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Ji Rina

Mitglied
Ist das nichte etwas besonderes?
Wie schön, solch positive Worte um 25 Jahre zu beschreiben.
Man hört es so selten...
Unbemerkt hast du mir ein Loch in den Schädel gebohrt
und mein Ich-Ich-Ich aus dem Kleinhirn gezogen
Anschließend meine Beatles Love-Love-Love Scheibe
klein gehäckselt und beides in den Mixer gegeben
Noch eine Überdosis Du-Du-Du hinein und ab dafür
---Höchste Umdrehungszahl---
Sehr gern gelesen...
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Konfetti
Und ganz eigene JahresZeiten
Im Kopf
Ausrufezeichen. Und Un-
Möglichkeiten
Unzählige Türen
Mit unzähligen Schlössern
Zu denen ein Schlüssel passt
Und keiner
Ein Gesicht
In dem tausende Leben leben
Und keines
Ein Fragezeichen
Das alles betrifft
Und Nichts
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Du!
Es gibt Dinge, die machste nur einmal.
Also ich jetzt.
Grad in Hamburg gewesen.
Und da sollte man schon auf Kleiderordnung achten.
Moins mit meinen Leuten so am rumlaufen.
Ich mitten in einer Ottitüde.
Unwissentlich anfänglich.
Aber ich hätte es wissen müssen.
Man, besser gesagt Ich,
läuft in Hamburg nicht mit so einem T-Shirt rum.
Zerwar stimmt die innere Einstellung, also meine Ottitüde,
aber die sieht ja keiner.
Also, ich mit meinen Leuten so am gehen und gucken.
Immer wieder auch mit S bzw. U-Bahn unterwegs.
Und an den Eingängen war’s.
Da haben mich die Punker als so angeguckt.
Feindselig, verwundert, belustigt.
Ich so am zurückgucken.
Von wegen: Was issen?
Mit dem einen Punk am Berliner Tor hab ich dann ein Wettgucken veranstaltet.
Der so: Was geht?
Ich so: Wasn?
Bis der dann auf mein T-Shirt gezeigt hat.
Der so mienig: Gehts noch?
Ich so: Wasn?
Der dann den Kopf geschüttelt und weg.
Ich mir den ganzen Tag nen Kopp gemacht.
Von wegen: Wasn hier los?
Abends vorm Spiegel dann die Erkenntnis.
Ich so am reingucke und am verstehen.
Sex Pistols T-Shirt an und kein einziges grünes Haar aufn Kopp.
Nix, aber auch gar nix punkisches an dem Kerl.
In manchen Situationen hilft die innere Ottitüde nix ohne äußere Beweise.
Ich merk mir das für die Zukunft hier in Delgem.
Ab heute nur noch T-Shirts mit amerikanischen Universitäten-Aufdruck.
Da brauchste draußen nur noch ein intelligentes Gesicht machen.
Fertig!
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Auf dem Schild des Zahnarztes,
am Haus neben der Trauerweide,
steht: Paradontose Behandlungen.
Davor ein kleiner, buckliger Kerl.
Entweder ist es die Weide,
die seinen Blick trübt,
oder er kommt oben vom Berg.
Dort steht die Klinik für Psychiatrie.
Mein Name ist Annata, sagt er.
Meint er mich oder die Weide?
Ich vertrete die reine Lehre der vielschichtigen Eindeutigkeit,
bin der Meister des Jeins.
Auf mich kannst du dich verlassen,
wenn du verlassen sein willst.
Sein T-Shirt zeigt ein Portrait Pessoas, darunter die Worte:
Das Vollkommene ist unmenschlich,
denn das Menschliche ist unvollkommen.
Er lächelt zahnlos vor sich hin.
Ein Taxi hält.
Der kleine bucklige Mann steigt ein.
Der Fahrer scheint nach dem Fahrziel zu fragen
und der Finger des Mannes zeigt nach oben.
Ob er den Himmel, den Berg oder die Weide meint...

