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Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Du!
Jetzt hat´s gerade geklopft.
Ich die Tür auf und geguckt.
War´s der Herbst.
HuidiePui kam er ins Haus geweht.
Rauschte was von wegen er wär´ auf dem Durchzug.
Und gerade…in mein ‚aber‘ hinein,
folgt ihm der volle Mond.
Ich jetzt…‘wie jetzt‘ worauf der Herbst:
Nur so!
Und er, der volle Mond:
Mir war danach…und außerdem ist´s kalt.
So kalt, jammert auch der verwehte Herbst.
Und nass!
Worauf der Regen geradewegs bzw. ab
wie auf Kommando im Haus erschien… nieselnd:
Ach was!
Was willste denn, von wegen nass?!
Bist doch der alte Herbst. Was wäre der denn,
du denn, so ohne Regen, nass?
Ein trockner Herbst halt, schnieft der Herbst.
Und ich bin unsichtbar, bist du erst da,
erbost der volle Mond, dem Regen entgegen.
Und ich, schimpf ich, brauch euch alle nicht.
Worauf ein zeterisches Jammern erschallt:
Na gut, dann gehen wir halt.
Türe auf mit HuidiePui und Mond hinaus,
Regen nieselnd hinterher.
Am End der Herbst: So wartet doch auf mich!
Zurück bleib ich,
geschmückt mit einem Kleid aus nassem Laub.
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Es dachte und trank gegen die Zeit


Am Anfang war das Blatt Universum unbeschrieben
Kein Punkt kein Komma
Weder Frage noch Ausrufezeichen
Doch es war alles schon da
Immer da
Denn alles bestand und besteht aus Gedanken

Und gerade als der zwölfte Ton der Kirchglocke
Den neuen Tag begrüßte
Klatschte eine demente Fledermaus gegen das Fenster
Das in der Nacht zuvor nicht da

Ich erwachte mich fragend
Wer da ans Fenster geklopft
Öffnete es
Und lauschte mit erigierten Ohren
Dem Treiben der Nachbarn

Man muss etwas tun
Während man auf den Tod wartet
Dachte ich

Und eine Stimme
Die aus einem anderen Brunnen zu kommen schien
Sprach mit dem Klang der bittren Süße der Erfahrung:

Je älter man wird
Umso mehr wird man zu Grünzeug
Einem Möbelstück
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Kurz vor 24Uhr

Ich blicke aus dem Fenster
In die Ewigkeit
Einer unendlichen Nacht

Der volle Mond lächelt dazu
Plattitüde [ich weiß]
Scheiß drauf
Er lächelt...

...und Bogart zwinkert mir wissend
Vom Fenster gegenüber zu

Das Unbewusste
Hat sich ein Netz gewebt
Es beginnt zu vibrieren
Eine Melodie erklingt

Sie folgt meinen Gedanken
Hinein
In die perfekte Welt
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ihr Dutt gleicht einer chaotischen Galaxie.
Es unterschied sich nur unwesentlich von der in ihrem Kopf.
Ihr Ich hat sich schon vor langer Zeit von ihr verabschiedet.
Sie kreist immer näher um das Zentrum ihres Kosmoversums,
in deren Mitte ein schwarzes Loch auf sie wartet.
Hin und wieder ist es ihr, als kenne sie einen der Sterne,
der sie umgibt. Doch das Licht der Sterne leuchtet nur noch schwach.
Mit jedem Schritt darauf zu, entzieht es sich ihr.

Bei meinem gestrigen Besuch nannte sie mich Hans.
Gerne übernahm ich die Rolle meines Opas.
Why not...war ich doch schon Sohn, Onkel, Freund, Geliebter.
In diesen Momenten des scheinbaren Erkennens,
ist sie ein heller Stern.
Ich nehme teil an dem, was einst ihr Leben war.
Ihre Augen, sonst untergegangene Sonnen, leuchten,
nur um sich mitten in einem Gedanken zu verschleiern.

Was wohl hinter dem Erinnerungshorizont auf sie wartet?
Vielleicht ein Stern.
Dieser eine Stern,
der wir selbst und alles sind.
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Du!
Jetzt sah ich grad das Video der 22-Jährigen aus Kassel,
die meinte, sie fühle sich wie Sophie Scholl seit sie im Widerstand sei.
Vor ein paar Tagen das Mädchen.
Es konnte ihren Geburtstag nicht feiern wie sie wollte,
und fühle sich deswegen wie Anne Frank.
Drüben in den Staaten glaubt einer er sei Gott.
Und überall Herrscharen von Lämmern,
die blöckend hinter ihnen herlaufen.
In mir: Tiefdruckstille.

