Lieber Samuel, das ist auch nach meiner Ansicht die richtige Sicht auf Bush II. Natürlich ist Saddam nicht hingerichtet worden, weil er 149 Kurden getötet hat, sondern er ist hingerichtet worden, weil er den USA unbotmäßig geworden war, dann erklärte, dass das irakische Öl den Irakern gehört, und schließlich sogar so etwas wie ein Symbol für den irakischen und im weitesten Sinne islamischen Nationalismus wurde. Und das Urteil hat Bush II gesprochen. Von daher bin ich mit dem ersten Vers völlig einverstanden.
Nun aber kommt die Metapher mit der Katze. Das würde aber heißen, dass Bush gar nicht anders konnte, dass er sozusagen seinem Instinkt zum Überleben nachgab. Und dies ist auch die Behauptung, die in den USA verbreitet wird: Die USA mussten sich verteidigen. Nun ist Bush II aber auch keine Katze, sondern wird zur menschlichen Art gezählt, die nicht Instinkten nachgibt, sondern ein entwickeltes Gehirn hat. Meiner Ansicht nach hinkt dieser Vergleich eben auf mehrere Weise sehr. Der Vergleich mit dem Hai oder der Krake oder sonst ein Monster liegt da näher.
Aber es gibt noch einen Punkt: Das politische Gedicht soll einerseits schnell reagieren. Und trotzdem begibt man sich in die Gefahr, zu aktuell zu werden. Denn schnell ändern sich die Sichten, je nachdem, welcher Sicht der Autor zuneigt, welche Tatsachen außerdem ans Licht kommen usw. Es ist immer besser, schon aus diesem pragmatischen Grund, eine gewisse Zeit vergehen zu lassen, dann lässt sich ein Ereignis besser einordnen und das Gedicht gewinnt an Tiefe. Und Tiefe hat dieses Gedicht eben meiner Ansicht nach leider nicht. Es kommt aus reiner Empörung und reinem Herzen, aber das reicht wohl für ein Gedicht noch nicht aus.
Gruß
Hanna