...wer weiß?
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Am Rand der Wüste stand ein Baum. Nicht weit von ihm entfernt wuchs ein Kaktus. Ringsherum war nichts weiter. Sand, die ersten Ausläufer der Savanne, ein paar Grasbüschel hier und da. Doch das einzig Herausragende weit und breit waren der Baum und sein Nachbar, der Kaktus. Beide waren von höchst eigener, natürlich einmaliger Natur, was sich die Beiden stets wissen ließen.
„Welch eine Strafe. Umgeben von solch einem grünen stacheligen Nichts. Und das mir, dieser einmalig schönen Laune der Natur.“
„Womit hab ich das nur verdient. Nicht nur, dass dieses vielarmige Ding meine Augen beleidigt, nein, ich muss mir auch noch sein blödsinniges Geschwafel anhören.“
„Ein Strich in der Landschaft, mit einem Strichchen links und einem rechts. Wahrscheinlich muss er die Striche nach oben halten, damit er sich nicht selbst piekt. Was für ein Witz.“
„Ein Ding, dass von Zeit zu Zeit einen Teil seiner selbst verliert und dann da steht, als wäre er mir nichts dir nichts gestorben. Was ein Anblick, igitt.“
Man könnte dem Gespräch der Beiden nun noch eine ganze Ewigkeit folgen, muss es aber nicht. Denn es kommt immer das Gleiche dabei heraus: Nichts.
Sie waren keine Freunde, und würden es wohl auch niemals werden. Doch eines Tages geschah es. Zwischen den Beiden, genau in der Mitte, erschien auf einmal ein kleines grünes Ding aus dem Boden. Von jetzt auf gleich hatten Baum und Kaktus jegliches Interesse aneinander verloren. Ihre Konzentration galt diesem Etwas, dass sich von Tag zu Tag weiter aus der Erde wagte. Nach einigen Tagen war es deutlich erkennbar. Ein grüner Strich hatte sich seinen Weg ans Licht gebahnt. Sofort geriet unser Kaktus außer Rand und Band.
„Endlich bin ich nicht mehr allein, kann mein Leben mit einem meiner Art teilen! Na, da schaust du dumm aus der Wäsche, du hässliches Stück Nichts!“
Und ja. Von einem auf den anderen Augenblick kam sich der Baum unendlich einsam vor. Mit wem sollte er sich streiten, nun, da zwei von der hässlichen Art da waren. Sie würden sich gegenseitig schön reden, und ihn links liegen lassen. Aber mit der Zeit wurde der grüne Strich immer dicker, hatte nun gar keine Ähnlichkeit mehr mit dem Kaktus.
„Schau nur, du Wicht. Er ist schon fast so dick wie ich. Und das Grün, ja das verliert sich auch noch mit der Zeit.“
Nun war es an dem Kaktus, wehmütig und traurig in die Welt zu schauen. Eben noch träumte er vom Leben zu zweit, und nun schien es, als sollte er den Rest seiner Zeit alleine sein. Der Kaktus hatte sich schon weit in sich zurückgezogen…er konnte das Lästern und Lachen des Baumes nicht mehr ertragen, als ein Wunder geschah. Von einem auf den anderen Tag wuchsen dem dicken grünen Stamm Dornen. Große dicke Dornen, wie er sie hatte. Was war das ein
Gebrüll.
„Ha, ha. Wer zuletzt lacht, lacht am Besten, du braunes missratenes Ungetüm. Schau nur, schau! Siehst du die Dornen?“
Und ja…natürlich sah auch der Baum die Veränderungen. Und mit jedem Tag nahm die Veränderung zu. Kein Zweifel. Dieser war zwar größer und kräftiger, doch eindeutig nicht seiner Natur. Nun war es an dem Baum, das hämische Gelächter des Kaktus zu ertragen. Ihm war, als ginge er ein. Was sollte er nun, allein in dieser ewigen Weite, noch hier? Ihm war nicht gut, und gerade, als er alle Blätter hängen ließ, geschah ein neuerliches Wunder.
