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Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Heute ist die Nacht der Laurentiustränen
Wer kann wird seinen Blick auf Perseus richten
Und viele werden
so sie ein geschnupptes Licht erhaschen
ihre Wünsche dorthin schicken
denn das Kind der Hoffnung wohnt in allen von uns
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Es war als gäben sich die Gezeiten die Hand
Verlören friedvoll voller Freude ihren Verstand
Gingen ineinander über um zu sehen

Heraus kam ein großes Verstehen
Vom Kommen und Gehen

Vom Kommen
Und Gehen
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Untermalt vom monotonen Gesang der schwarzen Falken
und dem endlosen Rauschen der mobilen Gesellschaft,
schwebt der volle Mond durch mein nächtliches Zimmer
und erzählt mir Geschichten, für die es keine Worte gibt.
Freddy, mein vollmondtrunkener Kater, fühlt sich geneigt
ihm eine atonale Arie zu singen und Anton, den kaum etwas berührt,
bläst einen schnarchenden Blues dazu. Ich blicke in Gedanken
aus dem Fenster um heimlich ins Fenster lugen zu können.
Nachtwandlerisch stehe ich im nächtlichen Zimmer.
In meiner Hand eine Glühbirne, die monden den Raum erhellt.
Ich rezitiere:
Heute Abend werde ich zum vollen Monde wandern,
mit einem Klappstuhl im Gepäck.
Ich werde mir ´nen Platz im Meer der Ruhe suchen,
in einem Krater, nicht zu tief, so dass mein Blick gerade so…
…über den Rand hinweg auf unsre Erde fällt.
Meine Augen werden tauchen, tief ins blaue Blau hinein,
und dort, ganz unten, am Grund des tiefen blauen Blau,
werd´ ich mit mir allein im Reinen sein.
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Wie Amélie

Ich hab wie Amélie
den himmel heut´ betrachtet,
doch weder has´
noch teddybär erblickt.

Da war etwas,
das könnte man
als blaues meer
benennen,
mit inseln
aus weißem zuckerguss.
Dazwischen
lächelte der mond
- mattgraumattiert -
nicht wirklich da,
nicht wirklich fort.
Engelsflügel
übten still und leise
für den ersten flug
und irgendwo
dort oben,
zwischen tag
und traum
da war auch ich

Ich hab wie Amélie
den himmel heut´ betrachtet
und fand ein kleines stück
von mir
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Den Lauf der Zeit
Verraumschiffen
Richtung:
Scheiß drauf
Einfach sagen:
Jetzt und hier
Für alle Zeit...

...und darüber hinaus

Dem Schicksal
Einmal die Zunge rausstrecken
'Du kannst mich mal'
Schreien und dabei
Auf Teufel komm raus
Derwischen
Dass selbst die Gezeiten
vor Neid verebben

Daran glauben
Dass nichts ist
Wie es ist

Dass alles
Absolut alles
Sein kann

Und glauben
Fest
Daran glauben
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Du!
Jetzt gerade die Uschi und ich durch den Wald
Klackklackisch gleichschrittisch nordisch walkisch.
Klack Klack.
Und eine Stille sag ich dir.
Nur unterbrochen vom Klacken der Stöcke.
200m später bergaufisch schnaufisch.
Und eine Stille sag ich dir,
nur unterbrochen vom Klacken der Stöcke,
dem gleichschrittisch bergaufischen Schnaufen.
Doch da!
Mitten in die fastige Stille hinein,
ein Specht! Er ruft uns. Erkennt uns.
Klopf, Klopf… ruft er.
Wir zurück: Klack, Klack!
Klopf Klopf…Klack Klack.
Und da, die wilde Sau!
Schnauf, Schnauf…sagt sie.
Wir ihr gleich im bergaufischen Takt:
Schnauf, Schnauf.
Und der Specht: Klopf Klopf
Und der Mensch: Klack Klack
Und die Sau: Schnauf Schnauf
Und der Mensch schnauft auch.
Und über allem eine Stille, sag ich dir!
 

