brief an meine tochter

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S

samuel

Gast
es ist eine andere reise, liebe nora

wie als mädchen du hüpftest in meiner wohnung,
fast wie ein lamm,
war ich bei dir.

wie du mich liebtest!
wie schön dein ernst war!
wie schön dein lachen …noch ist!
wie du mir vertrautest!

aber wohin bist du jetzt?
heppendorf-elsdorf oder zieverich-bergheim,
wo bist du?

deine gedanken sind hart geworden…
steinerne visionen
steinerner zukunft…

so muss es alles so sein…

und die liebe?

ich habe fast niemanden als dich,
aber wir haben andere reisen.
 

Pola Lilith

Mitglied
wir gehen andere reisen

Die Sprache etwas holperig, verschachtelt, flieht teilweise irgendwo hin - ich mußte es dreimal lesen. Aber schon beim ersten Mal hat es mich berührt - dieses traurige Abschiednehmen. Und dazu paßt nun doch die Sprache, die hier wohl, scheint es, in's Exil gegangen ist.

Gruß, Pola

http://www.pola-lilith.de
 

Ralf Langer

Mitglied
Lachen

Hallo samuel,
ich habe ein kleines Problem
mit einer Aussage des lyrich
" Wie schön dein Lachen... noch ist"

So wie ich es lese kann lyrich das gar nicht wissen!?
Oder
"wir haben andere Reisen"
Lyrich kann es nur hoffen oder in seiner Erinnerung
wieder lebendig machen.

Ansonsten: starker Text
über das Leben mit Verlusten
ralf
 
S

samuel

Gast
Entfremdung in der Begegnung

Hallo, Ralf!

Ich verstehe meinen Text anders bzw. er ist anders gemeint: Die Entfremdung findet in der Begegnung statt, nicht in Abwesenheit; "andere reisen" ist nicht unbedingt, eigentlich gar nicht, örtlich zu verstehen.

LG, samuel
 
S

samuel

Gast
Hallo, Pola!

Noch eine Nachbemerkung: Nein, die Sprache ist nicht ins Exil gegangen - sie tastet nur herum, um treffende Worte zu finden - und findet sie dann, spätestens in den letzten zwei Versen.

LG, samuel
 

Ralf Langer

Mitglied
Hallo samuel,
habe noch mal intensiv drüber nachgedacht.


mir gefällt die idee
"wir haben andere reisen"
aber ich bekomme mit dem wort reisen nicht
die kurve zu dem was du mir schriebst,was es
aussagen solle.
trotzdem gefällt mir der satz
und ich blende, wenn ich darf, sozusagen
das " NOCH IST" aus
und bin dann sehr "glücklich"
damit
lg
ralf
 
S

samuel

Gast
Danke, Ralf, dafür, wie hartnäckig Du Dich mit meinem Text beschäftigt hast! (Und danke auch für die gute Bewertung!)

Das Entscheidende an der Aussage ist: Die Entfremdung/Ferne ist da, obwohl weiterhin Begegnung stattfindet. "Reise" ist nicht einfach als örtliche Bewegung zu verstehen, sondern in erster Linie als geistig-spirituelle; die Ortsangaben beziehen sich nicht in erster Linie auf eine örtliche Entfernung, sondern mehr darauf, wie der Lebensmittelpunkt der Tochter sich verändert hat - und damit ihr Denken, ihre Haltung zum Leben - und zum Lyrich (Na ja, in diesem Fall bin das ich.).

Liebe Grüße, samuel
 



 
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