Das grüne Ding, eben noch vollkommen fremder Natur, bekam Arme. Immer mehr und immer mehr. Und Blätter begannen zu wachsen. Blätter!
Was für eine Freude für unseren Baum. Da stand er nun. Doch was stand da eigentlich, fragte er sich?
Und nicht nur er. Auch der Kaktus war schon geraume Zeit am grübeln. Das war schon er, und doch auch wieder nicht. Da war…nicht zu übersehen, auch eine ganze Menge von diesem Typen da drüben. Ähnlich dachte der Baum. Und schließlich, weil er so gar nicht mehr weiter wusste, sagte er:
„Na ja. Gar nicht so hässlich, oder was meinst du?“
„Na ja. Er könnte ein wenig mehr von mir haben, aber eigentlich ganz nett anzuschauen. Dieses Grünzeug an den Armen kommt mit den Stacheln ganz gut zur Geltung wie mir scheint.“
„Der grüne Stamm macht sich auch ganz ausgezeichnet.“
Gerade hatte man den Eindruck, dass sich die Beiden näher kommen könnten, als der Kaktus meinte:
„Aber natürlich ist er von meiner Art“, worauf der Baum antwortete, dass so etwas nur ein Blinder behaupten könne.
Und schon waren die Beiden wieder mitten in ihrer Streiterei. Doch just in dem Moment, als sich die beiden Streithähne in sich zurückziehen wollten,
hörten sie aus der Mitte eine Stimme.
„Hallo ihr Beiden. Wollen wir Freunde sein?“
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Diese Welt ist so ekelhaft und abstoßend geworden, dass es einem nur schlecht werden kann.
Man hat mir heute ein JahresAbo eines Online-Pornokanals angeboten.
Im Tausch dafür sollte ich bei all meinen Facebook-Kontakten Werbung für einen Badreiniger machen.
Natürlich habe ich abgelehnt, denn ich bin moralisch gefestigt und habe einen starken Willen.
Genauso stark wie Axon, der flüssige Badreiniger mit spezieller Fettlöseformel.
Jetzt auch mit Zitronen- und Vanilleduft.
Erhältlich in einer praktischen 250ml Flasche mit Schwanenhals.
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Den Lauf der Zeit
Verraumschiffen
Richtung:
Scheiß drauf
Einfach sagen:
Jetzt und hier
Für alle Zeit...
...und darüber hinaus
Dem Schicksal
Einmal die Zunge rausstrecken
'Du kannst mich mal'
Schreien und dabei
Auf Teufel komm raus
Derwischen
Dass selbst die Gezeiten
vor Neid verebben
Daran glauben
Dass nichts ist
Wie es ist
Dass alles
Absolut alles
Sein kann
Und glauben
Fest
Daran glauben
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Du!
Jetzt gerade die Uschi und ich durch den Wald.
Klackklackisch gleichschrittisch nordisch walkisch.
Klack Klack.
Und eine Stille sag ich dir.
Nur unterbrochen vom Klacken der Stöcke.
200m später bergaufisch schnaufisch.
Und eine Stille sag ich dir,
nur unterbrochen vom Klacken der Stöcke,
dem gleichschrittisch bergaufischen Schnaufen.
Doch da!
Mitten in die fastige Stille hinein,
ein Specht! Er ruft uns. Erkennt uns.
Klopf, Klopf… ruft er.
Wir zurück: Klack, Klack!
Klopf Klopf…Klack Klack.
Und da, die wilde Sau!
Schnauf, Schnauf…sagt sie.
Wir ihr gleich im bergaufischen Takt:
Schnauf, Schnauf.
Und der Specht: Klopf Klopf
Und der Mensch: Klack Klack
Und die Sau: Schnauf Schnauf
Und der Mensch schnauft auch.

