Hallo Franklyn Francis,
schöne Klassik.
Endlich mal wieder ein Bruch in der Leselupe.
Zum Text:
Der Anfang gefällt mir, rund unaufdringlich geschrieben stimmt er den Leser ein.
Im Mittelteil sackt der Text ein, du beginnst dich irgendwie zu verzetteln. Auch bei der ‚erlebten Rede‘ macht es Sinn, Handlungen zu beschreiben, als diese zusammenzufassen. Du sollest den Leser mitnehmen, zeigen wo es lang geht, auch wenn dieses ein paar Zeilen mehr benötigt. Bringe ein wenig Witz hinein, vielleicht als er einkauft. Dabei brauchst du nicht einmal wörtliche Rede.
Der Schluss ist ansprechend erzählt. Klar, die Form, in der du schreibst, ist eben perfekt für einen Rückblick. Nur eins, wenn ‚sie‘ seine Tochter ist, kannst du das ruhig schreiben, der Text ist dann, verständlicher zu lesen.
Pieter van Houten bummelte den Bürgersteig hinauf,
immer mehr (Kannst darauf verzichten und wenn, dann würde ich ‚weiter‘ bevorzugen.) dem rotbraunen Koloss aus Beton, Stahl und Marmor entgegen, der ihn nahezu
aufsaugte anzog (Denn da ist er noch nicht.). Er spürte, dass dort oben auf dem Hügel etwas auf ihn wartete.
Vor der hohen
(Vielleicht kannst du ‚hohen‘ genauer beschreiben) Treppe am Haupteingang des mehrgeschossigen Gebäudes blieb er stehen, wedelte sich mit dem Hut frische Luft zu und wischte den Schweiß von der Stirn.
Der Himmel war wolkenlos; Musik lag in der Luft. Besucher strömten die Stufen empor, nahmen Flyer entgegen und drängelten sich durch die Glastüren ins Innere, wo in dem ihnen Luftballons in die Hände gedrückt wurden.
Es gefällt mir. Allerdings könntest du, um es plastischer zu gestalten, den Leser mehr mitzunehmen, auf Pieters Schulter springen.
Er schaute zum wolkenlosen Himmel, genoss die Musik, die in der Luft lag. Besucher strömten die Stufen empor, nahmen Flyer entgegen, drängelten sich durch die Glastüren ins Innere, in den ihnen Angestellte (Damit hast du ein Subjekt) Luftballons in die Hände drückten (Und du benötigst kein Passiv. ) .
Frauen mit Kinderwagen, Rollstuhlfahrer und Ältere mit Gehhilfen erreichten den Eingang über eine seitlich gelegene, gepflasterte Rampe, ähnlich einer Autoauffahrt.
Benötigst du diesen Satz, spielt die Rampe später eine Rolle? Wenn, dann stellen sich mir mehrere Fragen: aus welcher Sicht ist er geschrieben, wie erreichen Männer mit Kinderwagen und Frauen ohne Kinderwagen den Eingang? Bin ich blöd! Klar! Männer zerren ihre Wagen, weil sie zu blöd sind, die Rampe zu benutzen, über die Stufen, nehmen dabei alle Frauen, die noch nicht, den von der Natur ihnen zugewiesenen Auftrag wahrgenommen und Kinder geboren haben, auf ihre Schultern. Halt, wieder nicht ganz korrekt. Die Jungen mit Gehhilfe nehmen sie gleichfalls mit. Was so ein Satz alles aussagt. Mal ehrlich, ich halte nicht von dieser ‚Politische Korrektheit‘. Ein Protagonist darf sich ruhig ein ‚Zigeunerschnitzel‘ bestellen oder in einen ‚Mohrenkopf‘ beißen, denn seine Einstellung erklärt sich meist durch den Kontext der Geschichte. Allerdings können – nebenbei, wo wir beim Konjunktiv sind, die Personen ‚können‘ ‚müssen‘ nicht die Rampe benutzen – Sätze Menschen ausgrenzen, obwohl wir es gut meinen. Dabei denke ich immer an die Sonntagsreden, wenn mal wieder ein durchgeknallter Facho der Ansicht war, er wäre ein Held, weil er einen Kippatragenden ein Messer in den Rücken rammt. Dann hört man es wieder: „Wir Deutschen müssen unseren jüdischen Mitbürgern zur Seite stehen“ und gar nicht mitbekommen, dass sie diesen Fachos Wasser auf die Mühle gießen. Egal, wie man zu Staatsbürgerschaften steht. Die jüdischen Mitbürger sind Deutsche, Deutsche mit jüdischen Glauben und sicher ganz genauso religiös, wie alle anderen, die sich einen Glauben zugestehen. Das nur am Rande.