John Wein

Mitglied
du solltest dir mal das monotone Klack .....Klack....Klack......Klack......Klack..... auf Kastiliens weiten Hochebenen ins Ohr gehen lassen und dann den Horizont in der fernen Weite suchen! Da gehste nicht nur, sondern auch in dich. In 2 Wo hörste klickediklack auf den Stadtstraßen in Salamanca. Ich in schon ganz. hibbelig!
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Ja, ja...die Vorfreude. Ich gönne sie dir von Herzen, von meiner Freude beim Begleiten deines Weges ganz zu schweigen.
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Mein Freund der Riese,
legte sanft einen Arm um meine Schulter,
flüsterte ein Vater unser und sprach
von der Welt dort oben,
wo nur er lebe, und die Vögel,
die sich ab und an auf seinem Kopf niederließen,
und Lieder sangen, die nur er verstand.
Manchmal, so erzählte er, wenn sich die Wolken
gleich einem Schal um meinen Hals legen,
fühle ich mich ganz allein. Dann ist es,
als sei die Welt verloren, und ich frage mich,
worauf meine Füße ruhen.
In solchen Momenten vernehme er eine Stimme,
die ihm sagt, dass es die Ewigkeit sei.
Schlaf gut, mein lieber Riese.
Auf der Fensterbank sitzt eine Drossel. Sie beobachtet mich. Wie das wohl ist?
Dieser Blick ins Unnatürliche.
Heute besuche ich meinen Freund, den Riesen.
Er wartet gewiss schon auf mich.
Die Zeit fließt anders für ihn.
Er misst sie an der Länge der Wurzeln,
der Wärme und Kälte der Erde.
Jede Bewegung ist ein Zeichen.
Mein Freund, der Riese, mag grüne Steine.
Nie käme ich ohne einen Stein zu ihm.
Ein Turmalin fehlt noch in seiner Sammlung.
Es fehlt überhaupt nur noch dieser eine Stein.
Ich lernte Ephraim, den liebenswürdigen Riesen, zu Beginn meiner neuen Zeitrechnung kennen.
Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie Eichberg: 8 Monate Therapie. Weg von den Drogen.
Ephraim war auch dort gewesen. Lange vor meiner Zeit. Er war Jude und litt unter Hypersomie,
auch Riesenwuchs genannt. In ihren Augen war er doppelt abartig.
Eine Schande für die Menschheit. Aber man konnte gut mit ihm und Tausenden seiner Landsleute experimentieren.
Wie lange konnte ein Mensch wie er ohne Nahrung leben? Mit einem Glas Wasser pro Tag. Lange. Sehr lange.
Lange genug um diesen Riesen zu demütigen, diesen jüdischen Spargel. Brachen die Knochen bei Ephraim schneller?
War er belastbarer? Empfand ein Jude, zudem eine solch hässliche, von Gott gestrafte Kreatur, überhaupt Schmerzen?
Es galt vieles zu erforschen.
Ich sah Bilder von Ephraim, dem sanften Riesen. Bilder zu Lebzeiten. Ein Mensch, Augen voller Angst…
Bilder nach seinem Tod. Auf dem Seziertisch. Lächelnde Ärzte um einen aufgeschlitzten Körper stehend.
Einer, den Oberschenkelknochen von Ephraim triumphierend und lachend in der Hand haltend.
Ein Mahnmal erinnert an Ephraim und all die Anderen, die von ihrer Art oder Herkunft als „entartet“ galten.
Heute habe ich Ephraim den Turmalin gebracht. Den letzten Stein.
Nun ziert ein grüner Davidstern die Gedenkstätte auf dem Eichberg.
Schalom Ephraim
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Du!
Jetzt…also heute Morgen.
6:00Uhr.
Ich wach geworden.
Also nicht dass du denkst.
Von wegen schwache Blase und so.
Wobei…
Wo war ich?
Ach da!
Wach geworden und gelauscht.
Noch mal gelauscht und gedacht:
Was fürn Idiot macht da so `nen pfeifigen Lärm?
Konnste gar nicht eindeuten.
War so was wie ein technisches Pfeifen.
Ich ans Fenster und geguckt ob ich´s sehen kann.
Also nicht das du denkst.
Sehen ob ich sehen kann woher das Geräusch kommt.
Aber nix.
Jetzt sind wir beim ‚wobei‘…siehe oben.
Ab auf die Toilette.
Und du!
Da hat´s auch gepfiffen.
Ich jetzt so am denk: muss hier aussem Haus kommen.
Also überall rum und am lauschen.
Wenn de so im Halbschlaft am rumlauschen bist,
kriegste ja auch nicht wirklich was auf die Reihe.
Bis auf einmal, so mir nix dir nix, mein Hirn angeklopft hat.
Erst so leise, dass ich gar nix verstanden habe.
Ich dem Hirn gedacht, dass es doch mal lauter denken soll.
Von wegen ‚hier pfeift’s‘!

