Du.
Gestern sind die Krähen so was von um den Kirchturm geflogen.
Quasi Flugshow für den lieben Gott.
Vollkommen schwerelos.
Mein Kompliment.
Von da oben haben die auf die Böttchern runterschauen können.
Wie sie da unten auf ihren Krücken entlang iss.
Wie eine Giraffe.
Weil musst du wissen.
Die Böttchern hat mit ihrem staksigen Gang schon wie ´ne Giraffe ausgeschaut.
Natürlich nur von oben, versteht sich.
Linke Krücke vor. Gleichzeitig linke Schulter nach vorne.
Und dabei rechtes Knie nach außen.
Und dann umgekehrt.
Rechte Schulter, linkes Knie. Quasi Giraffe. Keine Frage.
Du…die hat mit Schulter und Knie die Welt erstochen.
Und muss ich sagen: Mein vollstes Verständnis.
Weil die Welt hat der Böttchern schon arg zugesetzt.
Erst hat ihr der Krieg den Mann genommen.
Nicht gefallen. Mehr so gefallen worden.
Weil der mit dem Hitler nicht so konnte, wie die gerne wollten.
Knast, und haste nicht gesehen, war er weg.
Und die Böttchern hat nie einen Ort für ihre Trauer gehabt.
Beim Sohn schon, muss ich sagen.
Weil der liegt auf dem Friedhof, hier in Delkenheim.
Aber war auch nicht so schön für die Böttchern.
Als er da eines Morgens im Zimmer baumelte.
Ganz ohne warum. Kein Abschied, nichts.
Und jetzt ist auch noch der ihrn Hund gestorben.
Der hatte sie immer auf ihrem Weg begleitet.
Immer so traurig geguckt.
Als würde der die Trauer seines Frauchens mittragen.
Nun muss sie alles allein schleppen.
Die ganze Last. Und du…siehste gleich.
Jeder Schritt ein Leben.
Glaubste, die will gar nicht heim.
Weil, was wartet da schon?
Nur diese Stimmen aus einer toten Welt.