Am Rande der imposanten Treppe standen Leute und fotografierten die bunt geschmückte Front oder waren einfach nur
(schlichtweg) schaulustig ob dieses
(‚ob diese‘ ???) neueröffneten Fünf-Sterne-Einkauftempels am Niederrhein, von dessen Eröffnung Pieter in der Gelderlander erfahren hatte.
Es gefällt mir trotzdem.
Einst thronte das Theater auf diesem Hügel.
Achtung! Hier fehlt etwas. Die vorigen Sätze suggerieren, dass Pieter den Tempel ablehnt, das Theater bevorzugt. Zum Beispiel: ‚ER ballte eine Faust‘ oder dergleichen.
Das verdammte Theater, das Pieter mehrmals mit seiner Frau besucht hatte. In dem sie einen Infarkt bekam – während des zweiten Aufzugs von Lohengrin. Er wusste, seine Frau konnte er nicht wieder lebendig machen, aber seine Tochter
(Bitte, er will seine Tochter … ist er Frankenstein?. Und dieser Tag stand kurz bevor.
Das ehemalige Schauspielhaus war dem riesigen, mit Marmor umhüllten Komplex gewichen; alte
(Alte? Meinst nicht eher ‚alle‘?) Nachbargeschäfte waren in
(Wirklich in ihm, nicht mit ihm?) ihm verschmolzen.
Die einst viel befahrene Straße wirkte verschmälert, breit genug für Omnibusse, die den Hang hinaufkeuchten
(Ist der Berg derart hoch oder die Busse derart alt? Rainer Zufall, du als Fachmann.). Eine neue
(Hatte das Theater eine Tiefgarage, wenn ja, dann war es wohl nicht sehr alt.) Tiefgarage unter dem Komplex war von der hinterliegenden
(Komisches Wort, eher Umgangsdeutsch 'dahinterliegenden'. ‚Von der Hauptstraße, die hinter dem Komplex vorbeiführte‘.) Hauptstraße zu erreichen. Rotweiße Klapp-Pfosten versperrten die Zufahrt zur Fußgängerzone
(Für wen?).
…, Sitzbänken und
neu gepflanzten Setzlingen Blumenbeeten gewichen.
Pieter ging ein paar Schritte zurück, griff nach seinem Smartphone und schoss Fotos. Jedes Detail zählte.
Ein paar Mal trottete er um das Einkaufscenter herum, warf neugierige Blicke in die Seitenstraßen und probierte
(Probierte sie aus?) sämtliche Nebeneingänge aus. Je nachdem, auf welcher Höhe des Hangs er ins Gebäude eintrat, fand er sich in einer der drei Etagen wieder – zwischen Boutiquen, Cafés, Restaurants und Juwelieren, wo es nach Leder roch, nach Kaffeebohnen und Steaks, wo es funkelte und glitzerte.
Wie, was, wo? Bahnhof? Hier kommst du, glaube ich, mit der ‚erlebten Rede‘ nicht weiter. ‘Show, don’t tell‘, wie es SiberneDelfine bestimmt sagen würde.
Während seines Rundgangs hielt er Ausschau nach Kameras
oder und Türen, die zu Verwaltungsräumen führten. An kleinen
(Gab es auch große) Bühnen gesellte er sich zu anderen Besuchern, die eine Modenschau begafften oder eifrig den Auftritt eines Nachwuchssängers beklatschten. Immer wieder stellte er sich an den Rand und fotografierte aus verschiedenen Positionen. Ganz so, als müsste er – wie andere erstaunte Besucher auch – die Attraktionen oder Architektur unbedingt festhalten.
Dito wie oben ‘Show, don’t tell‘
Er kaufte Kleidung in einer Damenboutique („Für meine Tochter.“) und eine BluRay in einem Elektronikladen („Für meinen Sohn.“), machte Halt an einer Waffelbude, setzte sich auf eine der Ledercouches, die in den Gängen platziert waren und biss von der Waffel ab.
Was soll da mit der Klammer? Hießen die Läden so? ‘Show, don’t tell‘
Während er den Leuten hinterherschaute, wischte er mit dem Fuß ein paarmal über den Fliesenboden
, als wollte er einen neu besohlten Schuh ausprobieren (Aus Fremdsinn würde es Sinn ergeben). Den Rest der Waffel warf er weg,
kritzelte etwas in sein Notizbüchlein und stand auf zückte sein Notizbuch, notierte die wesentlichen Punkte. (Erzählersicht.).