‚Also Alter. Biste dann so schwer von Kapee?
Du pfeifst, Alter. Du Pfeife, du!‘

Ich so für mich…Alter, da haste aber ein pfiffiges Hirn.
Hirnscheuklappen abgenommen und denk: Hörsturz!
Ja…geil man.
Fehlt grade noch, im lenkischen Ersatzteillager.
Aber aufgeben gilt nicht.
Also ab ins Bett und das Pfeifen überhören.
Einfach so tun, als ob es gar nicht da sei.
Kampf, sag ich dir.
Ich Buddhist…Marke ommmm.
Das Pfeifen Marke Bruce Lee.
Er mir immer Backpfeife verpasst.
Da half das beste Ommmen der Welt nicht.
Aufgabe.
Mein Kopp den Film ‚Schlaflos in Delgem‘ am abspulen.
Zeit totschlagen.
Ei die weil du dich auf nix konzentrieren kannst.
Alles nervt unsäglich.

Um 9:00Uhr Termin beim Ohrenarzt.
Die mir Kopphörer aufen Kopp und dann ging’s los.
Pfeifen hier, pfeifen dort. Rechtes Ohr volles Programm.
Aber links hat da was gefehlt.
Da war ein Ton, den konnte ich nicht hören.
Ei die weil es genau der Ton war, der in mir tönt.
Aufem Diagramm Auflösung.
Linkes Ohr schwerer Hörsturz.
Also rein mit dem feinen Cortison.
Tagelang.
Keinen Stress, hat der Doc gesagt.
Aber wie soll das funksen?
Das Pfeifen ist Stress pur.
Wär ich doch nur gläubig. Aber nix!
Bleibt die Hoffnung auf Hoffnung.
Noch ist sie nicht vorhanden.
Das Pfeifen pfeift drauf.
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
manchmal schaust du mich an
und beginnst zu weinen.

als wäre da ein stilles erkennen,
ein wissen um etwas, das man nicht deuten,
aber dennoch fühlen kann.
in solchen momenten muss ich innehalten.
mich zurücknehmen.
mich selbst davor bewahren dich zu fragen,
ob du um mich weißt.
muss mich von deinen tränen tragen lassen.

tragen lassen.
über die dunkle dunkle see.
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Du!
Jetzt cornflake ich wieder durch die Natur.
Weißt schon! Blätterwald und Einzelblatt.
Wobei ich eher der Einzelblattcornflaker bin.
Immer auf der Suche nach dem passenden Blatt.
Trocken und aufgewölbt müssen sie sein.
Und natürlich kross.
Haste vor dir auf dem Weg eines gefunden,
gilt es die Schritte abzuwägen.
Alles muss passen.
Dann dieser Augenblick.
Du triffst das Blatt, volle Lotte.
Krrrk!
Hammer. Perfekte Ausführung, perfektes Blatt.
Ein 100%iges Krrk.
Aber kaum haste dich davon erholt,
da vor dir auf dem Gehweg eine Kastanie.
Jetzt gilt es.
Volle Konzentration.
Anpeilen. Messilike!
Mit voller Kraft die Kastanie erwischen.
Wow!
Sie rollt und rollt.
Das könnte ein neuer Rekord werden.
Du zählst die gelaufenen Meter bis zur Kastanie mit.
Und ja!
Weltrekord!
Was für ein geiler Tag.
 