Wir müssen da was übersehen haben,
in den letzten Jahren.
Ein schweigender Irrsinn, der nur darauf wartete,
dass ihm die Tore geöffnet werden.
Und es scheinen mir Tore zu sein,
die nicht mehr geschlossen werden können.
Keine Wege, keine Brücken, kein Land,
nicht einmal eine Insel.
Und in mir: Tiefdruckstille.
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Memento mori

Zarte
den Himmel verschleiernde Wolken
Ein wenig bewegt durch ein Licht
das von außen hereindringt

Kleine Dinge
die alles abfedern
 
Über deinen Eintrag vom 22. denke ich gerade nach (Janas Entgleisung und die unwürdige Möchtegern-Anne-Frank). Nein. lieber Otto, so sehr überrascht bin ich nicht. Ähnlich gezogene und dabei ganz unzutreffende Parallelen kann man seit vielen Jahren hören oder lesen. Eine der Ursachen scheint mir der allgemeine Umgang mit dieser Vergangenheit zu sein. Martin Walser hat in seiner Paulskirchenrede 1998 die Diagnose Intrumentalisierung von Nazizeit und Massenmord gestellt. Das war vielleicht nur auf eine Seite des politischen Spektrums gemünzt und wurde entsprechend heftig kritisiert. Dennoch überzeugt mich seine Analyse. Derselbe Missbrauch ist bis heute quer durch alle Lager zu beobachten. Jana macht nichts anderes als ein deutscher Außenminister, der Auschwitz für einen fragwürdigen Kriegseinsatz bemühte. Beides gehört mit Schärfe zurückgewiesen.

Was ich schlimmer finde: Dass Jana für breite Schichten heute anschlussfähig ist, gerade jetzt in der Pandemie. Sie würden es gewöhnlich nicht so krass ausdrücken, aber auch in ihnen ist derselbe Drang, sich selbst zu bemitleiden, die Neigung, die persönlich erlittenen oder eingebildeten Nachteile und Beschränkungen für eigentlich unentschuldbar zu halten, die Tendenz, sich als Zuschauer in einer passiven Rolle zu sehen, die überkritisch die Darsteller auf der Bühne (Politiker, Wissenschaftler) beurteilen dürfen. Da hat sich ein Ungeist breitgemacht, ein defätistischer Pseudoindividualismus. Mir tun die Verantwortlichen leid, die gegenüber dieser Mentalität eine rational begründete Krisenbewältigungsstrategie entwickeln und durchsetzen sollen.

Was sich in Europa abspielt, geschieht vor den Augen der ganzen Welt, einer Welt, in der das gesamte Machtgefüge ins Rutschen gekommen ist. Die Dominanz des Westens ist Geschichte. Dennoch frönen wir einem durch nichts mehr begründeten kulturellen Hochmut. Immerhin scheint darüber inzwischen unter den besser Informierten eine Debatte in Gang gekommen zu sein.
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Hallo Arno,

die besser Informierten debattieren mir zu sehr unter sich, überlassen den Irren die Bühne. Na ja...für mich habe ich eine Lösung gefunden:

Ich habe mir dieses Jahr meinen Adventskalender selbst gebastelt.
Hinter jedem Türchen ein anderes Beruhigungsmittel.

In diesem Sinne: Bleib gesund und lautstark, Arno!
 

John Wein

Mitglied
dank dir, lap!

wenn man sie nur alle bewahren könnte, diese halbtraumwandlerischen gedankengänge, die uns im übergang zum schlaf begegnen. wie oft sage ich mir, daran musst du
dich erinnern, wenn du aufwachst. aber pustekuchen.

aus dem traum
aus dem sinn
Ja, so isses! alles hin und wech!
aufgeräumt, platz für neues,
schade,
da ist so viel in mir was zu erzählen wäre.
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
He John,

werde zum Tagträumer. Überlasse dich dir. Blicke in deine Schatten, dein Licht. Dann lass es sein.
Lass es einfach sein. Und mit der Zeit...
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Durch die große Nichtsöde
Der Moore Dunkelheit
Trägäugig
Der Seele Besinnungslosigkeit hingebend
Wate ich
Den Blick scheinwerfergleich
Aufs Ausweglose gerichtet
Richtung 'Was weiß ich'
Und bete vor mich hin

Ich bin
die Knarre,
der lila Ameisenbär,
die Papierflügel,
das Desaster,
die Lawine
das Herz
und die Liebe

Hereinspaziert
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Alles ist dunkelbunt.

Mir ist nach Kastanien, Tee,
einem offenen Feuer.

Ich führe Gespräche
mit den Spinnen, die meine Ecken
und Winkel dekorieren.
Gebe ihnen Namen.
Eli ist besonders.
Ihre Netze sind anders.
Ungleichförmig.
Ein Gespinst aus Verlorenem.

Ob sie um den Dezember weiß?

Alles ist dunkelbunt
in dieser Zeit.
 
G

Gelöschtes Mitglied 14616

Gast
Dunkelbunt?

Ja, so ist das wohl ...

Otto, hier schaue ich immer wieder gern rein.
 

John Wein

Mitglied
He John,

werde zum Tagträumer. Überlasse dich dir. Blicke in deine Schatten, dein Licht. Dann lass es sein.
Lass es einfach sein. Und mit der Zeit...
Und die Zeit ticketack, ticketack, lieber Otto, geht einfach weiter in immer gleichem Maße ohne Einhalt, ohne Einschnitt, ohne Rücksicht, ticketack, ticketack, blickt nicht ins Helle der Vergangenheit zurück ticketack ticketack, schaut immer vorwärts nur ins Dunkel unserer Zukunft, ticketack, ticketack.
 

revilo

Mitglied
Alles ist dunkelbunt.

Mir ist nach Kastanien, Tee,
einem offenen Feuer.

Ich führe Gespräche
mit den Spinnen, die meine Ecken
und Winkel dekorieren.
Gebe ihnen Namen.
Eli ist besonders.
Ihre Netze sind anders.
Ungleichförmig.
Ein Gespinst aus Verlorenem.

Ob sie um den Dezember weiß?

Alles ist dunkelbunt
in dieser Zeit.

dunkelbunt........das gefällt mir......
 



 
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