgendwas an mir gab, dass mir keine Schmerzen mehr bereitete.
In der Ferne sah ich plötzlich die Umrisse einer menschlichen Gestalt. Mit den wenigen Momente, die ich zur Verfügung hatte, um mich zu besinnen, wurden die Umrisse immer deutlicher. Die mächtige und breitschultrige Gestalt trug graue Stiefel und eine dunkelgrüne Hose dazu. Die Kombination zwischen hellgrauem Jackett und dunkelgrüner Hose, gepaart mit den seltsamen Stiefeln, zog den Eindruck einer militärischen Uniform nach sich. Tief einatmend versuchte ich mehr zu erkennen. Er trug eine Maschinenpistole in der Hand, der Finger am Abzug. Das konnte ich genau erkennen. Es war eigentlich der Moment in dieser schwierigen Zeit, in der ich einfach alles perfekt erkennen konnte, als wäre ich neu geboren. Die Schmerzen waren verschwunden, als hätte mir Gott seine schützende Hand auferlegt und ich könnte von neuem erblühen. Ich fühlte mich gut, besser denn je.
Ich stand auf. Erstmals griff ich mir mit der rechten Hand an meine Stirn. Das Blut klebte sofort an meiner Hand. Die komplette rechte Gesichtshälfte war blutüberströmt. Mein rechtes Auge war stark in Mitleidenschaft gezogen worden, nur blinzelnd konnte ich den Weg damit erahnen. In den Augenwinkeln erkannte ich die Gesichter der Menschen, die sich kreisförmig um mich und den merkwürdigen Mann mit dem Maschinengewehr eingefunden hatten. Sie waren blass und angsterfüllt, als fürchten sie ein schlimmes Unheil einkehren. Ihre Augen drückten die Sorge aus, die ich zu spüren vermochte. Ein Kribbeln lag auf meinen Händen.
Langsam ging ich auf den unbekannten Mann mit dem Maschinengewehr zu. Er schrie in die Menge hinein. Er sprach irgend etwas auf libanesisch. Ich denke, niemand konnte ihn verstehen und aus Angst vor seinem Maschinengewehr und dem Toten, der inmitten der Menschentraube auf dem heißen Asphalt lag, blieben sie starr stehen und warteten ab, was geschehen würde. Mit Sicherheit wagte es niemand, den Ort zu verlassen, da sie sich einfach davor fürchteten, dass es weitere Opfer gab.
Ich ging ungebrochen meines festen Stolzes auf ihn zu. Auf einmal drehte er sich mir erschrocken zu und hielt mir sein Gewehr ins Gesicht. Er schrie irgendwas in seiner Sprache, dass ich nicht verstehen konnte. Ich schüttelte vorsichtig den Kopf. Auch wenn ich dem Tod direkt ins Auge blickte, so spürte ich einfach keine Angst. Phlegmatisch hob ich meinen rechten Arm und ehe ich mich versehen konnte, schoss er mehrere Male auf mich. Erschüttert trat ich einen Schritt zurück, doch als mir klar wurde, dass mir nichts geschehen war, packte ich sein Maschinengewehr und knallte es auf den Boden. Seine weit aufgerissenen Augen bestätigten mir seine unglaubliche Furcht, die er mir entgegenstreckte. Er hatte auf mich geschossen. Ich musste eigentlich tot sein und ehe ich das zu verstehen vermochte, drehte ich mich wieder um und ging.
Der unbekannte Mann stürmte in die Menschentraube, die ihn sogleich überwältigte. Sie nahmen ihn gefangen. Ich dagegen ging meinen Weg und sah dort einen Menschen auf dem Boden liegen, der mir sehr ähnelte. Das war ich.
„Zu viele Geheimnisse“, sprach eine tiefe Stimme aus der Menschentraube. Ich sah die Stimme, aber die Person nicht. Ich versuchte ihr zu folgen und irgendwann verschwand ich in dieser Menschentraube.
 

flammarion

Foren-Redakteur
Teammitglied
hallo, costner,

ich habe die geschichte gleich 2mal gelesen und außer einem leichten grusel nichts erlebt. eigentlich 2 grusel, einen vom inhalt und einen von den fehlern. das thema ist recht interessant und du kannst auch gut erzählen, aber was meinst du mit der geschichte? fragend guckt
 

Costner

Mitglied
?

Also, so wie du es schreibst, muss ja im jedem Wort ein Fehler stecken, was nun wahrlich nicht stimmt. Eine Geschichte muss nicht fehlerfrei sein, um verstanden zu werden. Jeder muss sich über die Geschichte eben seine eigenen Gedanken machen, wer zu faul ist, sondern nur lesen möchte um des lesens Willen, tja, dafür kann ich nichts.
Nichts für ungut!
 

Marc Mx

Mitglied
Eindeutig zu viele Geheimnnisse!

Auf der LL fehlt eine Rubrik für Experimentelles. Da müßte dieser Text dann rein. Vorallem wegen diesem total verworenem Anfang.

Dies kann ich nie und nimmer als Kurzgeschichte anerkennen. Besonders der Anfang schockt mich wegen den ?%$§#+%-Formulierungen!

"Eher Mitleid und Trauer zeichneten sich an meinem leblosen Körper ab..." --> Das klingt beinahe so, als hätte ein 12jähriger seine ersten Textversuche gemacht!

Vermutlich hast Du den Text online hiereingeschrieben! Ohne ein bißchen nachzudenken.

Ich habe in der Vergangenheit weiß Gott viel besseres von Dir gelesen.

Manoman...
 

Costner

Mitglied
kritiker

solche kritiker sind es, die darauf aus sind, lediglich in einen text reinzusehen -weil sie sehen wollen- dass da fehler drin sind. doch anstatt den sinn und die aussage eines solchen textes zu lesen und zu verstehen, dass scheint bei euch in weiter ferne zu liegen. ist mir auch egal. wenn ihr euch nur mit texten befaßt, weil ihr die fehler daran herausfiltern wollt, ist das euer problem.
manchmal sind der inhalt und das verständnis eines geschriebenen textes viel mehr wert als aussagen darüber, wo das komma falsch gesetzt wurde.

zu diesem thema äußere ich mich jetzt auch nicht mehr.
 

Deminien

Mitglied
Hallo Costner,


Grundsäzlich gefällt mir Deine Geschichte. Ein sterbender, der hinübergeht (wohin auch immer). Am Ende eine kurze Art Manifestation, den Leuten unbeabsichtigt einen gehörigen Schrecken eingejagt und dann das endgültge Verschwinden.
Allerdings ist das Sterben viel zu detailreich dargestellt. Da dem Leser schnell klar wird, daß dort eine verletzte Person liegt wird das schnell "langweilig" und der ein oder andere wird wohl nicht die Geduld haben, bis zum Schluß zu lesen.
 



 
Oben Unten