John Wein

Mitglied
Mein Freund der Riese,
legte sanft einen Arm um meine Schulter,
flüsterte ein Vater unser und sprach
von der Welt dort oben,
wo nur er lebe, und die Vögel,
die sich ab und an auf seinem Kopf niederließen,
und Lieder sangen, die nur er verstand.
Dein Ephrahim habe ich schon so lange im Kopf! Du hast ihm ein liebevolles Denkmal gesetzt, so unglaublich gefühlsvoll!
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Das Haus sah aus, als würde es nur vom Efeu gehalten werden, der an den Mauern entlang kroch.
Ich hatte es anders in Erinnerung. Damals, als es mir noch Schutz vor der Welt bot, war es eine Burg, die der Welt außerhalb den Wänden trotzte. Hier verkroch ich mich vor dem Schatten.
Ja, es war nur ein Schatten, doch dieser Schatten hatte die Macht mich zu durchdringen, nein, er besaß die Macht sich meiner habhaft zu machen. Wie alle Schatten besaß auch dieser die Macht einem Licht vorzugaukeln. Auch wenn dieses Licht nur selten zu Tage trat, war es doch die Erfüllung all meiner Sehnsucht. Man gab sich ihr hin, wohlwissend um den trügerischen Glanz.
Immer und immer wieder vertraute man dem trügerischen Schein, gleich einem Reh im Scheinwerferlicht.
Mit der Zeit lernte ich.
Ich lernte zu erkennen, wann sich die Schatten des Lichtes bemächtigten. Es war ein langsamer Vorgang, dem Sonnenuntergang nicht unähnlich. Eine dunkle Maske legte sich nach und nach auf das helle Angesicht und vergrub jeden Hoffnungschimmer, gleich einer Wolke, die sich vor die Sonne schiebt.
Hatten die Schatten erst einmal die Macht übernommen, sie zeichneten sich in tiefen Falten ab, war alles danach nur eine Frage der Zeit. Erkannte ich die Zeichen zu spät, wurde auch ich zu einem Schatten. Anders wäre ein Überleben nicht möglich gewesen. Ich verkroch mich in meinem Schatten, um das Licht in mir nicht zu töten. Erkannte ich aber die Zeichen rechtzeitig, floh ich an jenen Ort, dieses verlassene Haus, das mir Schutz bot, war es doch so verlassen wie ich. Es war, als umarmten wir uns in unserer einsamen Verlassenheit, Geborgenheit suchend.
Warum es noch steht? Ich habe keine Ahnung.
Als hätte man meine Erinnerungen bewahren wollen. Ein schlechter Witz! Ich trage die Schatten in mir, sehe sie bei jedem Blick in den Spiegel.
Efeu bin ich geworden.
 
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John Wein

Mitglied
Was wäre das Licht ohne Schatten..... nichts.

ich mag deine tiefsinnigen Betrachtungen, so schreibt man nur in der Reifezeit. (wenn Ernte ist)
 

Otto Lenk

Foren-Redakteur
Teammitglied
Du!
Jetzt die Karin.
Kennste ja…nich, macht nichts.
Also die Karin.
Iss ja eine von den ewigeiligen Menschenkindern.
Marke: Gudde…wie geht´s…und schon isse weg.
Fragste dich: Was issen los?
Ei die weil die Karin hat eigentlich alle Zeit.
Der läuft nix weg.
Aus ihrn Mann.
Der iss nämlich damals mit der Inge abgehauen.
So mir nix dir nix.
Kennste ja.
Nich? Sei froh!
Aber die Geschichten kennste schon.
Von wegen: Ich hol mir noch ein Päckchen Zigaretten.
Aber bei der Karin ihrn Mann war´s tanken.
Schnell noch ma tanken. Iss grad so günstig.
Und dann hat der die Inge abgeholt und Tschüss!
Mit der Karin ihrm Auto.
Kannste ma sehen.
Des war damals Tages- nein Wochenthema.
Was ham die Leut so alles geschwätzt.
Von wegen die Karin wär ja selbst Schuld gewesen.
Immer ihrn Mann so gegängelt.
Der hätt ja gar keine Luft mehr zum Atmen gehabt.
Glück hättse gehabt, die Karin.
Ei die weil der ihrn Mann wär schon immer so `en Schluri gewesen.
Wie der die Frauen angeguckt hätt.
Ausgezogen mit den Augen…frag nicht!
Geschichten wurden da erzählt.
Sodom und Gomorrha Scheißdreck dagegen.
Wo war ich?
Ach da!
Tja…unser Karin!
Vielleicht fühlt sie sich auch wie `ne Getriebene.
Ei die weil die ja bestimmt von all dem Geschwätz gehört hat.
Und jetzt isse auf der Flucht.
Vor uns liebe Leut hier im Dorf.
 
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