Vorbei an
den Spielgeräten, auf denen Kinder herumtollten, vorbei
am an einem (Es sei denn, du hättest den vorher definiert.) plätschernden Springbrunnen, …
Er stellte
die seine Einkaufstaschen neben
sich ab, zog den Fedora etwas tiefer in die Stirn, war trotz der Handschuhe
(Es wäre vom Vorteil diese vorab zu erwähnen.) darauf bedacht, nichts zu berühren.
…, bevor er wieder
ins zum Schaufenster sah.
Und ganz ganz zu schweigen von dem, was innen in den Vitrinen auf ihn wartete.
Bedächtig schritt
(Bedächtig schreiten, tut dem Not? ) er zur Seite. Sein Blick blieb an einem mit warmem Licht
(Warmes Licht? Ist es eine Infrarotlampe?) angestrahlten Glaskästchen haften, …
..., als sie bei dem kleinen Juwelier
(Heißt es nicht in den kleinen Juwelier eingedrungen? Zumindest wenn er auf Männer … na ja. eingestiegen waren. Er hatte Schmuck aus den Vitrinen in die Taschen geschoben, während Luschinski noch dabei war,
das dicke Eisen des den Tresors
zu durchbohren aufzubohren, als
plötzlich die Polizei eintraf
(‚eintraf‘, ist ja ein höflicher Einbrecher. ). Die verflixte Warnanlage, die geräuschlos und ohne zu blinken
KOMMA Alarm
meldete geschlagen / gemeldet hatte..
Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch hatte er
damals einwilligen müssen willigte er ein,
denn er fand er
doch in dieser Nacht keinen Ersatz. Luschinski
musste sollte die Alarmanlage ausschalten, den Tresor knacken und er selbst den Schmuck einsammeln. Da brauchten sie auf jeden Fall
noch (Reicht nicht einer im Wagen?) jemanden im Auto.
Sie wusste über den Bruch Bescheid, hatte das Telefonat belauscht, konnte aber unmöglich wissen, dass sie ihm einige Tage zuvor
damit gedroht hatten, sie umzubringen, wenn er nicht spätestens in jener Nacht lieferte.
Luschinski und er sammelten sie am Bahnhof ein. Sie setzte sich hinters Steuer
, es Es herrschte Schweigen während der Fahrt. Besser so. Er war überrascht, wie locker sie mit allem umging.
Bis heute hatte er noch den Schall der Schüsse in den Ohren der Schall, der Schüsse, die in jener sternenklaren Nacht über die Straße peitschten
, hallten weiterhin in seinem Ohr nach, als wäre keine Sekunde seitdem vergangen..
Und vor Vor allem quälte ihn der Anblick des Blutes. Blut. Überall Blut. Den Wagen gab er Luschinski mit, damit er alle Spuren beseitigte
konnte ‚oder‘, um alle Spuren zu beseitigen..
Nach der Sache in Venlo würde Luschinski von seiner neuen Idee wenig begeistert sein. Aber er benötigte
ein letztes Mal seine Hilfe
ein letztes Mal. Er musste ihn überzeugen. Ihn an die guten, alten Zeiten erinnern. Ihm einen höheren Anteil versprechen. Ihn irgendwie für sich gewinnen.
Luschinski war ein menschgewordener [b polnischer][/b]Bracke. Ausdauernd, immer auf der Jagd, einer, der nur die Fährte aufnehmen musste. Nur, dass sein Eigenwille nicht so ausgeprägt war wie bei dem kräftigen und fleischigen Hund.
Pieter hatte sich schon seine Worte zurechtgelegt. Die Fotos und Skizzen würde er
ihm zeigen und etwas von Lohengrin, von Burgen und Rittern erzählen. Nur so viel, wie nötig war.
Über seinen Plan, ähnlich wie bei Lohengrin,
wo in dem der Protagonistin im Traum ein Ritter erschien, der sie beschützte und verteidigte, würde er schweigen. Das würde
(Ist ja alles okay, aber mir langsam zufiel ‚würde‘. Immer schön ‚aktiv‘ bleiben.) Luschinski nicht verstehen.
Schlagartig wurde er aus seinen Gedanken gerissen, als er eine
laute Stimme hinter sich hörte. Im Schaufenster spiegelte sich eine
dunkle Gestalt. Vorsichtig warf er einen Blick über die Schulter. Ein Wachmann schlenderte
, dabei in ein Walkie Talkie blökend, über den Gang
, in ein Walkie Talkie blökend , abwechselnd nach links und rechts schauend.
Unwillkürlich schritt Pieter zurück. Er wartete einen Moment und wandte sich endgültig vom Schaufenster ab
nicht ohne vorher nochmal über die Stoffblüte an seinem Hutband gestrichen zu haben.
Liebe Grüße
Ahorn