An den Herbst

5,00 Stern(e) 1 Stimme
An den Herbst


Ich habe dich zu fragen Herbst
wie oft vererbst
du noch ein welkes Treiben
dass viele traurig bleiben
nicht mehr vergnüglich sind
verstummt von neuem stummer sind
als vorher all die Tage
mal mit mal ohne Plage

Ich seh nur müdes Bücken
von Menschen mit versteiften Rücken
zu dir gelebt
mit dir gelebt
seh ich sie schämend sich verdrücken
der Windeln wegen und Gedächtnislücken

Ich sag dir hau jetzt endlich ab
ich dann im Leben hab
das Heitere zu denken
den meinen und mir selbst zu schenken
der Zukunft Freude und
auch mal ne Extrawurst dem Hund

Bleib hier du Arsch
verzeih mir ich war barsch
in Ton und Geste
naja der Beste
im Jahr vielleicht bist du
gleichwohl und nahezu
beständig oft im Leben
da liegst du voll daneben

Und kannst du aber anders noch
dann stifte zum Beweise doch
den Blättern Gutes wenn sie fliegen
den Menschen Mut wenn sie in Zimmern liegen

Die einen lasse bunt und leis zum Morgen ziehen
die andern bunt und laut aus ihren Betten fliehen
 
Ich danke Dir, Claudia.

Du sprichst den Rhythmus an - ja, der war mir wichtig in seiner Taktung, die variabel ist, wie die unterschiedlichen Windmomente des Herbstes.
Ein Reimgedicht mal deutlich anders als sonst, wie erzählt ...


Kristian
 

fee_reloaded

Mitglied
Gerne, Kristian!

Die Herbstblätter tanzen nur so in deinen Zeilen und inhaltlich malst du dem Herbst ein Portrait, fast, als wäre es wie bei Arcimboldo aus bunten Blättern in allen Stadien der Verrrottung und des Alterns liebevoll zusammengestellt. Und ich mag das warme Strahlen, das zwischen den Zeilen wohnt und sie durchdringt.

Claudia
 
Nach nicht einmal zehn Tagen fault dieses doppelte Herbstgedicht bereits im Lupenkeller. Doppelt? Wer lesen kann, wird die zwei Sprach/Inhaltsebenen des Herbstes erkannt haben: Die der Natur und die des alternden Menschen! Eine solche Verquickung, zumal im Ton moderner Lyrik, kenne ich gar nicht. Ein echtes Angebot, wie ich finde. Es aber einfach vergammeln zu lassen ... respektlos! Ich ärgere mich grün und blau, dieses Gedicht hier eingestellt zu haben!
 



 
Oben Unten