Und über allem eine Stille, sag ich dir!
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Man möchte wen zitieren
Der was ganz Kluges dazu sagte
Möchte shakespearieren
Eine neue Sprache konzipieren
Aus der nur du sprichst

Aber da ist nichts, außer diesem
‚Ich liebe dich‘

Man möchte Gott sein
Eine jungfräuliche Welt erschaffen
Dort hätten meine Worte Bestand
Weil sie nur dir allein gehörten


Aber da ist nichts, außer diesem
‚Ich liebe dich‘
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
wirklichkeiten.

gegen mittag ging ich mit meinem hund spazieren. ich mache das immer so. alleine bin ich so müde…mit meinem hund, auch wenn er tot ist, ist es ganz ok. wir gehen immer den gleichen weg. der tod ändert nichts daran…
…wir gehen also, wie immer, an den gärten vorbei. vorbei am garten der alten asiatin, die dort stets auf dem boden kniet und vor sich hinmurmelt. spricht man sie an, hebt sie den kopf und lächelt. dabei nickt sie unablässig mit dem ganzen körper.
sie hält mich für einen buddha, denke ich.
ich fragte sie mal, warum sie ständig auf dem boden kniet und murmelt. sie sagte, man müsse dem reis gut zusprechen, sonst könne er nicht wachsen. aber hier wächst kein reis, antwortete ich ihr. das könne nur daran liegen, dass ihre ansprache nicht gut genug sei, meinte sie.
gegenüber ist der garten vom alten mayer. ja, genau…arschloch-mayer. in stalingrad hat ihn ein schrapnellsplitter am hirn gekitzelt. die russen haben ihm ´ne metallplatte in den kopf gemeißelt. von da an war er arschloch mayer. alle menschen, denen er begegnet, schreit er an:
du arschloch, arschloch du!
na ja…für die, die ihn nicht kennen, ist es schon blöd, aber wir hier im dorf haben uns daran gewöhnt. alles arschlöcher für ihn. auch die tiere. nur die hunde nicht. die hunde lieben ihn und er die hunde. auch mein toter hund.
ich stehe also da und grüße arschloch-mayer… und er antwortet direkt: arschloch, du arschloch du!
dann sieht er meinen hund und kommt zum zaun. mein hund beginnt wie krank mit dem schwanz zu wedeln und mayer registriert das und lächelt. ich frage mich wirklich, wie mayer einen toten hund sehen kann.
ein stück weiter des weges sitzt ´ne einsame krähe auf einem einsam dastehenden baum und erkrächzt uns was von der melancholie des herbstes. mein hund mag weder herbst noch krähen. wütend bellt er herbst und krähe an, worauf sich der vogel verzieht. der herbst bleibt.
hier draußen im feld hat die sonne keine chance gegen den wind. die spuren der störche sind längst verweht. vom himmel winkt eine drachenwolke. ein stattlicher bursche. mit seinem schwanz ersticht er die sonne, worauf sie vom maul des drachen verschluckt wird.
ohne sonne macht es hier echt keinen spaß. mein hund meint, wir sollten gehen.
zwischen den fachwerkäusern lässt es sich gut vor dem wind verstecken. winfried steht am briefkasten und unterhält sich mit ihm. das macht er immer so. er hat sonst niemanden zum sprechen. seine mama ist bei der geburt gestorben. er beinah auch. sein hirn hat zu wenig sauerstoff gekriegt, irgendwie. dann hat ihn oma großgezogen. aber oma ist nun auch schon lange tot.
winfried ist knecht. er hilft den bauern mist wegmachen und so. der bechtebauer hat mal gesagt, wenn der winfried mit den kühen spreche, wäre die milch noch mal so gut. er hätte so eine beruhigende stimme. na…ich weiß ja nicht. winfried stottert wie blöde. bis der guten morgen gesagt hat, ist es guten abend. mir soll´s recht sein. kühe sind eh blöd.
ich frage winfried, mit wem er denn spreche. mit dem brief von der hübschen jungen frau dort, antwortet er. das sei ein liebesbrief für ihn und er beantworte ihn gerade. der winfried hat echt einen hau, sage ich euch.
mit seiner linken hand öffnet und schließt winfried den deckel des briefkasten und spricht dabei mit verstellter stimme, die wohl die frau sein soll. anschließend antwortet er ihr mit seiner stimme.
>ich geh dann mal lieber>, sag ich, schnapp mir meinen hund und geh.
so! jetzt habe ich euch alles wichtige von heute erzählt. nun gehen wir schlafen. gute nacht bild. gute nacht gummibaum und gute nacht mein lieber stuhl. und all ihr anderen…schlaft auch gut.
gut, dass ich nicht alleine bin, denke ich für mich und schließe die augen.
 
