zuschaun

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Pheedor

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Solch ein Straßencafé ist ein bestens geeignetes Observatorium, nur etwas niedriger, etwa so wie ein Unterstand. Man sitzt da, löffelt sein Eis, oder schlürft sein Getränk und beobachtet die Leute, die vorbeigehen, und dies mitunter stundenlang, ohne Langeweile zu verspüren, ohne zu fragen, warum man es tut. Man könnte doch statt dessen auf dem Boden des mittlerweile leeren Eisbechers nach dem Sinn des Lebens schauen, oder aus dem groben Muster Plastiktischdecke die Zukunft vorhersagen, oder an den gegenüberliegenden Hausmauern deren Alter und Erbauer ablesen, oder an den besetzten Sitzplätzen der Eisdiele deren Umsatz ermitteln, aber nichts dergleichen, man beobachtet unentwegt die vorbeigehenden Leute, wenn überhaupt aus einem Grund mit Sinn, dann womöglich des Vergleiches wegen, daß man besser als sie ausschaut, obgleich dieser Vergleich der Überzeugung halber überflüssig ist, daß man so wie so am Besten ausschaut.

Manchmal entsteht bei der Glotzerei so gar ein Blickkontakt, ein Schmunzeln, exakt, zwei dergleichen, zwei zum Gruß gehobene Hände, und dann wird man von der Seite in die Hüfte getippt, „kennst du die?“

Aber das ist dann eine andere Geschichte.

(>ganz lautlos ist dieser lärm<, wmv2007)
 



 
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