zukunftsfragen

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Perry

Mitglied
Hallo Karl,

ich habe sie schon gesehen, die ersten Nebelschleier wie sie aus den Wiesen aufgestiegen sind. Sehr schöne Herbstbildmomente hast du hier eingefangen und was sich das alte Paar fragt, kann ja jeder für sich selbst beantworten (lächel).
LG
Manfred
 
Lieber Karl,
du hast ein sehr schönes Herbstbild gezeichnet, Es gefällt mir.
Die letzte Zeile verstehe ich nicht so ganz.Müsste es nicht heißen ''flüster[blue]nd[/blue]''?

Viele Grüße
Marie-Luise
 
der teich hat windstill den spätsommerhimmel aufgebahrt
enten stimmen schnarrend leise trauergesänge an
jagend stören schwalben die tänze der mücken
auf ersten laublosen ästen hocken krähen und warten
flügel schlagend auf die weißen schleier der nebelzeit

auf der parkbank fragt sich flüsternd ein altes paar
 
G

gitano

Gast
Hallo Karl!
...die Stimmung kommt sehr schön rüber!
Mir gefällt neben dem aufgebahrten Himmel auch der gestörte Mückentanz.

Liebe Grüße
gitano
 

Thylda

Mitglied
Lieber Karl

Dem ersten Anschein nach ein Herbstgedicht im jahreszeitlichen Sinne.
Beim näheren Hinsehen kommt es mir mehr wie eine Lebensbetrachtung vor:
Der Teich (das Leben der beiden) ist windstill (ohne größeren Aufregungen) im Spätsommer (gerade eben Rentenalter, ohne schon richtig alt zu sein)
Enten (könnten Verwandte oder Freunde sein, jedenfalls welche, die noch auf dem Teich, also voll im Leben sind) stimmen Trauergesänge an (realisieren, daß das Paar jetzt alt wird)
Die Schwalben (kommen im Frühling des Lebens, bleiben den Sommer und ziehen am Ende des Lebenssommers ihre eigenen Wege = Kinder) fangen Mücken (strengen sich an, sich selbst zu versorgen)
Die ersten laublosen Äste (erste Zipperlein) beherbergen Krähen (erinnern an die eigene Endlichkeit)
der weiße Schleier der Nebelzeit (die irgendwann bevorstehende Altersschrulligkeit, vielleicht Furcht vor Demenz)

Und schließlich das alte Paar das sich flüsternd (kann man es wagen?) nach der Zukunft fragt (wie genießen wir unsere alten Tage, bevor die Zwielichtzeit kommt, in der entweder der Geist oder der Körper aufgibt und das Ende einläutet)

Liege ich halbwegs richtig, oder bin ich davon galoppiert?
Eine schöne Mischung zwischen goldener Zeit und Vergänglichkeitswehmut, ohne kitschig zu sein. Auch ein wenig beklemmend. Schnörkellose, einfühlsam schwebende Sprache. Ein Gedicht zum heraus kopieren ;)

Liebe Grüße
Thylda
 
Liebe Thylda,
du liegst vollkommen richtig. Es geht um die Jahreszeit und um die Lebenszeit.
Danke für deinen sehr einfühlsamen Kommentar.
Herzliche Grüße
Karl
 



 
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