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Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Eine große graue stille
liegt über der see.
Vergiss es!
Die see ist prosaisch,
niemals gedicht!

Da stehe ich.
Ursprünglich.
Warte auf etwas.
Doch die see hat die erwartung
längst mit sich genommen.

Da stehe ich.
Und wie ich da stehe
werden die wörter in meinem kopf
immer kleiner.

Bedeutungslos.

Ein gescheiterter entwurf.
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Du!
Jetzt sitze ich mit der Kokosnuss am offenen Fenster
und träume von auf und davon, hin und weg.
Ei die weil ich gestern draußen so am Laufen.
Und was bot mir der Tag?
Schlagseite!
Richtung: Wer weiß...
...wälzte sich der Tag mühselig von Grau ins lichte Licht
Hinein, hinaus.
Von ist bis geht, von bleib, vielleicht, vielleicht auch nicht.
Ich fühlte mich dabei wie beim Anblick der verwaisten Storchennester.
Flügellos.
Von wegen wieder mal den Abflug verpasst.
Aber was wäre, flöge man mit den Störchen gen Süden?
Keine Ausschläge mehr...immer dem Licht hinterher.
Entkämen wir dem Wesen, das in uns schlummert?
Dieses Dunkelwesen.
Und könnten wir das Licht feiern, wüssten wir nicht um die Nacht?
Ich denke nicht!
Wir brauchen die flügellose Zeit.
Und dann, im Frühjahr, wenn das Licht Einzug hält,
spüren wir es zwischen den Schulterblättern.
Fühlen, wie uns wieder Flügel wachsen.
Lernen wieder fliegen. Wieder und wieder,
dem Licht entgegen.
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Du!
Jetzt is mir die Mayern begegnet.
Weißt schon…die Mayern!
Die, die schon immer alt war.
Drinnen und draußen.
So eins von den vorsintflutlichen Geschöpfen.
Kirchenvorstand und überhaupt lieber Gott.
Eigentlich umgeh ich die.
Aber heut keine Chance.
Drückt mir uff de Gass das Kirchenblättchen in die Hand.
Und gleich losgedönst.
Von wegen dem Virus.
Wie schlimm das alles sei.
Aber wir wären ja selbst schuld daran.
Ei die weil wir so sündig leben.
Und da hat uns der liebe Gott ein Zeichen geschickt.
Von wegen Rückbesinnung und so.
Ich dann gleich mal nachgefragt,
ob lieber Gott und Tod bringen so im Einklang stünden.
Worauf sie…ich solle an Sodom und Gomorra denken,
oder an die Sintflut…oder an Adam und Eva.
Ja…Adam und Eva sei das richtige Gleichnis.
Vertreibung aus dem Paradies.
Un da is die Mayern so richtig in Pfad gekommen.
Ich sei ja so ein typisches Beispiel für die Zeit.
In de Kirchgass wohne, aber zu keinem Gottesdienst komme.
Als ich ihr darauf antwortete, dass sie doch nicht wirklich glaube,
dass Gott in so ein dunkles unnatürliches Gebäude käme, nur
um dem dummen Gebabbel und dem Singsang zu lauschen,
verwandelte sich die Mayern in einen Feuermelder.
Was dann kam war eine Kakophonie, nein, eine Kackophonie
aus Beleidigungen, Verwünschungen und haste nicht gehört.
Meine Reaktion?
Wir hatten wegen der Umstände Abstand gehalten.
Doch jetzt zog ich mir meine Maske an.
Da war die pure Angst, dass dieser Wahnsinn ansteckend sei.
 



 
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