zweifelnde Ode

Lange hatte er gesucht und endlich gefunden,
das Fragment in seinem Kopf, daß bei jeder Gesellschaft des Genusses
wieder hervorkam aus den Tiefen des Gehirns: Hervorgezerrt, aus dem dunklen
Kerker des Vergessens.
Das einzige was ihm geblieben von der jugendlichen Lektüre des Gekreuzigten
und da stand es vor ihm:

\"Ein wenig Gift ab und zu: das macht angenehme Träume. Und viel Gift zuletzt,
zu einem angenehmen Sterben.\"

Enttäuscht, ermattet, gleich einer erfüllten Liebe Schmach,
zog sein Geist sich zurück.

Was hatte Er erwartet? Mehr Wortgewalt?

Hallo gorn,

willkommen auf der Leselupe!
Ich habe Deinen Text aus Poesie hierher verschoben, weil er ein Prosatext ist.

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Ein Verständnisproblem habe ich:
"Enttäuscht, ermattet, gleich einer erfüllten Liebe Schmach,
zog sein Geist sich zurück."
Wessen Geist? SEIN Geist? Dann müsste es "Sein Geist" heißen.
Wenn es der Geist des Protagonisten ist, verstehe ich den Sinn des Satzes nicht.

Und diesen Satz: "Das [red]E[/red]inzige was ihm geblieben [red]war[/red] von der jugendlichen Lektüre des Gekreuzigten PUNKT
[red]U[/red]nd da stand es vor ihm:"
würde ich so verändern.

Tja, und die Frage, was ER denn (anderes) erwartet hätte, kann wohl ER selbst auch nur beantworten... ;-)

Schön, die Pointe!

Viele Grüße,

Kritik von Zeder

Hallo Zeder,

erstmal danke für das Lob meiner Pointe.

Zum Rest der Kritik:

das "war" fehlt natürlich absichtlich: ich finde es verleiht dem Satz mehr Pathos. Es soll ja kein reiner Prosa-Text sein.

Auch der Punkt fehlt absichtlich:
Der Satz soll lange sein um direkt ohne Zäsur auf das Nietzsche-Zitat zu stürzen. Der Leser soll eben nicht inne halten und sagen: Aha - jetzt kommt's! Der Satz soll sich genau wie die Suche ziehen.

Und was das sein vs Sein angeht: ich sehe nicht, wesen Geist es sonst sein sollte..... Muß man das sein hier wirklich groß schreiben?